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Leidenschaft und Pfefferkuchen

Leidenschaft und Pfefferkuchen

Titel: Leidenschaft und Pfefferkuchen
Autoren: Susan Mallery
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Wohnzimmer. Unter dem Baum lag ein Haufen Verpackungsmaterial. Wenn sie aufräumte oder vielleicht sogar die ganze Wohnung gründlich putzte, konnte sie vielleicht verhindern, ständig nur daran zu denken, zu welchem Desaster sich ihr Leben entwickelt hatte.
    Sie sammelte Geschenkpapier, Schleifen und leere Schachteln ein und stopfte alles in den riesigen Karton. Während sie werkte, versuchte sie zu verdrängen, wie wunderschön das Weihnachtsfest mit Mark verlaufen war, wie großzügig er sich ihr gegenüber verhalten hatte und wie sehr er den Umgang mit Dirk genossen zu haben schien.
    Die kleine Schachtel mit den Lotterielosen, die er ihr geschenkt hatte, fiel ihr in die Hände. He, vielleicht ist eines davon eine Million Dollar wert, und all meine Probleme sind gelöst …
    Sie holte eine Münze aus der Tasche und setzte sich aufs Sofa. Dann legte sie die Lose auf den Couchtisch, riss das oberste auf und begann zu rubbeln.
    „Niete! Was denn sonst“, murmelte sie düster vor sich hin.
    Das zweite Los wies einen Gewinn von zwei Dollar auf. Sie rubbelte gerade die Ziffern auf dem dritten Schein frei, als das Telefon klingelte. Sie starrte auf den Wert von hunderttausend Dollar, der im ersten Feld zum Vorschein gekommen war. Hundert Riesen? In welchem Leben passiert denn so was?
    Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und griff zum Hörer. „Hallo?“
    „Darcy? Hier ist Mark.“
    Das Gespräch war verstümmelt. Sie konnte kaum ein Wort verstehen. Trotzdem begann ihr Herz wie wild zu klopfen, und ihre Stimmung stieg sprunghaft an. „Mark? Wo bist du? Was ist los?“
    „Ich bin …“
    Es knarrte und knisterte in der Leitung. Sie hörte, dass er etwas sagte, aber sie konnte die Worte nicht verstehen.
    „… und ich wollte mich verabschieden.“
    Sie erstarrte. „Verabschieden?“
    „Darcy, du weißt, dass ich es tun muss. Es tut mir leid. Ich werde …“
    Und dann war die Leitung plötzlich tot.
    Darcy starrte aufs Telefon, drückte hektisch die Trenntaste. Als das nichts nützte, rief sie über die Kurzwahltaste die Nummer des letzten eingegangenen Anrufs an. Sie wartete ungeduldig. Schließlich ertönte eine automatische Ansage, in der ihr mitgeteilt wurde, dass der gewünschte Handyteilnehmer momentan nicht erreichbar sei.
    Fast eine Stunde lang hielt Darcy sich in der Nähe des Telefons auf. Sie wanderte hin und her und betete, dass Mark zurückrufen und ihr alles erklären möge.
    Schließlich sah sie ein, dass sie aufhören musste, sich etwas vorzumachen. Sie mochte nicht jedes Wort von ihm verstanden haben, aber sie hatte genug gehört. Er hatte sich von ihr verabschieden wollen. Weil er die Sache mit ihr beenden wollte.
    Sie sank aufs Sofa und barg das Gesicht in den Händen. Was mochte ihn dazu veranlasst haben, sich von ihr abzuwenden? Das Feuer? Glaubte er wirklich, dass sie dafür verantwortlich war? Aber aus welchem Grund? Welchen Vorteil hätte es ihr eingebracht, das Hip Hop abzufackeln? Durch den Brand hatte sie ihre Anstellung und einen lukrativen Backauftrag verloren. Was dachte Mark sich bloß? Oder dachte er gar nicht? Reagierte er nur, genau wie zuvor bei der Sache mit der Geldwäsche?
    Oder war es noch schlimmer? Ging es ihm darum, dass sie nun mittellos war und trotzdem das Schulgeld für ihren Bruder zahlen musste? Wollte er sie loswerden, weil sie in finanziellen Schwierigkeiten steckte? Oder lag es einfach daran, dass sie ihm nie wirklich etwas bedeutet hatte? Machte sie sich nur selbst etwas vor, wenn sie glaubte, dass er mehr von ihr wollte als billigen schnellen Sex?
    Tränen strömten ihr übers Gesicht. Sie gab sich der Einsamkeit und dem Kummer hin und schluchzte, bis ihr die Kehle wehtat. Sie weinte, weil sie so viel Zeit allein verbracht und sich so sehr bemüht hatte, alles richtig zu machen, nur um wieder genau so dazustehen wie ganz am Anfang: verlassen und am Boden zerstört.
    „Nein! Hör auf damit!“, befahl sie sich laut. Sie wollte nicht in Selbstmitleid zerfließen, weil es nichts an ihrer Situation änderte und ihr nur die Kraft raubte. So resolut schlug sie mit beiden Händen auf die Tischplatte, dass die Lotterielose durcheinanderflogen.
    Darcy starrte auf den Gewinn von zwei Dollar. Als ob der was nützt! Sie zerknüllte die Niete, griff zur Münze und rubbelte gelassen über den Schein mit den hunderttausend Dollar. Im zweiten Feld erschienen die Ziffern erneut.
    Ihr stockte der Atem. Das heißt noch gar nichts, sagte sie sich. Denn um zu gewinnen, brauchte sie
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