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Lemberger Leiche

Lemberger Leiche

Titel: Lemberger Leiche
Autoren: Sigrid Ramge
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viel Geld ich in meinem Rucksack hatte, war ich total nervös.Ich strampelte so verbissen vorwärts, dass ich nicht mal mehr meinen zerschrammten Arm gespürt habe. Im Morgengrauen habe ich die Polizeidienstelle in Palma erreicht. Glücklicherweise traf ich Chefinspektor Fernández an, mit dem Irma zusammengearbeitet hatte. Ich war heilfroh, das Geld endlich los zu sein. Es hat dann ewig gedauert, bis die Beamten das Protokoll geschrieben und das Geld abgezählt hatten. Man mutmaßt, Frau Kurtz hat die fehlenden 20 000 Euro aus der Gesamtbeute schon ausgegeben. Ich selbst glaube, dass sie einen Teil davon anderswo versteckt hat.«
    Schmoll fragte Leo, ob er eine Idee habe, wo das Versteck sein könnte.
    »Ich denke, da liegen noch paar Scheinchen irgendwo in Stuttgart rum«, sagte Leo. »Jedenfalls bekam ich von Fernández die Quittung für das Geld, das ich gefunden hatte, und danach ließ er mich mit einem Dienstwagen zum Hotel
Lindner
fahren. Dort hab ich mich im Fitnessstudio verabschiedet, was ziemlichen Ärger gegeben hat.«
    »Und wie sind Sie so schnell nach Stuttgart gekommen?«, fragte Schmoll.
    »Glück gehabt mit Last-Minute-Flug.« Leo grinste: »Ich wollte Ihnen, Herr Hauptkommissar, die Nachricht persönlich bringen, bevor Sie mich wieder verdächtigen, eine Straftat begangen zu haben. Diesmal vielleicht Höhlenraub.«
    Schmoll brummte, er sei über die Phase, Leo für irgendetwas zu verdächtigen, hinweg. »Nichts für ungut.«
    Moritz Kittel, der angehende Polizist, hatte Leos Bericht mit offenem Mund gelauscht, klappte ihn nun zu und meinte: »Vielleicht hat Frau Kurtz José gar nicht gesagt, was in dem Schuhkarton ist, und ihn nur angewiesen, ihn irgendwo in Sicherheit zu bringen.«
    »Und als José mal eben reingeschaut hat«, sagte Irma, »hat er den Karton für sich selbst in Sicherheit gebracht.«
    Oma Katz schrie über den Tisch: »Dere José het oifach zu viel gwollt! Mr ka net gleichzeitig scheiße, de Acker omgrabe, Kuacheteig mache on em Pfarrer d’ Hand gebe.«
    Helene, die zweite echte Schwäbin am Tisch, sah das Thema Geld von der nutzbringenden Seite. Sie puffte Leo gegen den Arm, dass er wegen seiner Hautabschürfungen einen Jammerton ausstieß, in den Nutella solidarisch einstimmte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Helene verlegen, »ich hatte Ihre Kriegsverletzungen ganz vergessen. Aber was ich sagen will, ist wichtig: Wie sieht es denn mit dem Finderlohn aus? Da käme doch ein hübsches Sümmchen zusammen.«
    »Auf diese Idee bin ich noch gar nicht gekommen!«, sagte Leo. »So ein kleiner Geldregen käme mir im Moment gelegen. Ich hab nämlich bei dieser Gelegenheit meinen Job auf Mallorca gekündigt.« Er schmunzelte vielsagend. »Auch aus dem Grund, weil ich seit ein paar Tagen die Zusage für eine Arbeitsstelle in Stuttgart habe.«
    Leo zwinkerte Irma zu, und deren Lippen bildeten lautlos das Wort »Bismarckschule«.
    Er nickte, und als Irma ihm nun um den Hals fiel und »Herzlichen Glückwunsch!« rief, dachten alle, sie gratuliere ihm für den in Aussicht stehenden Finderlohn, denn Helene hatte bereits errechnet und herumgeflüstert, der Finderlohn würde wahrscheinlich fünf Prozent betragen und es handle sich voraussichtlich um mindestens 10 000 Euro.
    Dieses Thema wurde noch diskutiert, als Schmolls Handy klingelte. Er lauschte und bellte alle paar Sekunden dazwischen: »Ausgebrochen! – Einfach so? – Wärter niedergeschlagen. – Waffe entwendet. – Geld aus der Anstaltskasse …« Dann brüllte er »Großfahndung!«, legte auf, blickte von einem zum anderen und sagte: »Frau Kurtz ist aus der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd abgehauen.«
    Katz fand als Erster die Sprache wieder: »Die wird net weit komme.«
    »Die Wohnung in der Altstadt muss überwacht werden«, sagte Schmoll. »Vielleicht hat sie noch ein paar Hunderter aus dem Bankraub in dem alten Haus versteckt undwill sie holen. Sie braucht doch Geld, um irgendwie weiterzukommen.«
    »Weiterkommen?«, fragte Irma. »Wohin denn?«
    »Nach Mallorca«, sagte Helene und machte ihr Miss-Marple-Gesicht. »Frau Kurtz will so schnell wie möglich wieder nach Mallorca, weil sie fürchtet, José klaut ihr das Geld. Sie weiß ja nicht, dass Leo den Schuhkarton gefunden hat.«
    Schmoll klatschte sich auf die Glatze und schrie: »Herr, schmeiß Hirn ra!«

Epilog
Ende Oktober 2010
    So fieberhaft in Deutschland und auf Mallorca nach Brünnhilde Kurtz gefahndet wurde, die Tage, Wochen und Monate vergingen, ohne dass die
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