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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte
Autoren: Karin Slaughter
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auf, dass Frank an eine zweite Möglichkeit überhaupt nicht gedacht hatte, nämlich seine Tochter zu verhaften und sie wegen ihrer Verbrechen ins Gefängnis zu schicken.
    » Sie hatte so hart gearbeitet, um ihr Krankenschwesterdiplom zu bekommen«, fuhr Frank fort. »Ich hätte nie gedacht, dass sie… « Er verstummte. » Ich weiß auch nicht. «
    » Sie war früher schon in Schwierigkeiten geraten? «
    Frank konnte nur nicken.
    » Gefälschte Schecks « , bemerkte Will. Darlas Fingerabdrücke waren registriert. Sie entsprachen den Fingerabdrücken, die Will und Charlie auf der Windex-Flasche im Schrank des Wohnheimwaschraums gefunden hatten. Will ging noch einen Schritt weiter: » Sie hatte auch davor schon Probleme. «
    Frank nickte knapp. » Hin und wieder bekam ich einen Anruf. Ein Gefallen unter Kollegen, von einem Polizisten zum anderen. Austin. Little Rock. West Memphis. Sie kümmerte sich um alte Leute und knöpfte ihnen ihr Geld ab. Sie konnte das gut. Sie wurde nie erwischt, aber alle wussten, dass sie es war. «
    Will wusste aus eigener Erfahrung, dass es ein Unterschied war zu wissen, dass jemand schuldig war, und es auch beweisen zu können. Und dass sie die Tochter eines Polizisten war, hatte Darla zusätzlich geschützt.
    » Ich war mir so sicher, dass Tommy dieses Mädchen umgebracht hatte. Ich wollte einfach nicht, dass irgendetwas auf Darla zurückfiel. «
    » Sie haben alles in Ihrer Macht Stehende getan, um dafür zu sorgen, dass Lena einen wasserdichten Fall hatte. «
    Frank starrte Will mit triefenden Augen an und versuchte offensichtlich zu erraten, was er wusste.
    In Wahrheit wusste Will rein gar nichts mit Sicherheit. Er nahm an, dass Frank Beweismittel versteckt hatte. Er nahm an, Frank hatte das Callcenter in Eaton dazu gebracht, die Herausgabe des Mitschnitts von Maxines 911er-Anruf hinauszuzögern. Er nahm an, der Mann hatte eine Ermittlung behindert, durch sein Verhalten andere in Gefahr gebracht und blindlings, wenn nicht sogar absichtlich, zum Tod von drei Menschen beigetragen.
    Wie Frank gesagt hatte, es gab Wissen, und es gab Beweise.
    » Ich wollte nie, dass Lena in das alles hineingezogen wird « , sagte Frank. » Von dieser Geschichte weiß sie überhaupt nichts. Das war allein ich. «
    Will ahnte, dass Lena das Gleiche über Frank sagen würde. Solange er lebte, würde er diese enge Verbindung, die diese beiden aneinanderfesselte, nie verstehen. » Wann haben Sie herausgefunden, dass Darla damit zu tun hatte? «
    » Als Lena… « Er fing wieder an zu husten. Diesmal kam so viel Blut, dass er in ein Papiertuch spucken musste. » O Gott « , ächzte Frank und wischte sich den Mund ab. » Bitte entschuldigen Sie. «
    Will bemühte sich, seinen Magen unter Kontrolle zu halten. » Wann kamen Sie darauf? «
    » Als Lena mir sagte, dass noch ein Student auf die gleiche Art umgebracht worden war… « Wieder verstummte er. » Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Darla das getan hatte. Das würden Sie verstehen, wenn Sie Kinder hätten. Sie war mein Mädchen. Ich habe sie nachts in den Schlaf gewiegt. Ich sah sie heranwachsen von einem kleinen Mädchen zu… « Frank beendete den Satz nicht, obwohl es offensichtlich war, zu was Darla sich entwickelt hatte.
    » Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen? «
    » Gestern Abend « , gab er zu. Und anstatt darauf zu warten, dass Will die richtige Frage stellte, sagte er von sich aus: » Wir gerieten in Streit. Sie meinte, sie müsse die Stadt verlassen, und wollte wieder Geld. «
    » Haben Sie es ihr gegeben? «
    Er schüttelte den Kopf. » Maxine hatte ein paar hundert Dollar in ihrer Handtasche. Auch die beiden gerieten in Streit. Ziemlich schlimm. « Er deutete auf den Sauerstoffschlauch, die Gitter an seinem Bett. » Als ich endlich aufgestanden war, lag Maxine auf dem Boden, und Darla schlug auf sie ein. « Frank presste die Lippen zusammen. » Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas je sehen würde– eine Tochter, die ihre eigene Mutter verprügelt. Mein Kind. Das war nicht die Tochter, die ich aufgezogen hatte. Das war nicht mein Kind. «
    » Was passierte dann? «
    » Sie stahl das Geld. Nahm auch aus meiner Brieftasche etwas. Fünfzig Dollar vielleicht. «
    » Bei der Leiche fanden wir fast dreihundert Dollar. «
    Frank nickte, als hätte er genau das erwartet. » Ich habe heute Morgen einen Anruf von Brock erhalten. Er sagte, man hätte sie hinter den Felsen aus dem Fluss gezogen. « Er sah Will an, als würde er diese
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