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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Allgemeine Zeitung vom 3. 3. 1998. 5 J. H. Reichholf. Der blaue Planet, 1998. 6 P. J. O'Rourke, Alle Sorgen dieser Welt, 1994.

Wirtschaft
      
    Oft gehört, gern geglaubt
      
    »Die Industrie verbraucht immer mehr natürliche Ressourcen“
    »Die Globalisierung der Wirtschaft zerstört die Umwelt“
    »Umweltschutz kostet Arbeitsplätze“
    »In der Rezession kommt die Umwelt unter die Räder“
    »Die heutige Umwelttechnik dient lediglich der Reparatur von Umweltschäden“
    »Der Kapitalismus ist der größte Umweltfeind«
      
    Perspektiven

Oft gehört, gern geglaubt
      
    Die Protagonisten des Kapitalismus plündern rücksichtslos unsere Umwelt und hinterlassen nichts als verbrannte und verstrahlte Erde. Die Bosse der Weltwirtschaft torpedieren jeden Umweltschutz. Um ihr schändliches Tun zu bemänteln und zur Beschwichtigung der Öffentlichkeit leisten sie sich allenfalls ein paar Filter und Katalysatoren. Alles in allem wird alles schlechter. Der westliche Wohlstand verzehrt immer mehr Ressourcen und ist die eigentliche Geißel der Menschheit. Aber nun geht ein noch unheimlicheres Gespenst um: Die Globalisierung sucht uns heim. Sinistre Glücks- und Geldritter machen mit ihrem »Turbo-Kapitalismus« unsere Arbeitsplätze und die Umwelt platt. Heraus kommt so eine Art »Aids der Weltwirtschaft«, wie der »Spiegel« den französischen Präsidenten Jacques Chirac zitierte. Auch unter Umweltschützern sammelt sich eine Fraktion, für die Globalisierung eine einzige Katastrophe darstellt. Worte wie »Ausverkauf der Umweltstandards auf dem Weltmarkt« und »Ökodumping« machen die Runde. »Beim freien Spiel der Kräfte auf globaler Ebene setzen sich erfahrungsgemäß die ohnehin Reichen und oft auch die Skrupellosen auf Kosten der Armen und der Natur durch«, urteilt das evangelische Missionswerk in Deutschland.
      

»Die Industrie verbraucht immer mehr natürliche Ressourcen«
      
    »In der Bundesrepublik hat zwischen 1960 und 1995 eine Effizienzrevolution stattgefunden. Insbesondere ist es gelungen, das wirtschaftliche Wachstum vom mengenmäßigen Naturverbrauch abzukoppeln, also Neubelastungen der Natur bei Verbesserung der Lebensverhältnisse zu vermeiden.« 1 Wenn Dr. Gerhard Voss vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) diese Sätze bei Diskussionen vorträgt, erntet er meist ungläubiges Kopfschütteln. Oft kommt gar Unruhe im Saal auf: Die Äußerung stellt so ziemlich alles auf den Kopf, was wir heute gemeinhin über den Zustand der Umwelt zu wissen glauben.
    Als hilfreich entpuppt sich in diesem Zusammenhang ein Bericht des Statistischen Bundesamtes: Die Beamten haben 1996 erstmals sogenannte »umweltökonomische Gesamtrechungen« angestellt und veröffentlicht. 2 Diese umfassen den Zeitraum von 1960 bis 1995. Eine spezielle »Material- und Energieflußrechnung« bilanziert dabei sämtliche Entnahmen natürlicher Ressourcen sowie die Abgabe von Stoffen und Emissionen an die Umwelt. All diese Stoffströme werden in Tonnen erfaßt. Das gilt für Abraum- und Bergmaterialien ebenso wie für den Sauerstoffverbrauch bei Verbrennungsprozessen.
    Diese Material- und Energieflußrechnung gilt zwar nicht als perfekt, sie wird aber dennoch allgemein als Indikator für die ökologische Effizienz einer Wirtschaft anerkannt. Für die westdeutsche Wirtschaft zeigt die Rechnung, daß der Verbrauch natürlicher Ressourcen in den sechziger und siebziger Jahren zunächst rapide angestiegen und seit Beginn der achtziger Jahre leicht zurückgegangen ist. So weit, so bescheiden.
    Die rein mengenmäßige Betrachtung verhehlt jedoch die tatsächliche Entwicklung im Umweltschutz. Berücksichtigen wir das starke Wachstum von Wirtschaft und Wohlstand in dieser Zeit, das sich im sogenannten Bruttoinlandsprodukt manifestiert, halten die Zahlen eine faustdicke Überraschung bereit: So wurden 1960 für 1 000 Mark Bruttoinlandsprodukt 833 Kilogramm Materialien und Energieträger eingesetzt, 1995 waren es gerade noch 409 Kilogramm. Das ist ein Rückgang von über 50 Prozent. [Grafik Seite 462]
      
Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch werden entkoppelt
      

      
    In Deutschtand steckten 1960 in 1 000 Mark Bruttoinlandsprodukt noch 833 Kilogramm Rohstoffe und Energieträger. 1995 waren dafür weniger ais die Hälfte der Materialien erforderlich. Materielle Rohstoffe werden immer öfter durch den Rohstoff Wissen ersetzt. Wohlstand muß nicht mehr auf Kosten der Umwelt gehen. (Quelle: IW-Trends 1996/Statistisches
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