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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe
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glücklich schätzen, Jesse. Sehr, sehr glücklich, weißt du das?"
    Mary blickte beunruhigt aus dem Erkerfenster, als Annabelle und Jesse sich Hestias Haus näherten. Sie bemerkte die Familienähnlichkeit, beide waren hoch gewachsen und gut aussehend mit aristokratisch geschnittenen Gesichtszügen, schön geschwungenen Lippen und eisblauen Augen.
    Mary sah aber auch die Unterschiede. Annabelles blondes Haar stand im Kontrast zu Jesses dunkler Mähne. Auch ihre Haltung unterschied sich von der ihres Bruders. Jesse bewegte sich mit dem Selbstvertrauen eines Mannes, der an den Stürmen des Lebens gereift war. Von Annabelle ging eine seltsame Unsicherheit aus. Bei all ihrer Schönheit wirkte sie nervös, beinahe gehetzt. Ein flüchtiger Eindruck, nicht wirklich erkennbar, wie der kaum wahrnehmbare Duft nach Gardenien, der sie umgab. Vielleicht täuschte Mary sich, aber irgendetwas an Annabeiles müdem Augenaufschlag und ihrem starren Lächeln schien ihr gekünstelt, mit dem sie Jesse jetzt bedachte, als er sich vorbeugte, um ihr die Gartentür zu öffnen.
    Hatte er seine Schwester eingeweiht? Hatte er ihr gesagt, wer Davys Vater war?
    Mary schlug das Herz bis zum Hals, als sie die Haustür öffnete. Jesse sah sie an und schüttelte dabei kaum merklich den Kopf. Sie atmete erleichtert auf.
    Noch nicht.
    Aber sie spürte Jesses Anspannung, seine Verschlossenheit, seine Kälte, die sie beunruhigten.
    „Welche Freude, Sie kennen zu lernen", rief Hestia, die hinter Mary heranrauschte, freudestrahlend. Sie fühlte sich unendlich geschmeichelt, die berühmte Mrs. Clapp aus Portland in ihrem Haus empfangen zu dürfen. „Ich habe so viel über Sie in den Gesellschaftsspalten der Zeitung gelesen, über Ihre Wohltätigkeitsveranstaltungen und all die guten Werke, die Sie für die Bedürftigen tun. Es ist mir wirklich eine große Ehre, eine solche Berühmtheit in meinem bescheidenen Heim willkommen zu heißen."
    „Vielen Dank", sagte Annabelle höflich.
    „Es wird Ihnen alles schrecklich provinziell vorkommen bei uns ... ah!" Hestias Gesicht hellte sich auf. „Da kommt Liwie schon und bringt uns Tee."
    Liwie Haglund begrüßte Annabelle schüchtern errötend und zog sich wieder zurück, nachdem sie das Teetablett abgestellt hatte.
    „Ihr Hausmädchen ..."
    „Sie ist kein Hausmädchen", korrigierte Hestia sie. „Sie wohnt bei uns. Wir sind ein ziemlich gemischtes Völkchen hier im Swann-Haus."
    „Was hat die arme Frau am Auge?"
    Hestia wandte verlegen den Blick. „Eine alte Verletzung. Sie hatte Streit mit ..., ach was, reden wir nicht davon." Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Sie sieht auf dem verletzten Auge nichts mehr", erklärte Mary. „Aber sie kommt gut damit zurecht."
    Annabelle reagierte höchst sonderbar. Sie wurde kreidebleich, war plötzlich wie versteinert, glich einer Marmorstatue, kalt und ohne Gefühlsregung. Und dann fragte sie ungläubig: „Hat ihr Ehemann sie geschlagen? Hat er sie so sehr verletzt?"
    „Eigentlich sprechen wir nicht darüber", sagte Hestia. „Aber Sie sind eine Ausnahme, unser Ehrengast, Mrs. Clapp. Zu uns ins Swann-Haus flüchten sich gelegentlich Frauen, die ihren gewalttätigen Ehemännern weglaufen."
    „Sind sie denn hier ... in Sicherheit?" fragte Annabelle.
    „Selbstverständlich. Wir sind sehr stolz, den Frauen helfen zu können. Darf ich Ihnen das Haus zeigen?"
    Annabelle nickte, und die beiden Damen verließen den Salon. Als die Tür ins Schloss fiel, atmete Mary erleichtert auf und wandte sich an Jesse. „Was hat sie von Granger erzählt?"
    „Ihr Mann hat große Geldbeträge unterschlagen und ist verschwunden."
    Es dauerte eine Weile, bis Mary die Nachricht verdaut hatte. Ein Sturm der Gefühle tobte ihn ihr. Angst. Böse Vorahnungen. Argwohn. Erleichterung. Und zu ihrem Erstaunen auch eine Spur von Mitgefühl. Sie hatte Granger einst geliebt und all ihre Hoffnungen in ihn gesetzt.
    „Heißt das, er ist für immer verschwunden?" fragte sie vorsichtig und fuhr hastig fort: „Das muss wohl so sein, nur ein Dummkopf würde sich in der Nähe des Ortes seines Verbrechens aufhalten. Wahrscheinlich ist er bereits Tausende Meilen entfernt."
    „Man kann nie weit genug fliehen", sagte Jesse.
    Erneut fuhr ihr ein Stich durchs Herz. „Was meinst du damit? Was ..."
    „Meine Schwester bleibt eine Weile bei uns", sagte Jesse, ohne auf Marys Frage einzugehen.
    „Dann müssen wir es ihr wohl sagen, wie?" fragte Mary bang. „Wir müssen ihr die Wahrheit über das Baby
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