Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02
Autoren: Jeaffery Deaver
Vom Netzwerk:
etwas immer sehr hilfreich.«
    »Dann«, sagte Rhyme, der irritiert wirkte, weil seine Erzählung unterbrochen worden war, »als Kall im Park war, hast du dich aus der Gasse, in der du dich versteckt hattest, rausgeschlichen, hast ihn aufgespürt und getötet... Du hast Hände, Zähne, Kleidungsstücke und seine Waffen - in das Abwasserauffangbecken geworfen. Und dann haben wir dich eingeladen, mit nach Long Island zu kommen... Als so eine Art Fuchs im Hühnerstall«, fügte Rhyme ironisch hinzu. »Das ist das Schema, nach dem es ablief... Ist zwar nur das Gerüst, aber ich glaube, es erzählt die Geschichte ganz gut.«
    Das gesunde Auge des Mannes schloß sich kurz und öffnete sich dann wieder. Blutunterlaufen und feucht starrte es Rhyme an. Der Tänzer nickte zustimmend oder vielleicht auch bewundernd. »Was war es?« fragte er schließlich. »Was hat mich verraten?«
    »Sand«, antwortete Rhyme. »Von den Bahamas.«
    Er nickte und stöhnte dabei vor Schmerz. »Ich habe meine Taschen ausgeleert und umgestülpt. Sie sogar ausgesaugt.«
    »Im Saum der Hose. Die Drogen und das Babymilchpulver waren auch Hinweise.«
    »Ja, verstehe.« Nach einer kurzen Pause fügte der Tänzer hinzu: »Stephen hatte zu Recht Angst vor Ihnen.« Das Auge musterte Rhyme noch immer. Wie ein Arzt, der nach einem Tumor sucht. Der Tänzer sprach weiter: »Armer Kerl. Welch eine traurige Kreatur. Wer hat ihn wohl gebumst? Sein Stiefvater oder die Jungs im Jugendknast? Oder alle?«
    »Ich weiß es nicht«, meinte Rhyme. Auf dem Fensterbrett landete der männliche Falke und legte seine Flügel an.
    »Stephen hat Angst bekommen«, sinnierte der Tänzer. »Und wenn du Angst hast, dann ist alles vorbei. Er dachte, der Wurm würde nach ihm suchen. Lincoln, der Wurm. Hab ein paarmal gehört, wie er das vor sich hinflüsterte. Er hatte wirklich Schiß vor Ihnen.«
    »Aber du hattest keine Angst.«
    »Nein«, antwortete der Tänzer. »Ich kriege nie Angst.« Plötzlich nickte er, als hätte er endlich etwas verstanden, worüber er sich schon lange Gedanken gemacht hatte. »Aah, Sie hören sehr aufmerksam hin. Versuchen wohl herauszufinden, welchen Akzent ich habe?«
    Das hatte Rhyme tatsächlich getan.
    »Aber hören Sie gut zu, wie er wechselt. Rocky Mountains... Connecticut... die Südstaatenprärien... und dann wieder die Sumpfgebiete... oder komme ich etwa aus Keyntuckeh... ? Warum befragen Sie mich? Sie sind bei der Spurensicherung. Ich bin verhaftet. Zeit, sich zu verabschieden und ins Bett zu gehen. Ende der Geschichte. Sagen Sie, ich mag Schach. Ich liebe es sogar. Haben Sie jemals Schach gespielt, Rhyme?«
    Früher hatte er es gemocht. Mit Claire Trilling hatte er häufig gespielt. Thom hatte ihn immer wieder gedrängt, gegen den Computer zu spielen, und ihm ein gutes Schachprogramm installiert. Rhyme hatte es nicht ein einziges Mal aufgerufen. »Ich habe schon sehr lange nicht mehr gespielt.«
    »Wir sollten einmal eine Partie miteinander spielen. Sie sind bestimmt ein guter Gegner... Wollen Sie wissen, welchen Fehler viele Spieler machen?«
    »Welchen?« Rhyme spürte, wie intensiv ihn der Mann anstarrte. Er fühlte sich plötzlich unwohl.
    »Sie sind neugierig. Wollen zuviel über ihre Gegner erfahren. Sie versuchen, Dinge über ihr Privatleben herauszufinden. Dinge, die nicht wichtig sind. Wo sie herkommen, wo sie geboren wurden, ob sie Geschwister haben.«
    »Ist das wirklich so?«
    »Das mag vielleicht die Neugier befriedigen. Aber es verwirrt auch. Es kann sogar gefährlich sein. Denn das Spiel findet nur auf dem Brett statt, Lincoln. Nur auf dem Brett.« Ein schiefes Grinsen. »Sie können nicht akzeptieren, daß Sie nichts über mich wissen, stimmt's?«
    Stimmt, dachte Rhyme. Das kann ich nicht.
    Der Tänzer fuhr fort. »Okay, was genau wollen Sie? Eine Adresse? Ein Jahrbuch meiner Schule? Wie wäre es mit einem Hinweis? So was wie >Rosebud< in dem Film Citizen Kane? Sie erstaunen mich, Lincoln. Sie sind ein Kriminalist -der beste, den ich je gesehen habe. Und da begeben Sie sich auf eine solche pathetische, sentimentale Reise. Nun, wer bin ich? Der kopflose Reiter? Der Beelzebub? Ich bin >die<, vor denen gewarnt wird, wenn es heißt, >laß dich nicht mit denen ein, die sind gefährliche Ich bin nicht Ihr sprichwörtlich schlimmster Alptraum, denn Alpträume sind nicht real, und ich bin realer, als es die meisten gerne wahrhaben würden. Ich bin ein Könner, ein Künstler. Ich bin ein Geschäftsmann. Sie werden nie meinen Namen, Rang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher