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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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die erste Eintragung:
    7. August. Wenn ich nicht träume, dann bin ich jetzt seit 24 Stunden auf diesem entsetzlichen Boot. Ununterbrochen wütet ein schrecklicher Sturm (glücklicherweise bin ich nicht seekrank). Riesige Wellen schlagen von vorne über das Schiff, und ich habe gesehen, daß es unzählige Male fast untergegangen wäre. Alle anderen tun so, als merkten sie nichts. Entweder wollen sie angeben, oder vielleicht ist es so, wie Harold sagt, daß nämlich die größte Feigheit der normalen Leute darin besteht, daß sie die Augen vor den Tatsachen verschließen. Es ist Wahnsinn, in so einem miesen kleinen Ding wie dem hier aufs Meer hinauszufahren. Es ist kaum größer als ein Rettungsboot. Und natürlich ist es von der Ausstattung her äußerst primitiv. Es gibt keinen ordentlichen Salon, kein Radio, kein Bad, und an Deck sind keine Liegestühle. Gestern abend wurde ich durch das ganze Schiff geschleppt, und davon, wie Kaspian mit seinem komischen kleinen Spielzeugboot angibt, als wäre es die »Queen Mary«, könnte es einem geradezu schlecht werden. Ich versuchte, ihm zu erklären, wie ein richtiges Schiff aussieht, aber er ist zu beschränkt. E. und L. haben mich natürlich nicht unterstützt. Ich nehme an, ein Kind wie L. ist sich der Gefahr nicht bewußt, und E. will diesem K. schöntun, wie alle anderen hier. Sie nennen ihn König. Ich habe ihm gesagt, ich sei Republikaner, aber er hat natürlich gefragt, was das sei. Er scheint überhaupt nichts zu wissen. Selbstverständlich hat man mich in die schlimmste Kajüte auf dem ganzen Schiff gesteckt. Es ist ein richtiger Kerker, und Lucy hat allein ein ganzes Zimmer im Oberdeck erhalten–recht hübsch, verglichen mit dem Rest hier. K. sagt, das sei deshalb, weil sie ein Mädchen ist. Ich habe versucht, ihm zu erklären, was Alberta sagt, daß nämlich all diese Sachen die Mädchen nur herabsetzen. Aber er ist zu beschränkt. Immerhin konnte er begreifen, daß ich krank werde, wenn ich noch länger in diesem Loch bleiben muß. E. sagt, wir dürften uns nicht beklagen, weil K. selbst auch hier wohnt, um Platz zu machen für L. Als ob es dadurch nicht noch enger und noch schlimmer würde! Habe fast vergessen, daß es hier noch so eine Art Mäuseding gibt, das zu allen schrecklich frech ist. Die anderen können sich das ja gefallen lassen, wenn sie Lust haben, aber ich werde es demnächst am Schwanz ziehen, wenn es das mit mir versucht. Das Essen ist auch miserabel.
     
    Die Probleme zwischen Eustachius und Riepischiep tauchten schneller als erwartet auf. Vor dem Essen am nächsten Tag, als die anderen um den Tisch herumsaßen und warteten (auf See hat man einen phantastischen Appetit), kam Eustachius händeringend hereingestürzt und rief: »Dieses kleine Ungeheuer hat mich fast umgebracht! Ich bestehe darauf, daß es im Zaum gehalten wird! Ich könnte euch verklagen! Ich könnte euch befehlen, es beseitigen zu lassen!«
    Im gleichen Augenblick erschien Riepischiep. Er hatte das Schwert gezogen, und sein Schnurrbart sah sehr wild aus, aber er war so höflich wie immer.
    »Ich bitte alle Anwesenden um Verzeihung«, sagte er. »Und besonders Eure Majestäten. Wenn ich gewußt hätte, daß er sich hierher flüchten würde, hätte ich einen besseren Zeitpunkt für seine Bestrafung abgewartet.«
    »Was in aller Welt ist denn los?« fragte Edmund.
    Was war geschehen? Riepischiep, dem das Schiff nie schnell genug vorwärts kam, liebte es, ganz vorne am Bug neben dem Kopf des Drachens zu sitzen, den Horizont im Osten zu betrachten und mit seiner kleinen piepsenden Stimme das Lied zu singen, das die Dryade für ihn gemacht hatte. Er hielt sich nie irgendwo fest, sosehr das Schiff auch schwanken mochte, und er hielt ohne jegliche Anstrengung das Gleichgewicht. Vielleicht half ihm sein langer Schwanz dabei, der innen an der Bordwand entlang auf das Deck herunterhing. Jeder an Bord kannte diese Gewohnheit Riepischieps, und die Matrosen waren froh darüber, weil sie dadurch jemand hatten, mit dem sie reden konnten, wenn sie Wache hielten. Den genauen Grund dafür, warum Eustachius die ganze Strecke bis nach vorne zum Vorderdeck schlitterte, taumelte und stolperte (er hatte noch keine Seemannsbeine), habe ich nie erfahren. Vielleicht hoffte er, Land zu sehen, oder vielleicht wollte er sich in der Kombüse herumdrücken und etwas stibitzen.
    Auf jeden Fall, als er den langen Schwanz herunterhängen sah – und vielleicht war dies ja auch sehr verlockend –, dachte er, es
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