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Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Titel: Lettie Peppercorn und der Schneehaendler
Autoren: Sam Gayton
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von einem Alchemisten heilen zu lassen! Der soll dafür sorgen, dass Peris Versteinerung gestoppt wird.«
    »Vielleicht«, sagte Lettie, und in ihrem Herzen züngelte auf einmal ein klitzekleines Flämmchen der Hoffnung und wärmte sie von innen. »Aber … das ist nun mal eins der Gesetze des Universums. Nichts bleibt ewig gleich. Alles verändert sich.«
    Stumm starrte sie aus dem Fenster auf die Stadt hinaus, die sich gegen den Wind duckte. Auf diesen Ort von Salz, Wal-Tran und Bier, den sie versprochen hatte, niemals zu betreten. Etwas Geheimnisvolles umgab diese Stadt. Von hier aus fuhren Schiffe zu weit entfernten Orten ab, während andere mit Wundern vollgeladen einliefen … Und Lettie durfte nicht einmal in ihre Nähe.
    Aber jetzt ist endlich auch zu mir ein Wunder gekommen , dachte sie. Endlich, endlich, und genau als ich es am dringendsten brauchte.
    »Der Tee ist fertig«, sagte Noah.
    Lettie wurde aus ihren Tagträumen gerissen und wirbelte herum. Die Wärme, die in der Küche herrschte, hatte Noah leicht verändert. Jetzt, da er die Kapuze abgesetzt und seinen Mantel ausgezogen hatte, konnte Lettie ihn irgendwie besser sehen. Sie erkannte seine Güte, seine herzliche Wärme, seine Weisheit. Und auf einmal dachte sie: Ich möchte, dass Noah und ich Freunde werden . Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Schließlich hatte sie sich noch nie mit jemandem angefreundet.
    Sollte sie ihn einfach fragen? Machte man das so? Aber sie traute sich nicht. Was, wenn er Nein sagte?
    Lettie Peppercorn, wage es jetzt ja nicht, rot anzulaufen.
    »Also gut«, sagte sie schließlich. »Ich bin Lettie Peppercorn. Freut mich, dich kennenzulernen.«
    Noah sah sie verwundert an. »Das weiß ich doch schon alles.«
    Eine Sekunde lang hätte Lettie ihren Kopf am liebsten in einen Topf gesteckt und auf höchster Flamme gekocht. Nein, nein, so hatte das alles doch nicht laufen sollen! Aber als Noah auf seine scheue Art lächelte, wusste sie, dass er sie doch verstanden hatte.
    »Lettie Peppercorn«, sagte er. »Ich bin Noah, und ich freue mich auch, dich kennenzulernen.«
    Lettie nickte, wischte sich die Hände an der Schürze ab und wandte sich wieder den Teetassen zu.
    »Na dann«, sagte sie. »Ich habe Durst.«
    Lettie nahm die Tassen, Noah die Löffel, und gemeinsam gingen sie zurück ins Wohnzimmer. Immer noch war der Raum dunkel und, wie es Lettie schien, voller Geheimnisse. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, das Feuer wieder zu entfachen. Das Walross und die Glotzerin saßen eng beisammen, tief in ein Flüstergespräch versunken. Der Schneehändler stand neben dem Teppich und sah dem Schnee beim Glitzern zu. Es kam Lettie seltsam vor, dass er von etwas, was er gerade noch so leichten Herzens weggegeben hatte, so fasziniert zu sein schien.
    Lettie machte Licht, die Dunkelheit verzog sich und nahm ihre Geheimnisse mit sich. Die Gäste versammelten sich um den dampfenden Tee.
    »Ich hoffe, der ist auch richtig schön heiß«, schnaubte die Glotzerin und ließ ihre Glotzaugen auf der Suche nach einem Löffel umherwandern.
    »Probieren Sie ihn doch einfach«, schlug Lettie vor.
    Sie rechnete damit, für ihren Tee gelobt zu werden. Daher war sie mehr als verdattert, als die alten Damen plötzlich zu schreien anfingen.
    »Unerhört!«, kreischte das Walross.
    »Unerhört und unverschämt!«, schrie die Glotzerin.
    »Unerhört, unverschämt und absolut skandalös!«, setzte das Walross noch einen drauf.
    »Ist der Tee zu heiß?«, fragte Lettie beschämt.
    Statt zu antworten, sprangen die zwei Frauen auf und schleuderten ihre Löffel quer durch den Raum.
    »Es geht nicht um den Tee!«, keifte das Walross. »Die Löffel! Die Löffel!«
    Lettie folgte mit den Augen ihrem ausgestreckten Zeigefinger.
    Zwei braune Stöcke lagen auf den Bodendielen.
    »Ach das«, brachte Lettie schließlich hervor. »So was passiert in letzter Zeit andauernd.«
    »Was ist das bloß für ein Gasthaus, wo man statt Löffel einen Stock vorgesetzt bekommt?«, fauchte die Glotzerin. Sie schob die Vergrößerungslinsen vor ihre Sucherbrille, um die Stöcke besser in Augenschein nehmen zu können.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte Lettie. »Sind doch nur zwei Stöcke und sonst nichts. Kein Grund zur Aufregung.«
    »Aber sie waren eben noch zwei Löffel«, sagte Noah und hielt sich einen der Stöcke vor die grün blitzenden Augen. »Ich hab sie doch selbst aus der Küche hierhergebracht. Der hier hatte einen Pferdekopf auf dem
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