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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone
Autoren: Rainer M. Schröder
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zusammen. » Das ist aber ein reichlich seltsamer Name! «
    Jedediah zögerte kurz mit seiner Antwort. » Hier in der Sierra, aber auch unten in den Lowlands gibt es eine ganze Menge von Leuten, deren Aussehen und Lebensweise euch seltsam erscheinen werden. Gewöhnt euch besser daran. Seltsam zu sein, ist in unserer Welt nämlich nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Und die Bones haben ihre ganz eigenen Regeln und… nun ja, Eigenheiten. Aber das werdet ihr gleich selbst sehen. Also kommt! «

6
    Der schwarze Umriss des alten Geräteschuppens zeichnete sich vor ihnen ab, und unwillkürlich dachte Kendira an jene Mittagsstunde, in der sie sich dort zum ersten Mal heimlich mit Dante getroffen hatte.
    Bis zu dem Tag hatte sie sich nie ernstliche Gedanken über das bittere Schicksal der Servanten gemacht, geschweige denn sich gefragt, welche Träume und Ängste sie wohl haben mochten. Servanten waren dazu bestimmt, den Electoren alle lästigen Arbeiten abzunehmen, damit diese sich völlig ungestört auf ihre Ausbildung zum hochwürdigen Dienst im Lichttempel konzentrieren konnten.
    So hatte man es ihr und allen anderen beigebracht.
    Wie sicher war sie sich damals noch ihrer Welt und ihrer besonderen Berufung gewesen– und wie schnell hatte Dante diese Welt als Lügengebäude entlarvt und zum Einsturz gebracht! Eine halbe Ewigkeit schien ihr erstes langes Gespräch zurückzuliegen– und dabei waren in Wirklichkeit doch noch nicht einmal zwei Wochen vergangen. Und seitdem war eine wahre Flut von erschütternden Ereignissen und Erkenntnissen auf sie eingestürzt.
    Nekia schienen ähnliche Gedanken zu bewegen. » Hoffentlich können wir die anderen dazu bringen, uns zu glauben und sich nicht gegen uns zu stellen « , flüsterte sie.
    Gerade waren sie in den breiten Durchgang zwischen dem Geräteschuppen auf der linken und dem Heckenlabyrinth auf der rechten Seite eingebogen, als Kendira in der schon recht löchrigen Heckenreihe das Rascheln und Knacken von Zweigen wahrnahm.
    Sie gab einen warnenden Zischlaut von sich, packte Nekia am Arm und zog sie mit sich in den tiefen Schlagschatten der Schuppenwand.
    Sie pressten sich gegen die alten Bretter, aus denen das Gebäude errichtet war, und hielten den Atem an. Im nächsten Moment tauchte auch schon eine schattenhafte Gestalt mit hochgeschlagener Kapuze aus einer Lücke in der immergrünen Mauer des Labyrinths auf, huschte am Durchgang vorbei und war einen Herzschlag später hinter dem Schuppen verschwunden.
    » Erhabene Macht, das war aber knapp! « , raunte Nekia. » Wer war das, was meinst du? «
    » Keine Ahnung, ein Guardian jedenfalls nicht « , sagte Kendira. » Das war jemand in einer Kutte. Außerdem gehen Guardians innerhalb der Sicherheitszone doch immer zu zweit auf Nachtstreife. «
    » Dann war es einer von uns oder ein Servant. Ob er uns bemerkt hat? «
    » Sah mir nicht so aus. Dafür hätte er ja den Kopf drehen und zu uns in den Durchgang blicken müssen. «
    » Stimmt. Er oder sie hat es sehr eilig gehabt, von hier zu verschwinden. «
    Sie warteten noch zwei, drei Sekunden und lauschten angestrengt in die Nacht. Es blieb jedoch still. Keiner sprang um die Ecke und forderte sie auf, herauszukommen und sich zu erkennen zu geben. Und so lösten sie sich aus der tiefen Schwärze der Schuppenwand und gingen weiter den Durchgang entlang.
    » Möchte wissen, wer das gewesen ist und was er hier um diese Zeit zu suchen hatte « , flüsterte Nekia.
    » Das würde er bestimmt auch von uns wissen wollen, wenn er uns gesehen hätte « , gab Kendira zurück.
    » Na, er vielleicht nicht, ich aber schon! « , kam da eine sarkastische Stimme von rechts. Sie schien geradewegs der Hecke zu entspringen.
    Die Stimme war wie ein Peitschenhieb aus dem Hinterhalt. Abrupt, als wären sie gegen ein unsichtbares Hindernis gestoßen, blieben sie stehen.
    Und noch während ihr Herz für einen kurzen Moment auszusetzen schien, zwängte sich auch schon ein kräftig gebautes Mädchen mit einem flammenden roten Haarschopf und einem Meer von Sommersprossen auf der milchhellen Haut durch einen Heckenspalt und trat in das helle Mondlicht.
    » Hailey? « , stieß Kendira fassungslos und erleichtert zugleich hervor. Einer ihrer Freundinnen hier unverhofft gegenüberzustehen, war, auch wenn Hailey nicht zu den Eingeweihten gehörte, immer noch das kleinere Übel im Vergleich zu der Katastrophe, die eine nächtliche Begegnung mit einem ihrer Oberen bedeutet hätte.
    » Was um alles in der Welt
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