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Leonardos Liebesbiss

Leonardos Liebesbiss

Titel: Leonardos Liebesbiss
Autoren: Jason Dark
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nicht erschrecken, denn seine Blicke waren unterwegs, um nach John zu suchen.
    Es war etwas passiert. John hätte sich sonst gemeldet. Er mußte in eine Falle gelaufen sein, die ihm Leo gestellt hatte. Oder die Frau, die in Frosts Wohnwagen gewesen war. Für Suko waren die beiden Partner im Geiste und in der Tat.
    Vor ihm lachten ein paar Jugendliche. Sie stießen immer wieder die Arme hoch, um nach irgendwelchen Gegenständen zu greifen. Noch war es eng innerhalb der Geisterbahn, aber das änderte sich schlagartig, und auch Sukos Augen weiteten sich.
    Mit einem großen See innerhalb der Geisterbahn hatte er nicht gerechnet.
    Für einen Moment stockte ihm der Atem. Das Wasser befand sich in einem riesigen Bassin. Es schaukelte, es warf Wellen. Es gurgelte und schäumte immer dort auf, wo plötzlich die gefährlichen Monstren aus der Tiefe erschienen. Seeungeheuer, Kraken, aber auch Leichen trudelten hoch zur Oberfläche.
    Suko sah die Körper in die Höhe steigen. Sie malten sich in der grünlichen Brühe ab, wurden gedreht, so daß sie mit ihren kalkbleichen Gesichtern die Fahrgäste anschauten.
    Das war schon gruselig gemacht und blieb sicher nicht ohne Wirkung auf Zuschauer, aber Suko interessierte sich auch dafür nicht. Ihm kam es einzig und allein darauf an, John Sinclair zu finden.
    Von ihm glitt Sukos Gedanke wieder zurück zu Leo Frost. Wenn er tatsächlich zur anderen Seite gehörte, dann mußte er einfach etwas unternehmen. Wenn nicht, lief er in Gefahr, daß das Geheimnis seiner Geisterbahn gelüftet wurde und sein eigenes direkt mit.
    Der Wagen rumpelte weiter. Die Toten im Wasser blieben zurück. Suko wartete auf den nächsten Schrecken. Der kam. Allerdings anders, als er gedacht hatte.
    Es ging blitzschnell, und es gab wohl keinen unter den Fahrgästen, der das vorausgesehen hatte. Schlagartig fiel die gesamte Elektrik und damit verbunden auch die Mechanik aus.
    Die Dunkelheit war schnell wie ein Blitz und dicht wie die Finsternis der Hölle.
    Von nun an ging nichts mehr!
    ***
    Auch nicht bei uns oben. Wir waren ebenfalls von der Veränderung völlig überrascht worden. Von den Besuchern, die bis vor kurzem noch geschrien oder gelacht hatten – je nach Temperament – war nichts mehr zu hören. Sie alle waren zu Gefangenen des Schocks geworden, der allerdings nicht lange anhielt.
    »Scheiße, was ist das?« schrie eine helle Frauenstimme.
    »Ein Scherz!«
    »Darauf kann ich verzichten.«
    »Das ist kein Scherz!« sagte ein anderer.
    »Was wollen wir denn tun?«
    »Warten!«
    »Ich komme hier nicht raus. Scheiße, dieser blöde Riegel klemmt mich fest. Hilfe!«
    Plötzlich schrien alle durcheinander. Die Menschen erlebten ihre Panik, ohne etwas dagegen unternehmen zu können, denn sie hockten wie Gefangene in ihren Gondeln.
    Das war eine Situation, die Urängste schüren konnte. Da wußten Menschen nicht, wie sie sich verhalten sollten. Dafür gab es keine Regeln, da sagte ihnen niemand, was zu tun war. Sie mußten mit dem Schrecken allein fertig werden.
    Melanie hatte sich wieder an mich geklammert. »John, wir kommen trotzdem hier nicht weg. Die anderen sind stärker.« Sie mußte schon laut sprechen, um verstanden zu werden. »Ich weiß es. Die haben uns bewußt in diese Falle laufen lassen…«
    »Bleib vor allem ruhig.«
    »Verdammt, du hast Nerven.«
    Ich wußte, daß ich viel verlangte. Doch eine Panik wäre das Schlimmste gewesen. Ich hatte meine Lampe beim Erreichen der Ebene hier wieder ausgeschaltet und weggesteckt. Jetzt holte ich die Leuchte wieder hervor, und es gab das erste Licht, auch wenn es nur ein Strahl von der Breite zweier Finger war, den ich kreisen ließ. Er zerstörte einen Teil dieser tiefen Finsternis.
    Wir sahen die Wagen und auch die Menschen darin.
    Es gab keinen, der nicht von seiner Angst gezeichnet war. Bleiche und blasse Gesichter. Die Leute hatten sich innerhalb kürzester Zeit in gespenstische Wesen verwandelt.
    Manche saßen einfach nur da wie erstarrt. Sie starrten ins Leere und blinzelten nicht einmal, wenn das Licht über ihre Gesichter hinwegstreifte.
    Andere versuchten verzweifelt, sich zu befreien.
    Die Bügel waren zu stramm. Besonders bei denjenigen, die etwas korpulenter waren, gab es Schwierigkeiten.
    Sie glichen zwar zombieähnlichen Gestalten im frostkalten Licht der Lampe, aber sie waren es nicht. Sie flüsterten, sie fluchten, und sie schrien auch.
    Aber ihre Schreie hörten sich nicht unbedingt laut und gellend an. Durch die Dunkelheit wirkten sie
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