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Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Titel: Lettie Peppercorn und der Schneehaendler
Autoren: Sam Gayton
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Händler.
    »Warum tun Sie das?«, fragte Lettie.
    »Hab ich doch gesagt«, antwortete er. »Ich erkenne Kundschaft, wenn ich sie sehe.«
    Er verheimlichte ihr etwas, das stand fest. Aber seine Augen waren gefroren, und Lettie konnte nicht durch das Eis hindurchsehen.
    Er verschenkt ein Vermögen und will nichts dafür haben? , dachte sie sich und nestelte verwirrt an ihrer Schürze herum.
    Aber dann gab sie auf.
    »Also gut. Ich nehme Ihren Schnee an, vielen Dank.«
    Der Schneehändler verbeugte sich langsam. Dann begann er seine Schneewolke wieder in den Mahagonikoffer zurückzuscheuchen. Die Schneediamanten blieben auf dem Teppich liegen.
    »Es war mir ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen«, sagte er.
    »Geschäfte würde ich das eher nicht nennen«, sagte Noah, der es auch nicht fassen konnte.
    »Danke«, wiederholte Lettie und schenkte dem Schneehändler ihr schönstes Lächeln. »Vielen Dank!«
    Wie eine Welle schwappte die Erkenntnis über sie hinweg: Da auf ihrem Teppich lag ein Vermögen, und es gehörte ihr! Jetzt würde alles anders werden. Besser.
    Auf einmal wurde Lettie bewusst, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Alle warteten darauf zu sehen, was sie nun tun würde. Das fühlte sich seltsam an. Bisher hatte man Lettie immer gesagt, was sie zu tun hatte.
    »Was schaut ihr mich denn alle so an?«, fragte sie in die Runde.
    »Na ja …«, begann Noah. »Du bist jetzt ein sehr reiches Mädchen. Reicher als jede Prinzessin aus Albion.«
    »In Albion gibt es gar keine Prinzessin«, wandte Lettie ein.
    »Jetzt schon«, sagte das Walross bitter.
    Noah grinste. »Und, wie fühlt es sich an, so reich zu sein?«
    Lettie überlegte. »Kalt. Es fühlt sich kalt an.«
    »Dann müssen wir uns jetzt aufwärmen!«, sagte Noah. »Wir müssen den Äther irgendwie aus dem Körper ausschwitzen.«
    »Das ist einfach«, sagte Lettie. »Ich koche uns gleich mal einen schönen heißen Tee.«
    Und dann fing sie an zu lachen. Es war das erste Mal heute, dass sie lachte, und sie konnte kaum mehr damit aufhören. Noah fiel mit ein, und dann sogar der Schneehändler. Aber sein Lachen klang merkwürdig hohl, wie ein rundes Gefäß, in dem ein paar Münzen klirrten. Er lächelte, aber sein Blick blieb kalt.
    Das Walross und die Glotzerin lächelten nicht, sie lachten nicht, ja sie blinzelten nicht einmal. Die Kandelaber-Ohrringe schienen ihren Wert auf einmal verloren zu haben. Leise murmelten die zwei Frauen einander etwas zu und sahen dann zum Schneehaufen hinüber. Wortlos betrachteten sie den Schnee.

6. Kapitel
    Lettie Peppercorn brüht Tee auf

    Lettie ging in die Küche, um Tee zu kochen. Die Glotzerin und Noah folgten ihr zur Tür – Noah, um zu helfen, die Glotzerin, um zu feilschen.
    »Drei!«, schrie sie.
    »Nein, Madam.«
    »Dann zwei!«
    »Ich habe Nein gesagt.«
    »Zwei Handvoll Schnee mehr oder weniger – das fällt dir doch gar nicht auf!«, beharrte die Glotzerin mit Augen so groß wie Untertassen.
    »Lassen Sie uns später darüber reden«, sagte Lettie. »Jetzt habe ich erst mal zu tun.«
    Die Glotzerin kniff die Augen zusammen. »Ich versuche dir doch nur einen Handel vorzuschlagen.«
    »Und ich versuche Tee zu kochen, und Sie machen es mir nicht gerade leicht.« Lettie fachte den Ofen an und setzte Wasser zum Kochen auf. Dann seufzte sie, sie war so erschöpft. »Was möchten Sie haben?«
    »Eine Handvoll Schnee!«, sagte die Glotzerin. »Mein letztes Angebot!«
    »Ich meinte, welchen Tee möchten Sie haben?«, sagte Lettie.
    Die Glotzerin murmelte stirnrunzelnd etwas auf Bohemienisch. »Pfefferminz«, antwortete sie. »Und vergiss den Rum nicht.« Das Gasthaus schwankte leicht auf seinen Stelzen, als sie zu ihrem Lehnsessel zurückstampfte.
    »Bei dem Gemüt bricht irgendwann noch das Haus zusammen«, sagte Noah.
    »Sie hat nicht einmal Bitte gesagt.« Lettie verzog das Gesicht.
    »Bist du sicher, dass du sie mit dem ganzen Schnee allein lassen solltest da drüben?«
    »Ach, vergiss die Frau, Noah. Solange der Schneehändler da ist, kann sie gar nichts ausrichten. Wir müssen jetzt Tee kochen. Den brauchen wir dringend!«
    Lettie beugte sich über die Dose, in der sie ihren Tee aufbewahrte, und öffnete den Deckel. Leer. Seufzend zeigte sie Noah das Gefäß.
    »Nimm das hier«, sagte er.
    Erstaunt sah Lettie zu, wie an seinem Stängel frische Teeblätter sprossen. Er zupfte sie ab und hielt sie Lettie hin. »Das vertreibt uns sicher die Kälte aus den Knochen.«
    Lettie schaute auf die
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