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Licht der Nacht

Licht der Nacht

Titel: Licht der Nacht
Autoren: Uwe Post
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der
eintritt … « Er gestikulierte vage. » …  kann ich
nur jedem empfehlen, sich schnellstens einen Schutzdämon zuzulegen.
Und eine Zahnbürste einzupacken.«
     
     
    »Du warst wunderbar«, lachte Wanda, als Schwarz sich auf das
rote Plüschsofa im Meditationsraum fallen ließ. Sie reichte ihm
eine Flasche
ZischZitro
.
    »Danke«, erwiderte Schwarz. »Für das Getränk. Ich fand mich
nicht besonders … was hast du gesagt? Wunderbar?«
    Wanda nickte.
    »Nein. Ich habe eigentlich keine Frage wirklich
beantwortet.«
    »Das hat niemand bemerkt.« Wanda zögerte. »Nun, Sundown
hat
es bemerkt. Er hat rumgeschrien.«
    »Ich wollte die Gelegenheit für eine Warnung nutzen.«
    »Hat funktioniert«, ertönte plötzlich Sundowns Stimme. Der Junge
war auf Socken herangeschlichen.
    »Meinst du nicht, du solltest mal schlafen?«, fragte Wanda
ungehalten.
    »Später«, winkte Sundown ab und setzte sich auf den
Beistelltisch, stützte die Ellenbögen auf die Knie und den Kopf auf
die Hände. »Wir haben signifikant mehr Neuanmeldungen in den
Foren.«
    »Vielleicht sind die Leute nur neugierig geworden«, gab Schwarz
zu bedenken.
    Sundown schüttelte müde den Kopf. »Die neuen Mitglieder der
Schattengemeinde fragen, wie sie Dämonengefährten beschwören
können, woher sie ihre Namen wissen sollen.«
    »Aber nicht wegen … dem, was bevorsteht«, meinte Wanda,
»sie haben einfach Angst.«
    »Menschen haben immer Angst vor irgendwas«, sagte Schwarz.
    »Sie hoffen auf den Schutz.«
    »Wenn sie auch
glauben
 … «
    »Dann?«
    Schwarz seufzte. »Dann werden sie vielleicht gerettet.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Wanda, während Sundown
immer noch wie in Zeitlupe den Kopf schüttelte.
    »Ich weiß es nicht. Aber die Dämonen haben angedeutet, dass sie
uns helfen wollen.«
    »Aber wie?«
    Statt Wandas Frage zu beantworten, schon er ihre Hand beiseite,
die sich irgendwann heimlich auf seine eigene geschlichen hatte.
»Jetzt gehen wir alle schlafen. Morgen früh ist der letzte normale
Sonnenaufgang. Ich möchte ihn gerne sehen.«
    »Sie haben dichte Bewölkung vorhergesagt«, murmelte Sundown.
    Schwarz winkte ab. »Ein grauer Morgen«, brabbelte er mit
belegter Stimme.
     
     
    Der farblose Morgen kam, wurde von einem fahlen Mittag abgelöst
und ging in einen regnerischen Nachmittag über. Gegen Abend klarte
es von Westen her auf.
    Schwarz war persönlich in den Foren aufgetaucht und hatte
Empfehlungen zum erfogreichen Herbeirufen eines Dämons gegeben.
Unzählige Fragen mussten beantwortet werden. Ja, schwarze Kerzen
waren hilfreich, aber wichtiger war ein freundlicher
Willkommensgruß, und ohne innere Überzeugung würde es nicht
funktionieren. Der Name des Gefährten tauchte weder in Wachslinien
auf, noch konnte man ihn mittels Tischrücken erfahren. Schwarze
Kleidung aus einem Grufti-Shop war nicht obligatorisch, aber die
Dämonen schienen quietschbunte Farben tatsächlich weniger zu mögen.
Ja, sie stellten sich vor, und man durfte sich den Namen
buchstabieren lassen und aufschreiben. Man musste die Gefährten
weder füttern noch ihnen einen Schlafplatz zur Verfügung stellen
oder mit ihnen fernsehen. Sie würden kommen, wenn man sie riefe,
und Schwarz schlug vor, das beispielsweise am heutigen Abend
auszuprobieren, am besten unter freiem Himmel.
    »Mehr kannst du nicht tun«, flüsterte Wanda, als Schwarz sich
zurücklehnte und stöhnend seine Schläfen massierte.
    »Wo ist Sundown?«
    »Schon auf dem Dach«, sagte Wanda. »Er hat irgendwelche
Messgeräte besorgt und oben aufgebaut.«
    Schwarz sah auf die Uhr. »Lass uns zu ihm gehen.«
    Wanda nickte, ließ den Blick durch den Raum schweifen, als hätte
sie etwas vergessen. Schwarz folgte ihrem Blick. »Hast du ein paar
Sachen gepackt?«
    Erneut nickte Wanda. »Ein Rollkoffer, eine Sporttasche und einen
Rucksack«, sagte sie, und es klang, als würden sie in einen Urlaub
am Mittelmeer vorbereiten.
    »Ich bin gar nicht dazu gekommen«, sagte Schwarz. Wanda warf
ihren Zopf auf den Rücken. »Ich habe auch was für dich
eingepackt.«
    »Danke.«
    »Ich weiß nicht, ob … «
    »Ob wir überhaupt etwas mitnehmen können. Ich weiß es auch
nicht. Vielleicht … « Er zögerte, sah Wanda in die Augen. Mut,
mit aller Verzweiflung, Hoffnung und Feuchtigkeit standen darin.
Sie würden diesen unbekannten Weg gehen, den die grauen Dämonen
vorgezeichnet hatten, ihren Rettungsplan, Rettung vor den
Spielereien unfassbar mächtiger Wesen … oder alles war nur
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