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Leonardo und die Verschwoerer von Florenz Teil 1 von 3

Leonardo und die Verschwoerer von Florenz Teil 1 von 3

Titel: Leonardo und die Verschwoerer von Florenz Teil 1 von 3
Autoren: Alfred Bekker
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bald klar, dass sie nicht weit kommen konnten. Aus dem Unterholz kamen weitere Reiter und stellten sich ihnen in den Weg.
    „Keinen Schritt mehr!“, sagte einer von ihnen. Auch er hatte sein Gesicht zum größten Teil mit einem schwarzen Tuch verdeckt. Da er außerdem noch eine modische, schräg sitzende Kappe trug, waren nur seine Augen zu sehen. Über dem linken Auge zog sich eine Narbe über die Stirn. Leonardo nahm an, dass sie wahrscheinlich von einem Schwertduell herrührte.
    Die Augen selbst waren dunkelbraun und sie musterten Leonardo auf eine Weise, die dieser als unangenehm empfand. Er stieg vom Pferd und einer seiner Männer richtete eine Armbrust auf die beiden Jungen. „Keine Bewegung oder ihr werdet durchbohrt!“, knurrte der Armbrustschütze.
    Leonardo und Carlo erstarrten zu Salzsäulen. Der Puls schlug ihnen bis zum Hals.
    Währenddessen bemühten sich einige der Reiter nach wie vor, die letzten, noch vorhandenen Brandherde zu löschen.
    „Was machen wir mit den Jungs?“, fragte einer der Maskierten an den Mann mit der Narbe gerichtet. Er schien der Anführer dieser Bande zu sein. „Kurzer Prozess?“
    „Sie sind lästige Zeugen!“, mischte sich ein Dritter ein. „Ich bin dafür, kein Risiko einzugehen.“ Er zog sein Schwert und richtete es auf Leonardos Brust. Dann berührte die Spitze der Klinge sein Kinn und hob es etwas hoch.
    Leonardo wagte es nicht, sich zu rühren.
    Er hielt den Atem an.
    „Wir nehmen sie mit“, entschied der Narbige.
    Leonardo und Carlo wurden gepackt und jeweils zu einem der Reiter in den Sattel gehievt.
    „Vom Dorf aus kommen Leute!“, rief einer der Maskierten.
    „Nichts wie weg!“, befahl der Mann mit der Narbe über dem Auge. Sie gaben ihren Pferden die Sporen, sodass sie davon preschten. Rücksichtslos brachen sie durch das Unterholz. Leonardo bekam mehrere Äste ab, die ihm schmerzhaft ins Gesicht und den Oberkörper schlugen. Holz knackte. Die Reiter nahmen den Weg mitten durch den Wald. Das Gelände war unwegsam. Es ging steile, rutschige Hänge hinauf und anschließend wieder hinunter. Leonardo versuchte, sich bestimmte Punkte in der Umgebung zu merken. Besondere Kennzeichen von Bäumen zum Beispiel oder Felsbrocken mit einer Form, die leicht wieder zu erkennen war. Aber trotzdem hatte er schon nach kurzer Zeit nahezu völlig die Orientierung verloren und wusste nicht mehr, wo er sich befand. Er hoffte nur, dass Carlo sich den Weg etwas besser merken konnte. Schließlich war sein Vater Händler und fuhr regelmäßig in das nahe Florenz und in die anderen Orte der Umgebung. Hin und wieder begleitete Carlo seinen Vater dabei und so war Carlo sehr viel weiter herumgekommen als Leonardo. Vor allem war er mehr daran gewöhnt, sich Wege zu merken.
    Doch dann rief der Narbige einen Befehl, mit dem er die ganze Gruppe dazu aufforderte anzuhalten.
    „Verbindet ihnen die Augen!“, befahl er.
    Leonardo und Carlo bekamen Tücher stramm um die Augen gewickelt, sodass sie nichts mehr sehen konnten. Offenbar wollte der Narbige nicht, dass sich die beiden daran erinnerten, welchen Weg der Reitertrupp nahm.
    Vor Leonardos Augen war jetzt nur noch Dunkelheit. Der Stoff des Tuches, das man ihm um den Kopf gebunden hatte, bestand aus dicht gewebtem Filz, der keinerlei Licht durchließ. Er spürte, wie sich das Pferd unter ihm vorwärts bewegte, aber schon nach wenigen Momenten wusste Leonardo nicht einmal mehr die Richtung, in die sie gebracht wurden.
    Schließlich stoppte die Truppe. Leonardo wurde gepackt und grob auf den Boden gestellt. Er konnte sich nicht halten und taumelte. Der Untergrund, auf den er aufkam, war kalt und hart.
    „Wir hätten die beiden gar nicht mitnehmen sollen“, meinte eine Stimme. „Glaub mir, die machen doch nur Ärger!“
    „Wenn sie Ärger machen, schneiden wir ihnen die Kehle durch. Aber ich könnte mir denken, dass sie uns noch ein zusätzliches Lösegeld einbringen!“, erwiderte eine andere Stimme. „Wer weiß, vielleicht finden wir ein paar einigermaßen reiche Verwandte, die bereit sind, für die zwei ein paar Florin springen zu lassen! Und wenn nicht, können wir sie immer noch umbringen.“
    „Ich habe dich gewarnt!“
    „Aber ich bin es, der hier die Entscheidungen trifft!“
    Leonardo wagte es nicht, die Maske abzunehmen. Aber sie war etwas verrutscht, sodass er unter dem Stoff hersehen konnte. Er erkannte Pferdehufe, Stiefel und einem steinigen, ausgetrockneten Boden. Er schwenkte den Kopf. Rechts hörte er das
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