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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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einen Mast und ein großes, viereckiges Segel in kräftigem Lila. Die Bordwände des Schiffes–das, was man hinter den vergoldeten Flügeln des Drachen davon sehen konnte–waren grün. Es schwebte gerade ganz oben auf dem Kamm einer herrlichen blauen Welle. Offensichtlich segelte es rasch vor einem kräftigen Wind, und es war ein wenig nach backbord geneigt. (Übrigens–wenn ihr diese Geschichte lesen wollt und falls ihr es noch nicht wißt, dann merkt euch am besten gleich, daß die linke Seite des Schiffes, wenn man nach vorne schaut, Backbord genannt wird und die rechte Seite Steuerbord.) Von dort fiel auch die Sonne auf das Schiff, und das Wasser auf dieser Seite war voll mit grünen und lilafarbenen Flecken. Auf der anderen Seite war es vom Schatten des Schiffes dunkelblau.
    »Die Frage ist«, sagte Edmund, »ob es die Sache nicht noch schlimmer macht, wenn man ein Schiff aus Narnia anschaut und es nicht erreichen kann.«
    »Anschauen ist besser als gar nichts«, sagte Lucy. »Und es ist wirklich ausgesprochen narnianisch.«
    »Spielt ihr noch immer euer altes Spiel?« fragte Eustachius, der draußen vor der Tür gelauscht hatte und jetzt grinsend hereinkam. Als er Peter, Suse, Edmund und Lucy im vorigen Jahr besucht hatte, hatte er mit angehört, wie sie von Narnia geredet hatten, und es machte ihm großen Spaß, sie damit zu necken. Er dachte natürlich, sie hätten sich alles nur ausgedacht; und weil er selbst viel zu dumm war, sich etwas auszudenken, gefiel ihm das überhaupt nicht.
    »Du bist unerwünscht hier«, sagte Edmund kurz.
    »Ich versuche gerade, mir einen Reim auszudenken«, sagte Eustachius.
    »Etwa so:
     
    Die Kinder, die ewig träumen von Narnia,
    werden von Tag zu Tag alberner …!«
     
    »Also zuallererst einmal reimen sich›Narnia‹und›alberner‹nicht«, sagte Lucy.
    »Es ist eine Assonanz«, sagte Eustachius.
    »Frag ihn bloß nicht, was eine Asso-Dingsbums ist«, sagte Edmund. »Er wartet nur darauf, gefragt zu werden. Sag nichts, dann geht er vielleicht wieder.«
    Fast jeder Junge wäre bei einem derartigen Empfang wieder gegangen, oder er hätte sich aufgeregt. Aber Eustachius tat keins von beiden. Er ging herum und grinste, und dann sagte er: »Gefällt euch das Bild?«
    »Gib ihm um Himmels willen keine Gelegenheit, über Kunst und all das zu reden«, sagte Edmund rasch, aber Lucy, die sehr ehrlich war, hatte schon gesagt: »Ja. Es gefällt mir gut.«
    »Es ist ein abscheuliches Bild«, sagte Eustachius.
    »Wenn du hinausgehst, siehst du es nicht mehr«, sagte Edmund.
    »Warum gefällt es dir?« sagte Eustachius zu Lucy.
    »Also, zuerst einmal«, antwortete Lucy, »gefällt es mir, weil es so aussieht, als würde sich das Schiff tatsächlich bewegen. Und das Wasser sieht so aus, als wäre es tatsächlich naß. Und die Wellen sehen so aus, als gingen sie tatsächlich auf und nieder.«
    Natürlich hatte Eustachius viele Antworten parat, aber er sagte nichts. Denn genau in diesem Moment schaute er die Wellen an und sah, daß es tatsächlich so aussah, als bewegten sie sich auf und nieder. Er war erst einmal auf einem Schiff gefahren (und nur bis zur Insel Wight), und damals war er schrecklich seekrank geworden. Und jetzt, wo er die Wellen anschaute, wurde ihm wieder schlecht. Er wurde etwas grün im Gesicht, doch dann riskierte er noch einen Blick. Und dann starrten alle drei Kinder das Bild mit offenem Mund an.
    Was sie sahen, klingt ziemlich unwahrscheinlich, wenn man es liest, aber es war fast genauso unwahrscheinlich, wenn man es tatsächlich vor sich sah. Die Gegenstände auf dem Bild bewegten sich. Es sah auch überhaupt nicht so aus wie ein Film; dafür waren die Farben zu wirklich, zu klar und zu natürlich. Der Bug tauchte in die Welle, und riesige Wassermassen schäumten empor. Dann hob sich die Welle hinter dem Schiff, und zum ersten Mal waren Heck und Deck zu sehen. Doch beides verschwand wieder, als das Schiff auf die nächste Welle traf und der Bug sich wieder hob. Im gleichen Moment begannen die Blätter eines Schulhefts, das neben Edmund auf dem Bett lag, wild zu flattern. Es erhob sich in die Luft und segelte zu der Wand hinter ihm. Lucy spürte, wie ihre Haare durchgewirbelt wurden, so wie an einem windigen Tag. Und dies war ein windiger Tag; aber der Wind blies aus dem Bild heraus auf sie zu. Und mit dem Wind kamen plötzlich auch die Geräusche–das Plätschern der Wellen, das Klatschen des Wassers gegen die Bordwände des Schiffes, das Knarren und das alles
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