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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg
Autoren: Kuehnemann Nadine
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Schnittwunde von der Schläfe bis hinunter zur Nase. Jil hatte ihn im Kampfgetümmel schon einmal gesehen.
    »Ray, was machst du denn hier?«, fragte er mit geweiteten Augen.
    Ray knurrte. »Entschuldige, Phil, aber ich wohne hier.«
    Phil blieb wie angewurzelt unter der Türschwelle stehen, in einer Hand hielt er noch immer den Schlüssel.
    »Wir haben alle gedacht du seiest tot, deshalb bin ich mit dem Generalschlüssel hergekommen, um dein Zimmer auszuräumen. Lesward wird hoch erfreut sein, dass du doch noch unter seinen Schäfchen weilst.«
    Ray antwortete nicht. Sein Blick glitt flüchtig zu Jil hinüber. Man merkte ihm an, dass ihm die Situation äußerst peinlich war. Phil folgte Rays Blicken und musterte Jil mit einem Stirnrunzeln. Dann brach er in Gelächter aus.
    »Ray, jetzt erzähl mir nicht, du konntest dich mithilfe der Kleinen am Leben erhalten. Unser Meister der Selbstgeißelung ist tatsächlich schwach geworden.«
    Rays Gesichtsfarbe wechselte von blass zu rot. Sein schwelender Zorn knisterte förmlich in der Luft. Er ballte die Hände zu Fäusten, bis sich seine Fingerknöchel weiß färbten.
    »Ich kann es nicht ausstehen, wenn man mir nachspioniert«, platze es aus ihm heraus. Jil rutschte nervös auf der Bettkante hin und her.
    »Was hätte ich denn tun sollen? Krepieren?« Ray schleuderte Phil die Worte geradezu entgegen. Dieser wich angesichts des plötzlichen Wutausbruchs einen Schritt zurück. Das Lachen war ihm vergangen.
    »Sobald ich mich etwas besser fühle, bringe ich die Dame zurück an die Oberfläche«, fuhr Ray fort. »Sie wird sich hoffentlich nie wieder an mich erinnern.« Ray schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Augen glühten gelblich.
    »Das ist kein Grund, so auszurasten.« Phil sprach leise und ruhig. »Wir haben nicht gewusst, dass du den Kampf überlebt hast, also kann von Spionieren keine Rede sein. Und ehrlich gesagt ist es mir scheißegal, ob du dich an Weibern bedienst oder nicht. Du solltest endlich aufhören, dich selbst zu hassen, Ray. Du musst dich nach Jahrzehnten nicht noch immer dafür bestrafen, dass dein Vater tot ist.«
    Ray fuhr mit einer entsetzlich schnellen Bewegung auf und stürmte zur Tür. Binnen eines Sekundenbruchteils packte er Phil am Hemdkragen und stieß ihn mit der ganzen übermenschlichen Kraft der Sedharym in den Flur zurück. Phil war sichtlich überrascht, als er sich rücklings im Gang liegend wiederfand. Jil beobachtete durch die weit geöffnete Tür, wie Phil wortlos aufstand, ungläubig den Kopf schüttelte und auf dem Absatz kehrt machte. Er drehte sich nicht noch einmal um.
    »Das hat mit dem Tod meines Vaters nichts zu tun!«, brüllte Ray ihm hinterher.
    Als er den Raum wieder betrat, knallte er die Tür hinter sich zu. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen fiel sie ins Schloss. Rays Lippen waren zu einem Strich zusammen gepresst, in seinem Blick lag ungezügelter Zorn. Jil fühlte sich fehl am Platze, am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst. Sie verspürte keine Angst, doch sie befürchtete, dass dieser Tag ziemlich anstrengend werden würde. Beinahe sehnte sie sich danach, dass Ray seine Drohung endlich wahr machte und ihr das Gedächtnis löschte.
    Ray ließ sich neben Jil aufs Bett fallen. Seiner Kehle entwich ein tiefes Knurren. Er wirkte auf Jil wie ein Raubtier, das sich kaum noch im Zaum halten konnte.
    »Jetzt beruhige dich mal wieder«, sagte Jil. »Er hat es doch nicht böse gemeint.«
    »Was verstehst du denn schon davon?« Ray sprach mit zusammen gepressten Zähnen, die Muskeln seines Kiefers traten deutlich hervor. Jede Faser seines Körpers schien auf Angriff eingestimmt zu sein.
    »Du solltest dich ausruhen, dein Körper ist noch schwach.« Jil konnte sich selbst nicht erklären, weshalb sie sich um sein Wohlergehen scherte.
    Ray stieß geräuschvoll die Luft aus. »Als ob du dich dafür interessieren würdest.«
    Jil spürte Zorn in sich aufflackern. »Ich habe dein Leben gerettet, also würdige mein Geschenk gefälligst.«
    »Weshalb hast du es überhaupt getan? Du machst doch nichts umsonst .« Ein leiser Vorwurf schwang in seiner Stimme mit.
    »Was willst du mir damit sagen?« Jil ermahnte sich selbst zur Ruhe. Sie durfte sich jetzt nicht von Rays aufgeladener Stimmung anstecken lassen, sonst würde die Unterhaltung vermutlich ein böses Ende nehmen.
    Ray atmete einmal tief ein und aus, als müsse er sich ebenfalls in seiner Raserei bremsen. »Weißt du, was ich denke? Du bist eine
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