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Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Titel: Lettie Peppercorn und der Schneehaendler
Autoren: Sam Gayton
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Blätter in seiner Hand. »Aber das ist ja unglaublich! Noah, das ist … einfach unfassbar!«
    »Du kannst jederzeit noch mehr haben«, sagte Noah. An seinem Stängel erblühte eine Blume und färbte sich rot. Schnell drehte er sich weg, um sie zu verbergen.
    Also kochten sie zusammen Tee und Lettie erteilte Anweisungen:
    »Bitte die Tassen aufstellen!«
    »Ofen anzünden!«
    »Vorsicht mit der Milch!«
    Noah tat alles mit einem leichten Lächeln, selbst als Lettie mit ihm schimpfte, weil der Eiszapfen an seinem Kinn in die Tassen tropfte.
    »Musst du unbedingt hier in der Küche auftauen?«, sagte sie, aber sie meinte es nicht wirklich ernst.
    »Machst du doch auch.« Noah lachte.
    »Stimmt.« Von Letties Nase tropfte das Eiswasser herunter. Ihre Knochen schmerzten, und sie konnte regelrecht spüren, wie der Äther aus ihren Zehen verdampfte.
    Periwinkle kam durchs Fenster hereingeflattert. Zettel und Münzen waren verschwunden. Letties Vater hatte also die Nachricht und das Geld erhalten.
    »Bringst du Periwinkle mit hierher, Noah? Er braucht sein Abendessen.«
    Noah sah Peri nachdenklich an. »Der Vogel ist bestimmt sehr wichtig für dich, wo du doch nie aus dem Haus kannst.«
    Lettie heftete den Blick auf das kochende Wasser. »Woher weißt du das?«, fragte sie peinlich berührt.
    Noah strich Periwinkle über das Gefieder. »Ich habe die Nachricht deiner Mutter gelesen.«
    Schweigen breitete sich in der Küche aus. Lettie hielt verzweifelt nach etwas Ausschau, womit sie es vertreiben konnte.
    »Vorsicht mit Peri«, sagte sie schließlich. »Manchmal hackt er zu.«
    Noah hob den Vogel hoch und keuchte überrascht. »Und er wiegt eine Tonne!«
    »Gar nicht wahr!«, fuhr Lettie ihn an.
    »Aber sicher doch.« Noah lachte. »Vielleicht fütterst du ihn einfach zu viel.«
    »Ich füttere ihn genau richtig!«, entgegnete Lettie schmollend.
    »Komm schon, war doch nur ein Scherz. Entschuldige.«
    Lettie sah an seinen Augen und seinem Lächeln, dass er es wirklich nicht ernst gemeint hatte. Aber sie mochte es einfach nicht, wenn jemand seine Scherze mit ihr trieb. Es machte sie wütend, wenn sie auf den Arm genommen wurde. Dann sagte sie oft etwas Patziges oder warf Gegenstände durch die Gegend, was ihr hinterher jedes Mal leidtat.
    »Er ist krank, wenn du es genau wissen willst«, sagte sie möglichst ruhig. »Siehst du das denn nicht?«
    Sie nahm Noah den Vogel ab und setzte ihm eine Schüssel mit Karottenschalen vor. Langsam begann Peri zu picken.
    »Sein Schnabel hat Risse, seine Federn sind ganz grau und er kann die Beine nicht bewegen. Bald wird er zu schwer sein, um noch fliegen zu können.«
    Sie rührte den Tee um und holte Noahs Teeblätter heraus.
    »Was hat er denn?«, fragte Noah vorsichtig.
    »Er versteinert«, antwortete Lettie. »Er verwandelt sich langsam, aber sicher in Stein. Siehst du, wie grau er schon ist?«
    Noah nickte. »Aber wie kommt das?«
    »Na ja«, sagte Lettie. »Meine Mutter war Alchemistin, und mein Vater sagt, sie hat Periwinkle aus einem Kieselstein erschaffen, den sie am Strand gefunden hatte. Sie hat den Stein in ihren Kessel geworfen, ein paar ihrer alchemistischen Substanzen dazugetan, und schon war die Taube fertig.«
    Noahs Augen funkelten. »Ich dachte, Alchemisten wären immer nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Dass sie Blei in Gold verwandeln und so. Aber Leben erschaffen? Das ist ja noch erstaunlicher als Diamanten, die aus einer Wolke herabfallen.«
    »Aber langsam verlieren die Substanzen ihre Wirkung«, sagte Lettie.
    »Genau wie der Äther vorhin.«
    »Ganz recht. Keine Alchemie wirkt ewig. Man kann etwas in etwas anderes verwandeln. Aber früher oder später wird es sich eben doch zurückverwandeln. Und genau das passiert mit Periwinkle.« Sie wandte sich dem Vogel zu. »Mach dir keine Sorgen, Peri. Selbst wenn du wieder zu Stein wirst, bist und bleibst du immer einer meiner zwei besten Freunde.«
    » Zwei beste Freunde?«, hakte Noah lächelnd nach. »Wer ist denn der zweite?«
    »Würdest du mir ohnehin nicht glauben«, wehrte Lettie ab. »Auch mein zweiter Freund ist kein Mensch.«
    »Sondern?«
    »Der Wind.«
    Andere Kinder – vor allem die aus Tauschdorf – hätten jetzt bestimmt darüber gelacht. Aber aus Noahs Schulter spross ein Stängel, und so kam es ihm nicht seltsam vor, dass Lettie mit dem Wind befreundet war. Er zuckte mit den Achseln. Doch dann fiel ihm etwas ein, und er riss die Augen auf.
    »Lettie, du hast doch jetzt genug Geld, um Periwinkle
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