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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
Autoren: Alison Sinclair
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wäre es bedeutend lieber gewesen, sie hätte derartige Fragen nicht gerade jetzt beantworten müssen, und gewiss nicht in einer Kutsche, auf der obendrein Wachen mitfuhren. »Sie gehörten außerdem zu dieser Gruppe, die auf Guillaume di Maurier geschossen und ihn einfach sterbend liegen gelassen hat. Als ich … Als er mir erzählte, wo Florilinde festgehalten wurde, hat er sich an die beiden erinnert.«
    Darüber hinaus hatte sie di Mauriers Hand gehalten, und mit ihrer Magie seine Todesqualen gelindert. Ein jeder Magier, ganz gleich wie viel Macht er besaß – selbst ein Magier ersten Ranges wie Ishmael di Studier – , war in der Lage, mithilfe von Berührungen Gedanken zu lesen.
    Und aus eben diesem Grunde hatte Vladimer ihr vorsichtiges Angebot, seine Wunde zu heilen, sobald sie allein wären, überaus schroff zurückgewiesen. Er gestattete dem Apotheker, ihm einen Verband anzulegen, aber dessen Warnung, dass die Verletzung einer intensiveren Behandlung bedürfe, ignorierte er einfach und trieb sie stattdessen eiligst zur Kutsche.
    »Mit dem Feuer hatten die nichts zu tun«, sagte er knapp. »Sie waren bereits tot, als es ausbrach.«
    »Da war auch noch ein Schattengeborener«, sagte sie und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an, verursacht durch das Ruckeln der Kutsche und die Erinnerung an diese Magie. »Ich sagte ja, dass es zwei von der Sorte gab.«
    » Zwei ?«
    »Den einen, den Ishmael getötet hat, und diesen.«
    »Ach, Sie führen also Buch.« Sein todernstes Grinsen hätte ebenso gut eine schmerzverzerrte Grimasse sein können. »Verflucht, in allernächster Zukunft wird sich hier jemand um diese Straßen kümmern müssen«, knurrte er. »Für das Feuer war demnach ein Schattengeborener verantwortlich. Sie haben ihn gespürt?«
    »Ich habe ihn gespürt, ja.«
    Vladimer verzichtete darauf, ihr Vorhaltungen zu machen, dass sie seine Anwesenheit nicht schon früher bemerkt hatte, und sagte: »Warum zuerst die Lok und den Waggon in Brand setzen, wenn sie es doch auf mich abgesehen haben?« Gleich darauf beantwortete er sich seine Frage selbst. »Wegen der Leiche des Schattengeborenen, den di Studier an meinem Bett erschossen hat.« Angesichts der Ironie dieser Situation kniff er die Lippen zusammen. »Der beste Beweis, den ich meinem Bruder und seinen Beratern hätte liefern können, um unsere wilde Geschichte zu bestätigen. Das Feuer dürfte ihn vernichtet haben.«
    »Er war kurz davor, unseren Waggon niederzubrennen«, sagte Telmaine.
    »Und Sie haben sein eigenes Feuer gegen ihn gerichtet. Allem Anschein nach«, sagte er kühl, »machen Sie mit Ihren lange vernachlässigten Kräften bereits große Fortschritte.«
    Sie wusste genau, was er ihr damit zu unterstellen versuchte. Er bezweifelte, dass sie in magischen Dingen tatsächlich so unerfahren war, wie sie vorgab – obwohl es der Wahrheit entsprach. »Ich habe ihn lediglich abgelenkt«, log sie verzweifelt. »Seine eigene Magie hat sich gegen ihn gerichtet.«
    Die folgende Stille ließ nicht erkennen, ob er ihren Worten Glauben schenkte. »Eine wahre Schande, dass es ihn nicht heftiger verbrannt hat.«
    Nach der nächsten Kurve erreichten sie eine wohlhabende Wohngegend, so dass sich die Straßenverhältnisse deutlich verbesserten. Telmaine hatte zwar jegliche Orientierung verloren, aber ihr war klar, dass sie vom erzherzoglichen Palast nicht mehr allzu weit entfernt sein konnten. »Fürst Vladimer«, wagte sie sich behutsam vor und bemühte sich, ihre Stimme nicht zu sanft und flehentlich klingen zu lassen – etwas, das er gewiss als weibliche List verschmähen würde. »Fürst Vladimer, müssen Sie dem Erzherzog denn wirklich von mir erzählen? Das … das würde mich gesellschaftlich ruinieren .«
    Telmaine wusste nur sehr wenig über des Erzherzogs Einstellung zur Magie, doch das Wenige, was sie wusste, ließ darauf schließen, dass er dem Magischen nicht wohlwollender gegenüberstand als jeder andere Adelige und möglicherweise sogar noch ablehnender.
    »Ich habe keineswegs den Eindruck, dass Ihr Ehemann Sie verstoßen würde«, bemerkte Vladimer.
    Nachdem Balthasar nun das Geheimnis kannte, welches sie all die Jahre vor ihm gehütet hatte, erreichte ihre Ehe eine neue Komplexität, von der Vladimer unmöglich auch nur eine ungefähre Vorstellung haben konnte. Denn wenn es einen Mann gab, der dafür geschaffen war, ein lebenslanges Junggesellendasein zu führen, dann Vladimer. Er hatte allerdings Recht damit, dass Balthasar sie nicht
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