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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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ich kann mir nicht vorstellen, was das sein könnte.«
    »Wenn wir uns in nördlicheren Breiten befänden, Eure Majestät«, sagte Drinian, »dann würde ich sagen, es sei Eis. Aber das kann es nicht sein; nicht hier. Trotzdem sollten wir Männer an die Ruder schicken, die das Schiff gegen die Strömung anhalten. Was immer das Zeug ist, wir wollen nicht mit dieser Geschwindigkeit hineinfahren!«
    Dies geschah, und das Schiff wurde immer langsamer. Das weiße Etwas enthüllte auch beim Näherkommen sein Geheimnis nicht. Wenn es Land war, so mußte es ein sehr seltsames Land sein, denn es schien genauso glatt zu sein wie das Wasser, und es schien auf der gleichen Ebene zu liegen. Als sie ganz nahe herangekommen waren, warf Drinian das Steuer herum und drehte die »Morgenröte« nach Süden, so daß sie der Breite nach im Strom lag. Dann ließ erein Stück am Rand der weißen Masse entlangrudern. Dabei machten sie eine wichtige Entdeckung: die Strömung war nur etwa zwölf Meter breit, und der Rest des Meeres lag so ruhig wie ein Teich da. Das war eine gute Neuigkeit für die Mannschaft, die schon befürchtet hatte, die Rückfahrt zum Lande Ramandus könne sich als recht unangenehm erweisen, wenn man die ganze Strecke gegen die Strömung rudern mußte.
    Und noch immer konnte keiner herausfinden, was diese weiße Masse war. Dann wurde das Boot hinuntergelassen und ausgeschickt, um Nachforschungen anzustellen. Diejenigen, die auf der »Morgenröte« geblieben waren, konnten sehen, daß sich das Boot genau in die weiße Masse hineinschob. Sie hörten über das stille Wasser ganz klar die schrillen und überraschten Stimmen der Gruppe im Boot. Dann herrschte Stille, während Rynelf am Bug eine Tiefenlotung vornahm; und als das Boot danach wieder zurückkam, schien eine Menge von der weißen Masse darin zu liegen. Alle versammelten sich an der Reling, um zu hören, was es zu berichten gab.
    »Es sind Lilien, Eure Majestät!« rief Rynelf, der im Bug des Bootes stand.
    » Was hast du gesagt?« fragte Kaspian.
    »Es sind blühende Wasserlilien, Eure Majestät«, sagte Rynelf. »So wie in einem Gartenteich zu Hause.«
    »Schaut!« rief Lucy, die im Heck des Bootes saß. Sie hielt ihre nassen Arme hoch, die voll waren mit weißen Blütenblättern und breiten, glatten Blättern.
    »Wie tief ist es, Rynelf?« fragte Drinian.
    »Das ist das eigenartige daran, Kapitän«, sagte Rynelf. »Es ist immer noch tief. Dreieinhalb Faden.«
    »Dann können es keine richtigen Wasserlilien sein–auf jeden Fall nicht das, was wir so nennen«, sagte Eustachius.
    Vermutlich stimmte das auch, aber sie sahen ganzähnlich aus. Und als die »Morgenröte« nach einigen Diskussionen in die Strömung zurückdrehte und begann, nach Osten durch das Lilienmeer oder das Silbermeer zu gleiten (sie versuchten es mit beiden Namen, aber schließlich blieb der Name Silbermeer hängen, und der steht jetzt auf Kaspians Karte), begann der seltsamste Teil ihrer Reise. Schon bald war das offene Meer hinter ihnen nur noch ein schmaler blauer Streifen am westlichen Horizont. Das Weiß mit einem schwachen goldenen Schimmer erstreckte sich nach allen Seiten, und nur hinter dem Schiff, dort, wo es die Wasserlilien auseinandergeschoben hatte, lag ein offener, wie dunkelgrünes Gras schimmernder Weg. Dieses Meer hier sah ganz ähnlich aus wie die Arktis; und wenn ihre Augen nicht inzwischen so stark geworden wären wie die eines Adlers, dann wäre die Sonne auf all dem Weiß unerträglich gewesen–besonders am frühen Morgen, wo die Sonne am größten war. Am Abend hatte das Weiß zur Folge, daß es länger hell blieb. Die Lilien schienen kein Ende zu nehmen. Tag für Tag entströmte diesem endlosen Blumenteppich ein Geruch, den Lucy kaum beschreiben konnte–er war süß, ja, aber keinesfalls betäubend, es war ein frischer, wilder, einsamer Duft, der ins Gehirn einzudringen schien, so daß man meinte, man könne im Laufschritt Berge besteigen oder mit einem Elefanten einen Ringkampf austragen. Lucy und Kaspian sagten zueinander: »Ich habe das Gefühl, ich kann es nicht mehr lange aushalten, aber ich will auch nicht, daß es aufhört.«
    Sie loteten oft die Tiefe, aber erst ein paar Tage später begann das Wasser, allmählich immer flacher zu werden. Schließlich kam ein Tag, an dem sie aus der Strömung herausrudern und sich im Schneckentempo vorwärtstasten mußten. Und schon bald war klar, daß sie mit der »Morgenröte« nicht weiter nach Osten segeln konnten.
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