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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde
Autoren: Andreas Winkelmann
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Buch
    Plötzlich rissen die blutroten Augen der Ampeln zwei Löcher in die nasse Dunkelheit. Eine eiskalte Klammer legte sich um ihr Herz, ihre Hände – auf einmal verschwitzt – packten das Lenkrad mit einer Kraft, die nicht zu ihren dünnen Armen passte.
    Im Fernlicht der Scheinwerfer sah sie, wie sich die reflektierenden Halbschranken senkten.
    »Scheiße!«, fluchte sie laut und hieb aufs Lenkrad.
    Eine einsame Bahnschranke im Wald, dunkle Nacht. Vor knapp einem Jahr kamen hier vier Freunde von Melanie bei einem mysteriösen Unfall ums Leben. Seither wird die junge Frau jedes Mal von panischer Angst ergriffen, wenn sich auf dem Heimweg in ihr einsam gelegenes Dorf die Bahnschranken schließen. Und eines Abends scheint es ihr, als krieche eine dunkle, schemenhafte Gestalt vom Waldrand her auf ihren Wagen zu …
    Ihre Eltern halten Melanie für überdreht – bis auf einmal die junge Jasmin Dreyer verschwindet und ihr Fahrrad ausgerechnet an jener einsamen Bahnschranke gefunden wird. Nun hat plötzlich auch die Polizei ein offenes Ohr für Melanies Geschichte. Mit dem Fall der Verschwundenen wird Kriminalhauptkommissarin Nele Karminter betraut. Doch eine großangelegte Suchaktion verläuft zunächst ergebnislos. Zu unübersichtlich ist das in Frage kommende Waldgebiet, zu wenige Anhaltspunkte und Indizien gibt es. Dann verschwindet die nächste Frau, und für Nele Karminter beginnt eine frenetische Suche, ein Wettlauf gegen die Zeit – und gegen die fieberhafte Intelligenz und den Wahnsinn eines Besessenen, der tief im Wald und unter der Erde an der Erfüllung seines Schicksals arbeitet …
     
     
    Autor
     
    Andreas Winkelmann, geboren im Dezember 1968, entdeckte schon in jungen Jahren seine Leidenschaft für unheimliche Geschichten. Als Berufener hielt er es in keinem Job lange aus, war unter anderem Soldat, Sportlehrer und Taxifahrer, blieb jedoch nur dem Schreiben treu. »Der menschliche Verstand erschafft die Hölle auf Erden, und dort kenne ich mich aus«, beschreibt er seine Faszination für das Genre des Bösen. Er lebt heute mit seiner Familie in einem einsamen Haus am Waldesrand nahe Bremen.

In Gedenken an Sabrina Jeske
    … die ins Auge des Orcas blickte
und mir davon erzählte.
Auch kurze Leben hinterlassen Spuren;
deine werden ewig sichtbar bleiben.

Ein Jahr zuvor
    Wummernde Bässe ließen Blech vibrieren und brachten Glas zum Schwingen; das kleine Auto erzitterte unter der Gewalt der Schallwellen. Dröhnende, hässliche Geräusche, die tief in den nachtstillen Wald eindrangen und das Wild in panischer Angst erstarren ließen. Die vier jungen Insassen störte der Lärm nicht. Walkman und Discobesuche hatten ihren Ohren die Sensibilität genommen, so dass ihre Trommelfelle ihrer Jugend bereits zwanzig Jahre voraus waren.
    Im Inneren der hüpfenden Kiste schob Jenny zum wiederholten Mal Erkans Hand beiseite. Sie hatten bereits zu Haus mit dem Trinken angefangen, lange bevor sie sich auf den Weg zu der Party bei Arnos Freund, der gestern achtzehn geworden war, gemacht hatten, und der Alkohol ließ Erkan noch zudringlicher werden, als er es auch nüchtern schon war. Trotzdem kam er bei Jenny nicht weit, denn sie war nicht annähernd so betrunken wie die Jungs. Ein Zungenkuss war das Äußerste, und schon der verlangte ihr eine Menge ab, da sie notgedrungen den süßen Geschmack des Anislikörs schmecken musste, den Erkan so gern trank und so schlecht vertrug.
    Schon wanderte seine Hand erneut über den dünnen Stoff der hautengen schwarzen Stoffhose den Schenkel hinauf in Richtung ihres Schritts.
    Diesmal schlug Jenny drauf, und es klatschte laut.
    Das Geräusch hörten Jens und Arno selbst durch den Lärm von Eminems 8 Mile -Album hindurch.

    Jens drehte sich um und sah grinsend nach hinten. »Brauchste Hilfe?«
    Sein Blick war alkoholgetrübt.
    Erkan löste sich von Jenny und sah seinen Freund böse an. »Von dir, du Tunte?«
    Er rückte ein Stück von Jenny fort, zog die bereits halb geleerte Flasche zwischen seinen Füßen hervor und trank einen langen Zug.
    Arno, der den Polo fuhr, grinste in sich hinein. Er hätte gern einen Blick in den Rückspiegel geworfen, doch die wummernden Bässe ließen das Glas derart erzittern, dass darin nichts zu erkennen war. Schade! Erkans Gesicht musste Gold wert sein. Er kapierte es einfach nicht! An Jenny biss er sich mit seiner Mischung aus südländischem Charme und türkischer Aufdringlichkeit die Zähne aus. Arno bewunderte das Mädchen dafür. Als
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