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Leuchtend

Leuchtend

Titel: Leuchtend
Autoren: Emma Green
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Inneren. Als er von meinen Lippen spricht, spannt sich mein gesamter Körper an. Reagiere,
    Amandine, lass dich nicht von ihm einwickeln!
    "Es ist an der Zeit, dass ich Sie verlasse, Monsieur, ich habe andere Dinge zu tun, als mit Ihnen zu philosophieren. Hier ist Ihr Pullover, vielen Dank für diese patriarchalische und herablassende Aufmerks …"
    Ich habe keine Zeit, auszusprechen und mich des dämonischen Kaschmirs zu entledigen, als er auch schon direkt vor mir steht. Im nächsten Moment packt er meine Arme, reißt sie nach oben und steht mit all seinem tierischen Hochmut und all seiner animalischen Sinnlichkeit vor mir. Ich bin ihm völlig ausgeliefert. Ich spüre seinen warmen Atem in meinem Gesicht und seine aufgrund der unglaublichen Intensität vergrößerten Pupillen ertrinken in meinem Blick und fesseln mich. Ich könnte dagegen ankämpfen, mich bewegen, mich verteidigen, aber mein Körper entscheidet sich dafür, sich zu unterwerfen. Mit der Spitze seiner feinen, markanten Nase streichelt er meine Wangen und ich spüre seinen schweren, ruckartigen Atem, der über meine Haut läuft. Seine Berührungen elektrisieren mich und bin in einem völlig passiven Zustand, wie ich es noch nie zuvor gefühlt habe. In einem langen, sinnlichen Atemzug nähert er sich meinen Lippen, öffnet seinen Mund einen Spalt, befeuchtet seine Lippen, und als ich ihn schon anflehen will, küsst er mich. Ich muss mich nicht einmal überwinden, denn ich empfange diesen fleischgewordenen Ansturm der Lust ohne jeglichen Widerstand. Er brummt, ich stöhne. Für mehrere Sekunden verschlingen sich unsere Zungen ineinander, suchen einander, fliehen voreinander und tanzen einen göttlichen und unglaublich erotischen Walzer. Mir ist heiß, ich will mehr und presse mich an ihn, sodass sich nichts und niemand zwischen uns drängen kann. Ich fühle, wie sich sein gesamter Körper anspannt und er begieriger und fordernder wird. Seine feurigen und hungrigen Lippen pressen sich immer stärker gegen meine, seine Zunge erforscht meinen Mund intensiver und gegen meinen Willen stöhne ich erneut. Und plötzlich ist alles aus. Unsere Lippen berühren sich nicht mehr und er zieht sich zurück, ohne dabei jedoch meine Handgelenke loszulassen, die in seinen großen Händen gefangen sind. Als er mich ansieht, erkenne ich etwas mir bisher Unbekanntes in seinem Blick: Er ist verwirrt, beinahe überwältigt. Aber als Kontrollfanatiker gewinnt er schnell wieder die Überhand … Als er mich anspricht, ist seine Stimme erstaunlich ruhig und schwer, als ob dieser epische Kuss nie passiert wäre.
    "Immer langsam, Amande, nur nicht zu gierig. Komme Sie zu Mittag in mein Apartment, da habe ich ein wenig Zeit für Sie."
    Ich bin völlig schockiert, k. o., fassungslos und er ist in der Lage, über die Arbeit zu sprechen? Seine Unterkühltheit trifft mich hart, am liebsten möchte ich weinen.
    "Und machen Sie mir die Freude, mir meinen Pullover zurückzugeben. Ich gehöre ausnahmslos nicht zu jenen Menschen, die gerne Dinge, die sie besitzen, ausborgen oder teilen. Ich bin sehr besitzergreifend, Amande, vor allem dann, wenn mir etwas wirklich gefällt."

4. Alles oder Nichts
    Verstohlen schleiche ich in mein Zimmer und lehne mich für einen Moment gegen die Tür, die ich hinter dieser surrealistischen Szene zugedrückt habe. Meine Arme zittern, meine Augen sind geschlossen, in meinem Kopf dreht sich alles und mein halb geöffneter Mund ist immer noch feucht von diesem gigantischen Kuss. Ich wage es nicht, meinen Mund zu schließen, denn ich habe Angst, diese göttliche Empfindung, die ich immer noch spüren kann, zu verlieren. Denk ans Atmen. Genau so. Die Augen öffnen. Geradeaus, nicht ins Leere sehen.
    "Na komm, mein Mädchen, fang dich wieder. Schließlich wurdest du nicht zum ersten Mal geküsst."
    "Aber so! Auf diese Art und Weise! Was habe ich nur? Was hat er mit mir gemacht?"
    "Das wird schon!"
    "Mit wem spreche ich?"
    "Mit dir. Mit dir, fünfzehneinhalb Jahre alt, erster Kuss, schwindelig, und so weiter."
    "Ach, das passiert alles nur in meinem Kopf. Gut, sehr gut, immer besser."
    "A-man-di-ne! Amandine Baumann, du träumst."
    In dem Moment, als ich mich dabei erwische, wie ich in meinen Gedanken bereits von der Kombination "Amandine Diamonds" träume, werfe ich mich aufs Bett, vergrabe den Kopf in den Kissen und versuche dieser hysterischen und zugleich grotesken Spirale zu entkommen. Ich kann mich nicht zwischen Lachen und Weinen entscheiden und
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