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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe
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hinauf. „Komm Liebste, wir bringen unseren Sohn nach Hause."

EPILOG
     
    Washington State 1889
    Am Sonntag wurde etwas an Land gespült.
    Der Morgen war heraufgedämmert wie alle anderen - ein kalter Dunstschleier lag vor der fahlen Sonne, weit draußen schwoll die eisengraue Dünung, näherte sich mächtig und warf sich tosend gegen die schroffen Felsklippen von Cape Disappointment.
    Davy Morgan stand im herannahenden Morgen hoch oben auf dem Eisensteg des Leuchtturms, nachdem er die Walöllampe gelöscht hatte, um danach die Dochte zu kürzen und die verrußten Linsen zu säubern.
    Wieder einmal bestaunte er die Regenbogenfarben, die sich in den Facetten bildeten, als die Sonne den Nebel durchbrach. Sein Vater hatte ihn gelehrt, den Regenbogen zu sehen, als er noch ein kleiner Junge gewesen war.
    Doch dann fesselte ihn etwas unten am Strand.
    Er wusste nicht, warum er innehielt und zum Strand hinunterspähte. Oft beobachtete er die weiß schäumenden Wellen, die den feinen hellbraunen Sand beleckten und gegen die Felsen donnerten. Es war wunderbar, hier zu leben, wo Erde und Meer sich trafen.
    Amma Palina erzählte ihm Geschichten von fremdartigen Wesen und gefährlichen Abenteuern. Und Tante Annabelle las ihm gern Geschichten vor. Sie hatte eine Leihbücherei in der Stadt eröffnet und brachte den Kindern im Swann-Haus Lesen und Schreiben bei.
    Davy glaubte alle Legenden und Geschichten mit tiefer Überzeugung. Und jetzt verspürte er ein Prickeln wie sonst, wenn Amma eine Geschichte erzählte. Er spürte eine seltsame Unruhe in der Luft, als würde ihm ein unsichtbares Wesen in den Nacken hauchen. Er stellte die Kanne Leinöl ab, legte den Polierlappen daneben und trat auf den Eisensteg in den kalten Wind.
    Er wusste nicht, was ihn bewog, sich mit einer Hand an der Eisenreling festzuhalten und sich weit vorzubeugen, um über die Felsklippen auf den sturmgepeitschten Küstenstreifen hinunter zu spähen.
    Ein Klumpen Seetang. Stränge gelbbrauner Algen verhüllten eine längliche Form. Vermutlich nur ein Haufen verschlungener Tang, vielleicht verbarg sich darunter ein verendeter Seehund, ein altes Tier, dessen Bartborsten weiß und Zähne braun geworden waren.
    Während Davy auf den angespülten Haufen Tang blickte, spürte er ... etwas Merkwürdiges. Als drehe sich ein stumpfes Messer in seiner Brust.
    Unausweichliches Schicksal, würde seine Mutter es nennen.
    Obwohl kein Mensch zu dieser frühen Morgenstunde in der Nähe war, um ihn zu sehen, rückte Davy sich die Mütze gerade, die zu seiner Uniform als Mitglied des Klipsan- Beach- Rettungsdienstes gehörte, den sein Vater im Jahr seiner Geburt gegründet hatte.
    Davy läutete die Nebelglocke, um alle zu wecken, dann polterte er die Eisenstufen hinunter und rannte den gewundenen Felsenpfad zum Strand. Seine Lungen füllten sich mit der salzigen Luft, und er sah, wie die Sonne durch den Morgennebel brach.
    Als er sich dem Klumpen Seetang näherte, verlangsamte er seine Schritte. Der Haufen war an einem Ende abgerundet - als würde sich ein menschlicher Schädel darunter verbergen. Ein Schauder durchlief ihn. Das Meer konnte grausam sein. In den zwölf Jahren, die er hier aufgewachsen war, hatte er manch grausigen Anblick ertragen müssen.
    Er näherte sich dem übelriechenden Klumpen und berührte ihn mit der Stiefelspitze. Im gleichen Moment hörte er Stimmen. Den dröhnenden Bass seines Vater und die helle singende Stimme seiner Mutter, dazwischen die lachenden Kinderstimmen von Shannon und Malcolm. Monte Christo, der Hund, rannte bellend um seine Familie.
    Davy ging in die Knie und begann sich durch das glitschige Knäuel zu graben. Wenn sich etwas Grausiges darunter verbarg, wollte er den Fund vor seinen kleinen Geschwistern verbergen.
    Die vollgesogenen Algen fühlten sich schwammig und kalt an. Sie klebten an ...
    An was?
    Er stieß auf dicke Schnüre, die ineinander verknotet waren. Ein Netz, das etwas umhüllte.
    Was?
    Er arbeitete nun fieberhaft, stieß auf einen runden Gegenstand, der sich unter dem Netz hart und kalt anfühlte. Er zog daran, das morsche Hanfnetz zerriss und gab etwas Ungewöhnliches frei.
    Eine runde, unbeschädigte Glaskugel. Aufgeregt trug er sie zum Wasser und kniete sich hin, ohne die Nässe zu spüren, die ihm durch die Hosenbeine drang. Mit Sand und Wasser rieb er den grünlichen Schleim von der Kugel, bis sie glänzte. Aquamarinblau.
    Sein Vater hatte ihm einmal erzählt, dass japanische Fischer blaue Glaskugeln als
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