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Leiden Sie an Nomophobie? Von Handysucht, Winkefleisch und anderem geilen Zeug (German Edition)

Leiden Sie an Nomophobie? Von Handysucht, Winkefleisch und anderem geilen Zeug (German Edition)

Titel: Leiden Sie an Nomophobie? Von Handysucht, Winkefleisch und anderem geilen Zeug (German Edition)
Autoren: Kirsten Wendt
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was die Popgruppe "Juli" in ihrem Song "Geile Zeit" besingt. Ein "Geiz ist geil" als Werbeslogan für Elektronikwaren ist mittlerweile gesellschaftsfähig und dennoch stets ein bisschen unangepasst.
    Nach wie vor kann die Bedeutung variieren. Bei der hauptsächlichen Verwendung zur Bekräftigung bestimmter großartiger Verhältnisse wird gerne noch die eine oder andere Silbe hinzugefügt. So können Konzerte saugeil ausfallen, die neue Frisur total geil geschnitten oder der Urlaub endgeil sein. Die Sprachvielfalt hierbei ist beachtlich und entwickelt sich stetig weiter. Allerdings ist der kleine, aber feine Unterschied bekannt, wenn das Hilfsverb "sein" ins Spiel kommt. Während nämlich der Satz "Ich finde Stefan Raab geil" das Gesamtpaket meint, ist der Ausdruck "Ich bin geil auf Hugh Jackman" durchaus sexuell ausgerichtet. Auf jemanden geil zu sein, seine Freundin geil zu machen oder selbst geil zu werden, das alles bezieht sich auf den sexuellen Erregungszustand.
    Für die Beschreibung unangenehmer Zeitgenossen bilden treffende Bezeichnungen eine hilfreiche Unterstützung. Machtgeile Menschen müssen nun nicht mehr mit dem bösen Wort mit A tituliert werden, und ihre Karrieregeilheit sowie ihr geldgeiles Wesen kann kein anderes deutsches Wort so herrlich zum Ausdruck bringen. Und wer möchte es schon nötig haben, beim anderen Geschlecht penetrant und aufdringlich zu agieren? Solch ein Verhalten ist einfach nur notgeil. Wie fast immer bei umgangssprachlichen Gebräuchen gibt es hierbei zwar keine festen Regeln, doch jeder weiß, was gemeint ist. Was wiederum als Beweis dafür taugt, dass es nicht mehr ungeil ist, geil zu sagen.

Jugendsünden der 80er Jahre – Stiefeltrinken und kollektive Betroffenheit
     
    Das war einmal, das kommt nie wieder! Frisuren, Mode, Musik und Stars aus den 1980ern erleben eine Retro-Welle. Viele Trends wiederholen sich im Laufe der Jahrzehnte, doch manche Dinge gehören so endgültig der Vergangenheit an wie Nenas Achselhaare. Der zeitlose Ausruf "Wie peinlich!" beschreibt für jede Altersgruppe verständlich, welche Gefühle in einem aufkeimen, wenn man sich alte  Fotos mit unmöglichen Vokuhila-Frisuren und geschmackloser Kleidung betrachtet. Peinlich wirken nicht nur Aufnahmen aus dieser Zeit, sondern auch Verhaltensweisen und Gebräuche. Die viel zitierte „Generation Golf“ hat Dinge erlebt, die verarbeitet und festgehalten werden müssen.
    Was rückblickend kaum vorstellbar ist, war langweilige Wahrheit: Es gab keine Handys. Stattdessen hatten Mädchen jedoch häufig ein Hobby, das heute in dieser Form nicht mehr zelebriert wird. Telefonstreiche in gelben Telefonzellen konnten ganze Nachmittage füllen. Die angehimmelten Jungs aus der Oberstufe, selbst noch im Pickelalter und vermutlich hoch erfreut über die Zahl der Verehrerinnen, tappten im Dunkeln über die Identität der Anruferinnen. Diese standen stundenlang in den gelben Glaskästen, in denen es stets nach kaltem Rauch und angegrabbelten dicken Telefonbüchern roch. Manchmal hatten die Klingelstreich-Freundinnen besonderes Glück und die Gespräche dauerten schier unendlich. Der Zähler des Apparats war dann defekt und mit 20 Pfennig waren zeitlich unbegrenzte Telefonate möglich. Das Geheimnis lag darin, nur sehr kurz die Hörer-Gabel anzudrücken, dann konnte mit denselben zwei Groschen ein neuer Anruf gestartet werden.
    Es gab Popper, Punker, Ökos und ganz Normale. Die Normalen nannten sich nicht so, sie waren schließlich in der Überzahl. Zu den Poppern konnte man nur gehören, wenn die Eltern in der Lage waren, Lacoste-Klamotten und Tennis-Unterricht zu finanzieren. Punker wurden erst später namentlich zu Punks und waren die heimlichen Stars. Heute wären sie cool, aber der Begriff existierte noch nicht. Was aber jeder erreichen konnte, war das gepflegte Ökotum. Betroffenheit war schwer angesagt, und Demos besuchten die Schulen gleich kollektiv. Ganze Kinos wurden angemietet, um "The day after" zu schauen und hinterher heulend im Kiefer-Jugendzimmer Apfeltee zu trinken. Niemandem schmeckten all die Tee-Sorten, aber gesammelt hat sie jeder. Es sah spießiger in den Jugendzimmern aus, als in Wohnstuben 60-jähriger Schrebergärtner. Im Regalfach unter dem blauen Tee-Service aus Ton befanden sich die leeren Parfumflakons. Kein Mensch konnte sich die Düfte leisten, also bettelten die Jugendlichen ihre Patentanten um Probefläschchen an. Vervollständigt wurden die trüben Gedanken ob der drohenden atomaren
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