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Leidenschaft des Augenblicks

Titel: Leidenschaft des Augenblicks
Autoren: Jayne Ann Krentz
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schnellstmöglich zurück. Ich habe da ein unglaublich gewinnträchtiges Produkt ausfindig gemacht. Es geht um fettfreies Speiseöl. Aber um da mitzumischen, müssen wir sofort handeln.«
    Jessie seufzte, als sich das Gerät mit einem weiteren Klick abschaltete. Für Alison, die diesen Job noch nicht lange machte, war jeder Deal eine einmalige Gelegenheit, und Jessie hatte ihre liebe Not, sie sich vom Hals zu halten. Zugegeben, anfangs war sie mit großem Enthusiasmus bei der Sache gewesen und hatte sich begeistert bereit erklärt, bei Caine, Carter and Peat als Alisons erster richtiger Kunde eingeführt zu werden. Die Vorstellung, einen Riesengewinn zu machen, war durch ihren Kopf gegeistert, und sie hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, selber einen Vollzeit-Job an der Börse anzunehmen. Doch eine Reihe größerer Verlustgeschäfte hatte Jessie die Augen über Wall Street geöffnet.
    Ihr graute davor, Alison zurückzurufen, denn das würde vermutlich darauf hinauslaufen, daß sie sich einen Haufen Anteile einer Firma aufschwatzen ließ, die vorhatte, fettfreies Speiseöl auf den Markt zu bringen.
    Das Telephon klingelte erneut, und diesmal hörte Jessie über den Anrufbeantworter Lilian Benedicts Stimme. Der warme, kultivierte Tonfall ihrer Mutter legte sich wie ein sanfter Schleier über Jessies strapazierte Nerven.
    »Jessie? Hier ist Lilian. Ich wollte nur fragen, ob du schon dazu gekommen bist, mit Vincent über den Kredit für ExCellent Designs zu sprechen. Oh, und außerdem wollte ich dir für heute abend natürlich viel Spaß wünschen, Liebes. Zieh das kleine Schwarze mit dem tiefen Rückenausschnitt an. Das steht dir besonders gut. Und sag Hatch und den Galloways ganz herzliche Grüße von mir. Wir sprechen uns dann später.«
    Nach dem Klick erfüllte ein bedeutungsschweres Schweigen den Raum, während Jessie dem Gedanken nachhing, daß ihre eigene Mutter vorhatte, sie mit Hatch zu verkuppeln.
    Die Dinge gerieten allmählich außer Kontrolle. Jessie stand auf und begann im Büro hin und her zu laufen. Noch hatte niemand in ihrer Gegenwart das Wort »Heirat« in den Mund genommen, doch sie brauchte nicht die hellseherischen Fähigkeiten von Mrs. Valentine, um zu wissen, was alle - Hatch inklusive - dachten.
    Vor vier Wochen, als Jessie zum ersten Mal klarwurde, was da im Busch war, hatte sie noch darüber gelacht. Sie war sich so sicher gewesen, die verrückte Situation voll im Griff behalten zu können. Jetzt aber bekam sie es langsam mit der Angst zu tun. Es bestand keinerlei Zweifel, daß man sie da langsam, aber sicher und unaufhaltsam in eine Bindung hineinmanövrierte, die man vor hundert Jahren ehrlicherweise noch beim Namen genannt hatte - eine Vernunftehe nämlich.
    Wenn sie nicht furchtbar aufpaßte, konnte es passieren, daß sie sehr schnell in sehr großen Schwierigkeiten steckte. Wer mit dem Feuer spielte, landete nicht selten mit verbrannten Fingern im Krankenhaus.
    Jessie warf einen Blick auf die Uhr und bemerkte bestürzt, daß es schon fast sechs war. Sie würde sich schicken müssen, wenn sie in ihre Wohnung zurückfahren und umgezogen sein wollte, bevor Hatch dort auftauchte, um sie abzuholen.
    Hatch kam niemals zu spät.
    Hatch legte einen Stapel Computerausdrucke auf den Schreibtisch und schob ihn zu Vincent Benedict hinüber. »Sehen Sie sich das bitte mal an. Ich denke, es wird Ihnen gefallen.«
    Vincent warf einen ungeduldigen Blick darauf. »Natürlich wird es das. Sie sind ein Zauberer, was solche Geschäfte angeht. Kein Mensch kann einen Vertrag besser aufsetzen als Sie.«
    »Danke«, murmelte Hatch und wußte, daß das stimmte. Er war sehr gut darin, Kontrakte wie den zwischen Benedict Fasteners und Galloway Engineering auszuarbeiten, aber es war schön, das auch gesagt zu bekommen. Vor allem dann, wenn das Lob von Vincent Benedict kam.
    Benedict schaute ihn über den breiten Schreibtisch hinweg scharf an. Hatch fiel plötzlich auf, daß Jessie ihre Augen von ihrem Vater geerbt hatte. Sie waren von einem seltsamen, katzen-haften Grün, sehr klar und sehr intelligent. Doch in Jessies Blick lag eine gewisse Verwundbarkeit, die man in den Augen ihres Vaters vergeblich suchte.
    Vincent ging auf die Sechzig zu; er war ein kräftig gebauter Mann, dessen breite Schultern daran erinnerten, daß er einst als Bauarbeiter angefangen hatte. Sein weißes Haar begann sich zu lichten. Obwohl seine Züge im Laufe der Jahre etwas weicher geworden waren, ließen die Adlernase und das energische
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