Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
Frau sei eine Hallett gewesen. Durch sie habe er ein
Cottage auf dem Grundstück geerbt. Wenn ich wolle, könne ich es den Winter über
mieten, zum Malen. Also …«
    Sie breitete die Hände aus.
    »DiesesCottage?«
    »Ja.«
    »Dann war es in deiner eigenen Zeit ebenfalls dein Zuhause.«
    Claire nickte. »Ist es immer noch. Ich reise nach wie vor zwischen
den Zeiten hin und her, wenn auch nicht mehr ganz so oft wie früher. Mit dem
Alter wird es seltener, aber es lässt sich nach wie vor nicht kontrollieren.«
    Mir fiel ein, was Mark mir erzählt hatte: dass Claire in seiner
Kindheit tage-, manchmal sogar wochenlang zum Malen verschwunden sei und dies
immer noch ab und an tue …
    »Leicht kann es nicht für dich sein, jetzt, da es Onkel George nicht
mehr gibt«, bemerkte ich.
    »Es war nie leicht.«
    In den ersten Wochen im Cottage war nichts Außergewöhnliches
passiert. Dann hatte sie eines Tages bei einem Spaziergang in den Gärten Stimmen
gehört und durch die halb offene Tür in der hohen Mauer gesehen, wie Mark und
George die Rosen stutzten.
    George hatte sie angelächelt und gesagt: »Hallo. Du bist wieder da.«
    Da war es um sie geschehen gewesen.
    Doch es hatte sich nicht leicht gestaltet.
    »Das Leben war ganz anders als mein gewohntes. Wenn du glaubst, wir
Frauen hätten eine Menge erreicht, dann warte mal ab, was noch kommt. Außerdem
musste ich natürlich auf die Kinder Rücksicht nehmen, und je mehr ich George
liebte, desto komplizierter wurde es.«
    Der Vogel hatte aufgehört zu singen. Im Gras raschelte ein Tier, und
dann war nur noch das Rauschen des Windes zu hören und in der Ferne der Schrei
einer Möwe.
    »Ich habe mich abgesetzt«, gestand sie mit leiser Stimme. »Weil mir
alles zu viel wurde. Ich verließ das Cottage in meiner eigenen Zeit und ging
nach London.«
    Sie war fast ein ganzes Jahr weggeblieben.
    »Was hat dich zurückgelockt?«, fragte ich.
    »Die Liebe.«
    Wir saßen eine Weile schweigend da.
    »Meinst du, du kannst schon darüber reden, Liebes? Ich könnte mir
vorstellen, dass deine Geschichte aufregender ist als meine.«
    »Wieso das?«
    Sie berührte meinen Finger. »Dein Ring steckt an der anderen Hand.
So, wie ich dich kenne, ist das kein Zufall. Du hast dich in letzter Zeit sehr
für die Schmuggler von Polgelly interessiert. Und der Mantel, den du gestern
getragen hast, war voller Blut.« Sie strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Das
war nicht er, oder?«
    »Wer?«
    »Der Mann, den du geheiratet hast.«
    Ich hatte mich oft gefragt, warum Claire immer gelassen blieb. Nun
kannte ich den Grund. Nach allem, was sie erlebt hatte, würde sie so schnell
nichts mehr überraschen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Er würde mich nie schlagen.«
    Dann erzählte ich ihr die Geschichte. Das dauerte seine Zeit, und
wir hatten eine weitere Kanne Tee ganz und einen Teller mit Sandwiches halb
geleert, als ich bei dem Mord an Creed anlangte.
    »Gott sei Dank ist er tot«, lautete Claires Kommentar. »Was für ein
Mistkerl.«
    »Hoffentlich war ihm in der Zukunft keine wichtige Rolle zugedacht.«
    Claire hielt das für unwahrscheinlich. »Dein Tun kann die Geschichte
nicht verändern, hast du gesagt.«
    »Das ist Daniels Theorie. Seiner Meinung nach ist die Geschichte
festgeschrieben. Deshalb war ich nicht in der Lage, Jack vor dem Tod zu
bewahren. Seine Zeit war gekommen.« Es fiel mir nicht leicht, das
auszusprechen.
    Claires ruhiger Blick tröstete mich. »Er scheint ein sehr kluger
Mann zu sein, dein Daniel.«
    »Ja.« Was mich an eine andere Theorie erinnerte. »Claire?«
    »Ja, Liebes?«
    »Als du damals so lange in London warst … was ist da passiert? Bist
du in dieser Zeit in die Vergangenheit gereist?«
    »Nein. Wenn ich mich außerhalb von Trelowarth aufhielt, geschah
nichts.«
    »Und wenn du in Polgelly oder St. Non’s warst? Bist du von dort je
in die Vergangenheit verschwunden?«
    »Nein, nur von hier aus.«
    Hoffnung stieg in mir auf. »Dann ist dieses Phänomen also
tatsächlich an Trelowarth gekoppelt.«
    Claire pflichtete mir bei. »Vielleicht hat es etwas mit Felicitys
Wasseradern zu tun.«
    Ich runzelte die Stirn. »Aber warum nur wir beide? Warum nicht Susan
oder Felicity oder …«
    »Liebes, das ist ein Rätsel, das wir wahrscheinlich nie lösen
können. Keine Ahnung, was deinen Onkel George und mich zusammengebracht hat.
Irgendwie hat er mich gerufen, das ist das Einzige, was ich weiß. Oder ich habe
ihn gerufen.« Die Sonne ging allmählich unter, und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher