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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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denn das Wasser in seinem Fell machte ihn schwer–, lehnte sich Drinian vor und flüsterte ihm zu: »Sag nichts! Kein Wort!«
    Doch als die tropfende Maus auf Deck angelangt war, stellte sich heraus, daß sie an den Meermenschen ganz und gar nicht interessiert war.
    »Süß!« piepste sie. »Süß! Süß!«
    »Wovon redest du?« fragte Drinian ärgerlich. »Und du brauchst dich auch nicht direkt vor mir auszuschütteln!«
    »Ich sage, daß das Wasser süß ist«, sagte die Maus. »Es ist Süßwasser, kein Salzwasser.«
    Einen Moment lang wurde keinem richtig klar, was das bedeutete. Doch dann wiederholte Riepischiep noch einmal die alte Prophezeiung:
     
    »Wo die Wellen sich zur Süße wenden,
    zweifle nicht, Riepischiep,
    dort wird deine Suche enden,
    dort ist der äußerste Osten.«
     
    Nun verstanden sie endlich.
    »Gib mir einen Eimer, Rynelf!« sagte Drinian.
    Er bekam ihn, ließ ihn hinunter und zog ihn wieder herauf. Das Wasser in dem Eimer schimmerte wie Glas.
    »Vielleicht will Eure Majestät zuerst probieren«, sagte Drinian zu Kaspian.
    Der König nahm den Eimer in beide Hände, hob ihn zu seinen Lippen, kostete, nahm dann einen tiefen Zug und hob den Kopf. Sein Gesicht hatte sich verändert. Nicht nur seine Augen, alles an ihm schien strahlender.
    »Ja«, sagte er. »Es ist süß. Es ist tatsächlich richtiges Trinkwasser. Ich weiß noch nicht, ob ich daran sterbe. Aber dies wäre der Tod, den ich mir wünschte–könnte ich ihn mir aussuchen.«
    »Was meinst du damit?« fragte Edmund.
    »Es ist eher so wie Licht als wie irgend etwas anderes«, sagte Kaspian.
    »Das ist es auch«, sagte Riepischiep. »Trinkbares Licht. Wir müssen jetzt dem Ende der Welt sehr nahesein.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. Dann kniete sich Lucy nieder und trank aus dem Eimer.
    »Das ist das Beste, was ich je gekostet habe«, sagte sie. »Aber–es ist stark! Jetzt brauchen wir nichts mehr zu essen.«
    Dann tranken nacheinander alle anderen. Lange Zeit verharrten sie schweigend. Sie fühlten sich so gut und so stark, daß sie es kaum ertragen konnten, und plötzlich merkten sie auch noch etwas anderes. Wie ich vorher schon sagte, war es die ganze Zeit über, seit sie die Insel Ramandus verlassen hatten, viel zu hell gewesen–die Sonne war zu groß (aber nicht zu heiß), das Meer zu klar, die Luft zu grell gewesen. Jetzt war es nicht weniger hell–wenn möglich, so wurde es noch heller–, aber jetzt konnten sie diese Helligkeit ertragen. Sie konnten ohne zu blinzeln nach oben zur Sonne schauen. Sie sahen mehr Licht als jemals zuvor. Das Deck und das Segel und ihre eigenen Gesichter und Körper wurden heller und heller, und alle Taue an Bord strahlten. Und am nächsten Morgen, als die Sonne aufging (die inzwischen fünf-oder sechsmal so groß war wie normalerweise), starrten sie direkt in sie hinein und sahen sogar die Federn der Vögel, die von dort angeflogen kamen.
    Den ganzen Tag über wurde an Bord kaum ein Wort gesprochen, und erst zur Abendessenszeit (allerdings wollte keiner etwas essen, denn das Wasser reichte ihnen völlig), sagte Drinian: »Ich verstehe das nicht. Kein Windhauch ist zu spüren. Das Segel hängt regungslos da. Die See ist so glatt wie ein Teich. Und trotzdem bewegen wir uns so schnell vorwärts, als hätten wir einen Sturm im Rücken.«
    »Das habe ich mir auch schon gedacht«, entgegnete Kaspian. »Hier muß eine starke Strömung herrschen.«
    »Hm«, meinte Edmund. »Wenn die Welt tatsächlich eine Kante hat und wir uns dieser Kante nähern, dann ist das gar kein so schöner Gedanke!«
    »Meinst du, daß wir vielleicht–daß wir über die Kante gespült werden?« fragte Kaspian.
    »Ja, ja!« rief Riepischiep und klatschte in die Pfötchen. »So habe ich es mir immer vorgestellt–daß die Welt aussieht wie ein großer runder Tisch und daß das Wasser von allen Meeren endlos über die Kante abfließt. Das Schiff wird nach vorne kippen, auf dem Bug stehen, einen Augenblick lang werden wir über die Kante sehen können–und dann abwärts, abwärts–rasend schnell…«
    »Und was wird uns deiner Meinung nach am Grund erwarten, hm?« fragte Drinian.
    »Vielleicht das Land Aslans«, sagte die Maus mit funkelnden Augen. »Oder vielleicht gibt es keinen Grund. Vielleicht geht es für alle Ewigkeiten abwärts. Aber wie es auch immer sein mag–wird es nicht dadurch aufgewogen, daß wir einen Augenblick lang über den Rand der Welt schauen dürfen?«
    »Aber sieh mal«, sagte Eustachius.
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