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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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und sagte, er werde im ersten Hafen beim britischen Konsul gegen sie alle eine »Disposition« einreichen. Aber als Riepischiep fragte, was eine Disposition sei und wie man sie einreiche (Riepischiep dachte, es wäre eine neue Art, einen Zweikampf auszutragen), konnte Eustachius nur antworten: »Das weiß doch jeder!« Schließlich gelang es ihnen, Eustachius zu überzeugen, daß sie schon so schnell wie möglich auf das nächste ihnen bekannte Land zusegelten und daß es genausowenig in ihrer Macht lag, ihn nach Cambridge zurückzubringen–dort lebte nämlich Onkel Harold–, wie ihn zum Mond zu schicken. Daraufhin willigte er mürrisch ein, die frischen Kleider anzuziehen, die man für ihn bereitgelegt hatte, und an Deck zu kommen.
    Jetzt zeigte ihnen Kaspian das Schiff, obwohl sie das meiste ja schon gesehen hatten. Sie stiegen auf das Vorderdeck und sahen den Wachtposten, der auf einem kleinen Absatz im Hals des vergoldeten Drachen stand und durch dessen offenes Maul Ausschau hielt. Im Vorderdeck waren die Kombüse (oder Schiffsküche) und die Quartiere für Leute wie den Bootsmann, den Zimmermann, den Koch und den Obersten Bogenschützen. Wenn es euch komisch vorkommt, daß die Kombüse im Bug war, und ihr meint, daß der Rauch dann über das Schiff hinwegzog, so geht ihr von einem Dampfer aus, auf dem immer Gegenwind herrscht. Auf einem Segelschiff kommt der Wind von hinten, und all das, was übel riecht, wird so weit wie möglich nach vorn gelegt.
    Dann wurden sie nach oben zur Kampfplattform geführt. Zuerst war es sehr beängstigend, dort hin und her zu schwanken und auf das weit darunterliegende und sehr kleine Deck hinunterzuschauen. Allen war klar, daß man im Fall eines Sturzes nicht unbedingt auf das Deck, sondern viel eher ins Wasser fallen würde. Anschließend wurden sie zum Achterdeck geleitet, wo Rhince mit einem anderen Mann zusammen an der großen Ruderpinne seinen Dienst versah. Dahinter erhob sich der vergoldete Schwanz des Drachens, in dem eine kleine Bank entlangführte. Das Schiff hieß »Morgenröte«. Es war winzig, verglichen mit einem von unseren Schiffen oder den Koggen, den Schnellseglern, den Handelsschiffen und den Galeonen, die Narnia besessen hatte, als Lucy und Edmund dort unter König Peter dem Prächtigen geherrscht hatten. Denn unter der Herrschaft von Kaspians Vorfahren war die Schiffahrt fast vollkommen erlahmt. Als sein Onkel, Miraz der Usurpator, die sieben Lords zur See geschickt hatte, mußten sie ein galmanisches Schiff kaufen und es mit bezahlten galmanischen Matrosen bemannen. Aber inzwischen hatte Kaspian begonnen, die Narnianen wieder mit der Seefahrt vertraut zu machen, und die »Morgenröte« war das schönste Schiff, das er bis jetzt hatte bauen lassen. Es war so klein, daß vor dem Mast zwischen der mittleren Luke und dem Boot auf der einen Seite und dem Hühnerstall auf der anderen (Lucy fütterte die Hühner) kaum Platz war. Aber die »Morgenröte« war unter ihresgleichen eine Schönheit, eine »richtige Dame«, wie die Matrosen sagten. Ihre Linien waren vollkommen, ihre Farben rein, und jeder Sparren, jedes Tau und jeder Bolzen war liebevoll angefertigt worden.
    Eustachius war natürlich mit nichts zufrieden und gab dauernd mit Passagierdampfern, Motorbooten, Flugzeugen und Unterseebooten an (»Als ob er etwas davon verstünde«, brummte Edmund), aber die anderen beiden waren von der »Morgenröte« begeistert. Und als sie dann nach hinten zum Essen gingen und sahen, daß im Westen der Himmel von einem tiefroten Sonnenuntergang erleuchtet wurde, und als sie das Beben des Schiffes spürten und das Salz auf den Lippen fühlten und an die unbekannten Länder am östlichen Rand der Welt dachten, da hatte Lucy das Gefühl, sie sei zu glücklich, um etwas zu sagen.
    Was Eustachius dachte, soll am besten in seinen eigenen Worten erzählt werden, denn als sie alle am nächsten Morgen ihre Kleider getrocknet zurückbekamen, holte er ein kleines schwarzes Notizbuch hervor und begann, Tagebuch zu führen. Dieses Notizbuch hatte er immer bei sich und schrieb sich seine Zensuren auf, denn obwohl ihn keines der Schulfächer von der Sache her interessierte, so interessierte er sich doch sehr für seine Zensuren. Er pflegte sogar zu den anderen Kindern hinzugehen und zu sagen: »Ich habe dieseoder jene Zensur bekommen. Und was hast du?« Aber da es nicht so aussah, als würde er auf der »Morgenröte« viele Zensuren erhalten, fing er jetzt an, Tagebuch zu führen. Dies war
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