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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du
Autoren: Laura Wulff
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antreten. Wer alle dreizehn seiner Schätze fand, wobei der Schwierigkeitsgrad anstieg, den würde er als gleichwertigen Partner akzeptieren. Dieser bekam alle Passwörter der exklusiven Website, die noch ein Geheimtipp war, aber bald, so GeoGod, zu der Anlaufstelle für Cacher werden würde. Und Ben war dabei!
    GeoGod gab ihm das Gefühl, wichtig zu sein, jemand Besonderes. Endlich behandelte ihn jemand als Erwachsenen. Außerdem wurde dieses Spiel zur Sucht. Er konnte kaum mehr an etwas anderes denken.
    Na und? , dachte er sich. Ist doch alles ungefährlich.
    Der mysteriöse Gamemaster würzte die Schnitzeljagd, indem er die Schätze an ungewöhnlichen Orten versteckte. Er verlangte, dass Ben Dinge, die ihm etwas bedeuteten, hinterließ und keinen Müll, wie viele normale Spieler. Zudem hatten sie nicht nur online Kontakt, sondern Ben hatte den letzten Fund in einem Schließfach im Kölner Hauptbahnhof deponieren und den dazugehörigen Schlüssel unter den Abfalleimer, der daneben an der Wand hing, kleben müssen. Den ganzen Tag lang hatte er das Fach beobachtet, um herauszufinden, wie GeoGod aussah. Um elf Uhr nachts hatte er aufgegeben und war heimgegangen, weil er am nächsten Tag zur Schule gemusst hatte. Am darauf folgenden Nachmittag war das Schließfach leer gewesen.
    Zu spät fragte er sich, ob nicht nur er die Box beobachtet hatte, sondern GeoGod auch. Vielleicht war er Benjamin gefolgt. Möglicherweise wusste er nun, wo Ben wohnte. Eventuell würde das Spiel in Zukunft noch persönlicher werden, indem er es mehr aus der virtuellen in die reale Welt holte.
    Aufgeregt verlagerte Benjamin sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Die Vorstellung war geil! Etwas Spannenderes hatte er bisher noch nie erlebt.
    Ben würde durchhalten, er würde alle Caches finden und den großen Unbekannten schlagen. Die Verstecke sollten angeblich immer kniffeliger zu finden und schwieriger zu erreichen sein, aber das würde er schon packen.
    Er nahm einen weiteren tiefen Zug von seinem Blunt und lauschte dabei dem Knistern des Marihuanas, das in dem Zigarrendeckblatt zwischen seinen Fingern eingerollt war und von der Glut aufgefressen wurde.
    Ungeduldig trat er näher an den Zaun heran. Seine Jeans rutschte, aber er zog sie nicht hoch. „WK Schrotthandel“ vor ihm hatte längst geschlossen, aber es brannte immer noch Licht im Büro. Der Besitzer Walter Kaspar war also noch da. Aber er war seit einer halben Stunde nicht herausgekommen. Wenn Ben sich im Schutz der Altmetallberge bewegte, konnte der Typ ihn nicht sehen. Warum also warten, bis er endlich Feierabend machte und das Grundstück verließ?
    In hohem Bogen warf er den Stummel ins Gebüsch. Er kam einfach nicht vom Gras los. Dabei sollte er es besser wissen, nach dem, was vor einem Jahr passiert war. Aber Maik und Denis kifften auch. Immer, wenn Ben glaubte, stark genug zu sein, um damit aufzuhören, bliesen sie ihm den Rauch ins Gesicht, und schon wurde er wieder schwach.
    Daniel, der Ehemann seiner älteren Cousine Marie, hatte das Zeug einmal an ihm gerochen. Dabei merkten Bens Eltern nicht einmal, wenn er in seinem Zimmer bei offenem Fenster rauchte. Aber Daniel Zucker hatte eben einen siebten Sinn für so was. Er war ja auch ein Bulle, zumindest vor seinem Unfall. Mann, hatte der einen Aufstand gemacht. Seitdem passte Ben besser auf.
    Er zog die Kapuze seines Hoodies über sein Cap, um sein Gesicht vor Blicken zu schützen. Vielleicht gab es hier Überwachungskameras. Er glaubte es zwar nicht, aber sicher war sicher.
    Zum Glück war er schlank. Somit konnte er sich leicht durch das Loch im Maschendrahtzaun quetschen. Geduckt schlich er über das Gelände, dicht an den Autowracks vorbei. Immer wieder schaute er auf sein Smartphone, auf dem die GPS-App ihm den Weg zeigte. Sein Puls stieg. Er kam seinem Ziel immer näher.
    Während er umherschlich wie ein Einbrecher, fragte er sich, ob er eines Tages auch auf einem Schrottplatz arbeiten würde.
    Seine Ma, wie er sie manchmal nannte, machte sich große Sorgen. Sie meinte, wenn er weiterhin so desinteressiert an allem durchs Leben schlurfte – genau diese Worte hatte sie benutzt und irgendwie passten sie sogar –, würde er keinen gut bezahlten Job finden. Für Heide Mannteufel war das wichtiger als die Tatsache, dass er noch nie eine feste Freundin gehabt hatte. Bis auf Nina, aber das mit ihr war nur während der Zeit im Sommercamp vor drei Jahren gelaufen, und mit ihr zu schlafen war eher enttäuschend gewesen,
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