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Letzte Aufzeichnungen

Letzte Aufzeichnungen

Titel: Letzte Aufzeichnungen
Autoren: Erich Honecker
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Sowjetunion schlug vor, als erste Stufe zur Bildung einer deutschen Regierung Zentralverwaltungen zu schaffen, was sie in ihrer Zone bereits tat. Frankreich wollte davon nichts wissen. Das Land war von deutschen Truppen ganz besetzt gewesen, Gestapo und SS hatten dort gewütet, das war nicht vergessen. Großbritannien hatte auch unter dem Krieg gelitten, war aber nicht besetzt gewesen. Und in den USA ging während des Krieges nicht eine Fensterscheibe zu Bruch. Briten und Amerikaner sahen die deutsche Frage nüchtern und mit Kalkül. Sie schlossen am 1. Januar 1947 ihre Zonen zur Bizone zusammen. Dagegen protestierten Frankreich und die Sowjetunion.
    Erhard und seine Leute 56 haben alles mitgemacht. Einschließlich der separaten Währungsreform, die die andere Deutschlandhälfte ärmer machte: sowohl in Bezug auf Hoffnung, dass es einen gemeinsamen Staat geben könnte, als auch auf eine Verbesserung der Lebensverhältnisse. Die Industrie in Sachsen, Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen-Anhalt und in Berlin lag zum großen Teil in Trümmern. Das musste aufgebaut werden. Daneben lasteten auf uns die Reparationen. Alles, was noch zu gebrauchen war – Anlagen, Maschinen, Schienen usw. – ging in die Sowjetunion. Was nicht demontiert wurde, produzierte weiter als Sowjetische Aktiengesellschaft bis weit in die 50er Jahre. Die Reparationslieferungen aus der amerikanischen Zone wurden schon 1946 beendet, Briten und Franzosen schlossen sich an. Die Sowjetunion holte sich das auch noch aus ihrer Zone. Die Mehrzahl der hier demontierten Industrieanlagen wurde in der Sowjetunion nie in Betrieb genommen, hier aber fehlten sie als Produktionsbasis.
    Unter diesen Bedingungen und mit eigener Kraft aus diesem Trümmerhaufen einen Staat zu schaffen und Menschen eine Heimat zu geben, das ist eine Leistung, die nicht vergessen sein darf.
    Es ist offensichtlich, dass die separate Währungsreform 1948 der entscheidende Schritt zur Wiedereingliederung des deutschen Imperialismus in das kapitalistische Weltsystem war. Und die Annexion der DDR 1990 ließ die Großmacht Deutschland wiedererstehen, die Nacht relativer Bedeutungslosigkeit war vorüber, der imperiale Morgen brach an.
    Von heute betrachtet, wäre es vielleicht besser gewesen, kämpfend unterzugehen. Die Kapitulanten und Anhänger Gorbatschows im Politbüro haben den sang- und klanglosen Abgang der DDR vorbereitet und durchgeführt. Daran beteiligt waren die Verräter Schabowski und Krolikowski.
    Ich sehe die Perestroika als ein Unglück für die Menschheit. Die Welt ist aus den Angeln gerissen. Golfkrieg, Balkankrieg, Krieg im Kaukasus, Moldawien, in der OECD 30 Millionen Arbeitslose, Miet- und Preiserhöhungen ohne Ende, die Bürger der DDR als Menschen 2. Klasse in Deutschland, die Beamten kommen aus Westdeutschland.
    Die SED konnte erst spät ein großes Wohnungsbauprogramm in Angriff nehmen. Der Zement ging zuerst in die Reparation und blieb Engpass.
    Die Zementfabriken mussten erst errichtet werden – gleichzeitig Hilfe – für RGW – Kuba etc.
    Aufbau an der Trasse – Wohnungen, Kultur, Kindergärten etc.
    Die BRD hatte 1949 90 Hochöfen, die DDR 4 Hochöfen.
    So lange es Soldaten gibt, gibt es Waffengebrauchsbestimmungen.
    Deutschland war in der Zeit zwischen 1945 und 1989 nicht der Nabel der Welt. Trotz allem Großmachtstreben ist es das auch heute nicht. Das wird einige nicht davon abhalten, von der großen Verantwortung zu reden, die nunmehr Deutschland habe. Weder die USA noch Japan und die übrige Welt werden sich nach den Direktiven aus Bonn richten. 1961, beim Mauerbau, schrie Bonn um Hilfe. Kennedy legte sich wieder schlafen, nachdem er informiert worden war.
    Die Initiative dazu ging, warum soll man dies leugnen, von der Sowjetunion aus, von der sowjetischen Führung. Nie von den Deutschen, sagen die Russen. Zu keiner Zeit. Das konnten auch Rudolf Herrnstadt und der beste Artikel nicht aus der Welt schaffen. 57
    Es gab auch niemanden im Warschauer Pakt, der die an der Westgrenze eingeführte Ordnung aufheben wollte, denn sie war für das ganze Lager gut. Aber auch für die NATO.
    Heute war es mal nicht heiß. Ein Glück. 16 Grad Celsius nachts, 22 am Tag.

13. August
    Im Rundfunk kommen die Meldungen zum Tage. Die »Arbeitsgemeinschaft 13. August« würdigt die »Toten an der Mauer«, selbstverständlich fällt kein Wort zu den erschossenen Grenzsoldaten. Gestern, so sagte der Anwalt, hätten sie das Ermittlungsverfahren um Mord erweitert,
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