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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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längere Pause ein. Warten Sie mal, das wäre dann   … in Yorkshire, nicht?«
    Die arme Ven wünschte, der Boden würde sich unter ihr auftun und sie geradewegs in den Maschinenraum plumpsen. Oder, besser noch, gleich ins Wasser, wo sie von Haien gefressen wurde. Schlimmer als diese Unterhaltung könnte es unmöglich sein.
    Nach den Vorspeisen wurden die Hauptgerichte serviert. Nigel hatte das Gleiche bestellt wie Ven, und sie linste zu ihm rüber, als er sein Steak schnitt. Selbst seine Hände waren vollkommen. Ven hatte reichlich Mühe, sich nicht auszumalen, wie diese Hände über ihre Haut strichen, ihre Schultern umfingen, ihren BH aufhakten. Mit solchen Gedanken quälte sie sich bloß.
    Buzz brachte ihre Desserts, und bei Kaffee und köstlichen Trüffeln verteilte Royston seine Visitenkarten. Irene notierte ihre Adresse für Stella und Royston, die versprachen, sie den anderen zu kopieren. Eric und Irene würden nicht im Bus mit nach Barnsley fahren, weil sie einige Tage in Southampton bleiben und Freunde treffen wollten, die sie von einer früheren Kreuzfahrt kannten. Nun erhob Nigel sich, und Royston stand auf, um ihm die Hand zu schütteln.
    Oh verdammt, dachte Frankie. Sie konnte nichts mehr tun, damit Nigel und Ven sich wenigstens ein bisschen näher kamen   – ausgenommen sie lockte die beiden ineine Kabine und schloss sie dort ein. Dabei hatte Ven sich etwas Romantik und einen anständigen Mann wahrlich verdient. Da waren sich alle einig.
    »Ich danke Ihnen für die überaus angenehme Gesellschaft«, sagte Nigel, als er Eric die Hand schüttelte. Er gab Stella und Irene einen Kuss auf die Wange, dann Roz, Olive und Frankie. Zu Ven sagte er schlicht: »Auf Wiedersehen, Venice.« Sie neigte sich so ungeschickt zu ihm, dass ihre Lippen auf seinem Kragen landeten und dort einen dicken roten Abdruck hinterließen.
    »Oh, mein Gott, Entschuldigung! Der Lippenstift soll angeblich gar nicht abfärben.«
    »Schon gut, das ist halb so wild.«
    Für Venice aber war es der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie mochte stinkreich sein, doch sie blieb ein nutzloser Tolpatsch. Es war ein Irrtum gewesen zu glauben, sie könnte sich vor diesem Traummann nicht noch mehr blamieren, als sie es ohnehin schon hatte. Sie wagte nicht einmal, ihn anzusehen, als sie »Auf Wiedersehen« sagte, denn sie wollte nicht auch noch sehen, wie sehr er sich beherrschen musste, um nicht wütend zu werden.
    Die nächsten Momente waren verschwommen. Ven erinnerte sich hinterher nicht mal, ob er sich erneut verabschiedete. Alles, was ihr blieb, war der Anblick seines Rückens, als er aus dem Restaurant ging.
    »Jetzt muss er sich meinetwegen umziehen gehen«, jammerte sie. »Er kann ja schlecht mit einem Lippenstiftabdruck auf dem Kragen herumlaufen.«
    »Ven, halt den Mund und iss deine Trüffel«, befahl Roz streng. »Es wird nicht das erste Mal sein, dass er Lippenstift am Hemd hat.«
    Was Ven nicht unbedingt tröstete. Die dunkle Wolke über ihr wurde sekündlich schwärzer und hässlicher.
    Nach dem Kaffee gingen sie alle ein letztes Mal geschlossen hinunter ins Broadway. Buzz und Elvis hatten ihnen einige Speisekarten als Andenken geschenkt, und die Abschiedsumarmungen mit ihnen bekam Ven völlig problemlos hin. Auch der Abschied von Angel und Supremo, der ihnen eine angenehme Heimreise wünschte, verlief ohne jedweden Zwischenfall. Offenbar machte Ven sich ausschließlich gegenüber Leuten zum Idioten, die schmutzempfindlich gekleidet und zum Dahinschmelzen waren.
    Die Mermaidia Theatre Company führte ein grandioses Stück namens Land of Hope and Glory auf. Es war sehr britisch, und man hatte kleine Union Jacks an das Publikum verteilt, die am Ende begeistert geschwenkt wurden.
    »Hat noch jemand Lust auf den Nachtclub?«, fragte Royston und vollführte ein paar behäbige Tanzschritte auf der Stelle.
    »Hmm, warum nicht.« Stella zuckte mit den Schultern. »Lassen wir es am Ende noch mal richtig krachen.«
    »Wir ziehen uns lieber zurück«, sagte Eric. »Es war sehr schön, euch alle kennenzulernen, nicht, Irene?«
    »Ja, ganz reizend«, bestätigte sie lächelnd. Ihre Augen glänzten verdächtig, als sie alle zum Abschied umarmte. Royston drückte sie fest, und Stella erstickte sie halb mit ihrem Parfum.
    »Ach, übrigens«, sagte Eric, der sich im Gehen nocheinmal umdrehte. »Ich habe mal im Internet nachgesehen, Venice. Florence und Dennis Thompson, so hieß das alte Ehepaar, das auf der Jungfernfahrt
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