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Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh

Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh

Titel: Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh
Autoren: M.A. Foster
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hatte. Sie saß allein in ihrer steinernen Villa und blickte über das weite Meer. Sie war die Gefangene einer Bewegung geworden, die sie einst ins Leben gerufen, dann verlassen und schließlich bekämpft hatte. Sie verzweifelte nicht. Sie verließ sich auf ihre Kräfte, denen sie ihr ganzes Leben hindurch vertraut hatte. So überlebte sie. Das erste Jahr. Und das zweite. Danach fiel ihr das Leben etwas leichter. Sie lernte es, sich dem Rhythmus des Planeten anzupassen.
    Sie vergrößerte ihr kleines Reich und begann die Umgebung zu erforschen. Sie lernte einige gefährliche Lebensformen kennen, und sie verstand es bald, ihnen aus dem Weg zu gehen. Sie marschierte weit die Küste entlang, und sie durchstreifte das Landesinnere. Ein Schiff zu fliegen, hatte sie einst eine ungeheure Anstrengung gekostet, doch das Überleben bereitete ihr keine Schwierigkeiten. Sie vereinigte bald eine ganze Gemeinschaft von Handwerkern und Bauern in ihrer Person. Sie hatte keine Hoffnung, aber sie gab auch nicht auf.
    Sie zählte bald die Jahre nicht mehr, denn sie konnte sie ohnehin nicht in die Jahre des Heimatplaneten umrechnen. Es war nicht mehr wichtig. Als man sie zurückließ, hatte ihr Haar schon einige graue Strähnen, jetzt wurde es völlig grau, dann weiß. Sie begann haushälterisch mit ihren Kräften umzugehen und verließ kaum noch die nähere Umgebung ihres Hauses. In dieser Zeit hatte sie zum erstenmal das Gefühl, das irgend etwas sich rührte, sie bemerkt hatte und sie beobachtete. Es war etwas Böses, das sich bis dahin aus einem unbekannten Grund totgestellt hatte. Zuerst glaubte sie an Halluzinationen. Sie schrieb sie ihrem Alter und ihrer Einsamkeit zu. Aber die Erlebnisse häuften sich, und die fremden Eindrücke wurden stärker. Es begann Spuren zu hinterlassen, die objektiv meßbar waren. Doch sie hörte nicht auf, an sich selbst zu zweifeln. Um sich Gewißheit zu verschaffen, ersann sie unauffällige kleine Fallen, die sie dem Unbekannten stellte. Es wurde zur Hauptbeschäftigung für den Rest ihres Lebens: der Beweis, daß dieses fremde Wesen existierte, daß es sich nicht um eine Täuschung ihrer nachlassenden Sinne handelte.
    Schließlich gelangte sie zu der Gewißheit, daß dieses Wesen tatsächlich existierte. Es war kein Phantom, und es war intelligent; es war machtvoll und befand sich in einem Prozeß des Erwachens. Sie fürchtete sich vor ihm, doch es gelang ihr auch, sich in gewissen Grenzen mit ihm zu verständigen. In ihr war die Hoffnung erwacht, daß es eines Tages jemanden geben würde, der durch Raum und Zeit sehen konnte, der sie wahrnehmen würde. So spielte sie wieder und wieder eine kleine Szene, in der sie die ganze Geschichte erzählte. Irgendwann würde jemand die Wahrheit erfahren, ganz gleich, ob es die Krieger dann noch geben würde. Und so trug sie am Ende den Sieg über sie davon. Denn das Geschlecht der Krieger ist erloschen. Es lebt nur noch ihre Lüge, sie sei ihr Prophet, ihr Anführer gewesen. Doch ich kenne bereits die wahre Geschichte, und ich …“
    Flerdistar unterbrach ihn: „Du hast die Geschichte auf Monsalvat verbreitet, einst, als Cretus der Schreiber …“
    „Ich habe sie ein wenig überarbeitet und ausgeschmückt, um sie dem Geschmack der Klesh anzupassen …“
    „… daß Sanjirmil …“
    „… die Heilige Zermille, die heilige Frau von Monsalvat …“
    „… die Krieger haßte, obwohl sie selbst eine Ler war, und daß sie die Opfer der Krieger liebte.“
    „So geht die Legende.“
    „Es ist eine schöne Geschichte. Sie ist gut für dein Volk, und mir bringt sie endlich die Antwort, nach der ich so lange gesucht habe. Jetzt ist alles gut. Ich habe nur noch eine Frage: Was bringt die Geschichte eigentlich mit Monsalvat in Verbindung? Was hat sie mit dieser Welt zu tun?“ Während sie noch ihre Frage formulierte, sagte ihr Gesicht ganz deutlich, daß sie die Antwort schon kannte. Mit einemmal wußte sie es.
    Cretus antwortete ihr dennoch: „Hier auf Monsalvat haben sie sie zurückgelassen. Sie hat im Westen gelebt, am großen Ozean. Das Land nennen wir heute Warvard. Es ist gar nicht sehr weit von Ombur entfernt. Und sie hat die Wesenheit aufgeweckt, die schon damals auf Kathargo lebte … Sie hat mich gelehrt, die Wesenheit zu erkennen und ihren Einflüssen zu entfliehen. Die Kreatur konnte Raum und Zeit beeinflussen, aber sie konnte nicht verhindern, daß mich Sanjirmils Botschaft erreichte. Für Sanjirmil war es eine der letzten Taten in ihrem Leben,
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