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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf
Autoren: Craig Russell
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Sneddon, dem Triumvirat der Gangsterbosse, die in Glasgow alles betrieben, was zu betreiben sich lohnte, und zwischen denen ein Friede herrschte, dem ungefähr so weit zu trauen war wie der Jungfräulichkeit einer Revuetänzerin. Für die Drei Könige hatte ich mehr als nur ein paar Aufträge ausgeführt, und die meisten davon waren nicht ganz legal gewesen. Durch diese Art von Erledigungen hatte ich nach meiner Entlassung aus der Army in Glasgow Fuß fassen können; und sie hatte mir früher, als ich noch im Schatten des riesigen Scheißhaufens stand, der sich während des Kriegs hinter mir aufgetürmt hatte, mehr zugesagt.
    Doch jetzt, hoffte ich, änderten sich die Dinge allmählich. Ich änderte mich allmählich.
    Ich hatte bei denen, die es wissen mussten, bekannt geben lassen, dass ich für den Schutz der Lohntransporte einer bestimmten Werft verantwortlich sei und dass ich ein außerordentlich gutes Gedächtnis für Gesichter hätte, sollte jemand auf den Gedanken kommen, uns auszurauben. Meine Botschaft lautete also: Finger weg von meinen Transporten! Sonst passiert was.
    Ich bin mir sicher, dass meine Warnung die drei am meisten gefürchteten Gangsterbosse Glasgows in ihren handgefertigten ledernen Semi Brogues der Loake-Schusterei erzittern ließ. Ich hatte tatsächlich halb erwartet, halb befürchtet, dass einer von ihnen mit dem Vorschlag an mich herantrat, ich könnte bei meiner Überwachung doch einfach in die andere Richtung gucken, doch das war nicht passiert. Außer Jock Ferguson wussten auch die Drei Könige, dass ich ehrlich war. Vergleichsweise ehrlich.
    Wie gesagt schlug die Entdeckung eines Knochenhaufens in einem Schöpfeimer zunächst keine Wellen auf dem Wasser des kollektiven Glasgower Bewusstseins. Eine Woche später jedoch gab es einen Platscher. Einen großen Platscher. Und die Zeitungen waren urplötzlich voll davon:
    LEICHE IM FLUSS WAR GESUCHTER EMPIRERÄUBER GEHEIMNISVOLLES VERSCHWINDEN VON JOSEPH STRACHAN NACH 18 JAHREN GEKLÄRT BEUTE DES WAGHALSIGEN ÜBERFALLS AUF EMPIRE EXHIBITION VON 1938 BLEIBT UNAUFFINDBAR
    Gentleman Joe Strachans umtriebige Geschäfte waren vor meiner Zeit gewesen, aber das galt auch für Zeus und Odin. Gehört hatte ich von ihnen allen. Die Glasgower Unterwelt kannte mehr Mythen und Legenden als die alten Griechen, und Gentleman Joe war in den Überlieferungen derer, die unehrlich ihr Geld zu verdienen versuchten, zu einer überlebensgroßen Gestalt geworden.
    Als ich den Artikel las, erinnerte ich mich, dass ich in meinen Glasgower Jahren den Namen immer wieder hinter vorgehaltener Hand gehört hatte; weil ich mit der zweiten Stadt des britischen Weltreichs aber erst Bekanntschaft gemacht hatte, als ich nach dem Krieg aus dem Militär entlassen wurde, war Strachan für mich nie eine sichtbare Gestalt gewesen. Ich wusste dennoch, dass vor dem Krieg eine Serie von Raubzügen verübt worden war, die größten Diebstähle in der Geschichte Glasgows, die ihren Höhepunkt 1938 im Überfall auf die Empire Exhibition fanden. Alle diese Überfälle waren Gentleman Joe Strachan zugeschrieben worden – zugeschrieben, aber nie nachgewiesen.
    Außerdem hatte ich gehört, dass Strachan, wenn er hier noch rumhängen würde – und zwar nicht wegen Polizistenmordes am Ende eines Stricks –, vermutlich der Vierte König von Glasgow geworden wäre. Oder vielleicht sogar der einzige wahre König von Glasgow, während sich Cohen, Murphy und Sneddon mit Lehnsgütern begnügen müssten. Doch am Ende seiner Serie stand der spektakulär wagemutige Raubüberfall auf die Empire Exhibition, bei dem ein toter Polizist zurückblieb, und plötzlich war Gentleman Joe nicht mehr aufzufinden gewesen. Und seine fünfzigtausend Pfund Beute auch nicht.
    Damals hatte niemand angenommen, Strachan könnte tot sein, sondern wäre standesgemäß als mittlerweile mythischer Held in die Walhalla der Glasgower Gangster eingezogen. Was für viele einen Luxusbungalow an der Küste bei Bournemouth oder etwas anderes in dieser Preisklasse bedeutete. Wahrscheinlich hieß das Haus Villa Raubfried .
    Das alles hatte überhaupt nichts mit mir zu tun und war für mich von nur geringem Interesse.
    Bis mir Isa und Violet einen Besuch abstatteten.

2
    Man sieht es nie kommen. Wenigstens scheint es so zu sein, als sähe man es nie kommen. Bis Isa und Violet ihre hübschen Ebenbilder in mein Büro manövrierten, war das Jahr gut für mich verlaufen. Sehr gut.
    Ich hatte eine Klientenliste und miteinander
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