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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen
Autoren: Susanna Kearsley
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zum Mittagessen ein, was für
sich genommen ziemlich außergewöhnlich ist, und dann trinkst du am helllichten
Tag Alkohol. Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
    Ich deutete auf das Glas. »Kann ich’s jetzt haben?«
    »Wenn du mir verrätst, warum du es brauchst.« Er lehnte sich zurück
und musterte mich. »Entweder trinkst du dir Mut an, um mir einen unsittlichen Antrag
zu machen, oder du willst mir das Herz brechen …«
    »Oliver …«
    »Falls du dich noch nicht entschieden hast: Nimm die erste
Alternative, das ist für alle Beteiligten angenehmer.«
    »Ich werde doch kein Cottage von dir mieten, Oliver.«
    Schweigen. Dann: »Du bleibst in Trelowarth?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Verstehe.« Er nahm einen Schluck Bier. »Also die andere
Alternative.«
    »Oliver.«
    »Wieso hast du es dir anders überlegt?«
    Ich zuckte mit den Schultern, weil mir keine ehrliche Antwort
einfiel. »Ich möchte ein bisschen reisen.«
    »Allein?«
    In seinem Lächeln lag Bedauern.
    »Immerhin hab ich’s versucht«, meinte er.
    »Ja.«
    Mit einem gespielt gequälten Blick fragte er: »War’s die Radlerhose?
War das zu dick aufgetragen?«
    Was für eine Erleichterung, lachen zu können! »Nein, die fand ich
stark. Es war nur … ich konnte nicht …«
    »Sag nichts mehr.« Er gab mir mein Glas. »Du bist nicht die erste
Frau, die von ihren leidenschaftlichen Gefühlen für mich in die Flucht
geschlagen wird.«
    »Tatsächlich?«
    »Das passiert mir immer wieder.«
    Gespielt lässig nahm er die Speisekarte in die Hand. Typisch Oliver,
dachte ich, dass er versuchte, mir die Sache leicht zu machen. Bei jedem
anderen Mann wäre die Situation peinlich geworden.
    »Du bist große Klasse«, sagte ich.
    »Ein unglücklicher Nebeneffekt.«
    »Wovon?«
    »Von meinem Dachschaden. Mich hat mal hier ein Stein getroffen.« Er
zeigte mir die Stelle an seinem Kopf, und einen Moment lang schwand der
neckende Ausdruck aus seinen Augen. »Das macht mir heute noch zu schaffen.«
    Er schlug die Speisekarte auf. »Mal sehen, wozu ich mich einladen
lasse.«
     
    »Wie hat er’s aufgenommen?«, erkundigte sich Susan.
    Ich half ihr, vorsichtig die letzten Rosen für die Blumenschau in
den Lieferwagen zu laden. »Gut. Allerdings hat er ein bisschen zu viel
getrunken.«
    »Er ist süß, wenn er einen in der Krone hat. Ich weiß nicht, ob ich
ihm in dem Zustand widerstehen könnte«, sagte sie und band die Rosen fest.
»Sind das alle?«
    »Ja.«
    »Ich wünschte, du würdest es dir anders überlegen und mitkommen.«
    »Das geht nicht.«
    »Du bist noch nie in Southport gewesen, und die Blumenschau ist
toll. Außerdem könnte ich Gesellschaft gebrauchen. Fee wird nicht viel Zeit für
mich haben.« Sie warf einen bedeutungsschwangeren Blick zur vorderen Tür, an der
Mark sich mit Felicity unterhielt. »Komm doch mit«, wiederholte sie.
    »Ich kann meine Reisepläne nicht ändern.«
    »Schade. Vielleicht nächstes Jahr.«
    »Vielleicht.«
    Sie wischte sich die Hände an der Jeans ab. »Du bist mir eine große
Hilfe gewesen. Ich kann dir gar nicht genug danken.«
    »Gern geschehen.«
    »Du hast unsere Website entworfen und die PR erledigt. Das war wichtig, um die
Touristen anzulocken. Ganz zu schweigen von der Mühe, die du dir mit der
Schmugglergeschichte für unseren Prospekt gemacht hast. Und dass Mark mit zu
der Blumenschau fährt«, sagte sie mit einem Nicken in Richtung Lieferwagen,
»das haben wir dir zu verdanken, Eva. Ohne dich wären wir nicht
zurechtgekommen.«
    Ich umarmte sie. »Pass auf dich auf.«
    »Du auch. Und vergiss uns nicht. Du bist hier jederzeit ein
willkommener Gast.«
    Ich drückte sie und löste mich von ihr. »Viel Spaß in Southport.«
    Felicity schenkte mir zum Abschied etwas.
    »Der hat dir doch gefallen«, sagte sie, als sie mir die kleine
Bronzefigur des tanzenden pisky aus ihrem Laden überreichte.
    »Der ist das Pfand, dass du wieder zu uns zurückfindest. Sag ihm
einfach: ›Nach Trelowarth.‹«
    »Wird gemacht.« Ich schloss die Finger um die Figur. »Danke.«
    Mark wartete an der Tür auf mich.
    Der Abschied von ihm fiel mir gleichzeitig schwerer und leichter,
als ich gedacht hatte.
    »Der Sommer ist vorbei«, stellte er fest. »Wie damals.«
    »Ja.«
    Doch es war nicht wie damals, das wussten wir beide. Die trägen
Sommer unserer Kindheit, in denen wir vier durch die Gärten und den Wilden Wald
getollt waren und lachend auf den Straßen von Polgelly gespielt hatten, würden
nicht mehr wiederkehren.
    Aber die
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