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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Stimme klang so nah, so real … „Endlich habe ich Euch gefunden!“
    Rebekka flog in meine Arme und ich drückte sie so fest ich konnte an mich. Ich gestehe, dass ich nicht an mich halten konnte. Eine riesige Last fiel von mir ab und mir liefen die Tränen, wie einem kleinen Kind. Meine Rebekka lebte! Wir standen lange einfach nur da und hielten einander in den Armen, glücklich, den anderen gefunden zu haben. „Wo wart Ihr nur all die Monate, meine Liebste?“ Rebekka küsste meine Wange und flüsterte: „Auf dem Grund des Meeres und auf der Suche nach Euch, Victor!“ Ist es nicht seltsam, wie sich die Dinge in nur einem einzigen Augenblick verändern können? Eben noch erstickte mein Herz in Selbstmitleid und Trauer, im nächsten Moment schlug es mir jubelnd bis zum Hals! Meine schöne Vampirin lebte! Rebekka war nicht tot! Wir hielten einander fest und ich mochte sie nicht loslassen. Wir liebten uns am Strand im Gras, dort, wo wir standen. Danach lagen wir Arm in Arm am Strand und erzählten uns, was nach unserer Trennung geschehen war.
    „Dann ist der Drachen also endgültig vernichtet?“, fragte ich nach. Rebekka zuckte mit ihren entzückenden Schultern. „Ich glaube es, aber zu glauben bedeutet, dass man es nicht weiß. Als ich den Drachen zum ersten Mal getötet habe, ist er in den Körper von Karl Stabener gefahren. Er hat sich gleich als Drache manifestiert. Vielleicht, weil er in so großer Wut war. Auch das weiß ich nicht. Aber was ich weiß, ist, dass der zweite Drache am Meeresgrund verfault. Wenn er doch noch einen Wirt gefunden hat, dann bleibt uns nichts anderes, als abzuwarten, ob er sich irgendwann irgendwo zeigt.“
    Ich küsste Rebekka auf die Stirn und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht. „Ich hoffe, dass das nie geschehen wird!“, sagte ich. Ich hoffte das wirklich und aus tiefstem Herzen, aber etwas sagte mir, dass dies eine Illusion war. Der Drache würde uns nie ganz loslassen. Nun, die Zeit würde uns die Antwort bringen. Wir hatten uns wiedergefunden und was konnten wir mehr verlangen. Ich drückte meine Lippen auf Rebekkas und schloss meine Augen. Alles, was zählte, hielt ich in meinen Armen.

89. Kapitel
    Der Wald war ruhig und still um ihn herum. Zu ruhig. Da hätten Vögel sein müssen, Raben, die krächzten und das Rauschen der Blätter. Im Wald war es selten so still. Vicus wusste, was das bedeutete. Die Untoten waren nah. Der Woiwodendrache war besiegt worden. Die Anderwelt beruhigte sich, das konnte er genau spüren. Aber da war noch ein Tod gewesen. Auch ihn hatte Vicus spüren können. Ein Drachentod. Aber weshalb zwei? Die Frau, die einen Drachen in sich trug, konnte es nicht gewesen sein, denn ihren Schatten konnte Vicus in der Anderwelt wahrnehmen, doch wenn nicht sie, welcher Drache war dann gestorben? Gab es mehr als die sieben dokumentierten Drachen?
    Das konnte er kaum glauben. Zu gern wäre er dieser Widersprüchlichkeit auf den Grund gegangen, aber er hatte eine andere Aufgabe zu erledigen. Wo genau er war, wusste er nicht und es war auch nicht von Belang. Er wachte über die junge Französin. Er hatte ihr gesagt, dass ihre Schicksale miteinander verbunden waren. Das Mädchen hatte etwas in ihrem Besitz, von dem eine große Gefahr ausging. Die Anderwelt spiegelte es wider und das Abbild der Kugel war ein schwarzer Schatten mit einem irisierenden Glimmen in seinem Zentrum. Vicus war der Französin gefolgt, erst nach Montpellier, dann in Richtung Norden, zurück in die Walachei, wo sie die Kugel gefunden hatte und weiter ins Reich der Franken. Wo genau er sich aufhielt, war ihm egal.
    Das Wichtigste war, dass er das Fräulein im Auge behielt. Er sorgte dafür, dass in ihren Schlingen, die sie auslegte, immer auch ein Hase, ein Kaninchen oder Kitz steckte. Er hielt ihr die Leute aus den umliegenden Dörfern vom Hals. Nicht viele näherten sich, denn die alte römische Zisterne war den abergläubischen Iberern unheimlich. Ein einziges Mal war ein Hirte seiner Aufmerksamkeit entgangen. Die kleine Furie hatte dem armen Kerl die Kehle durchgebissen und ihn in den Wald geworfen. Vicus hatte die Leiche noch tiefer ins Unterholz getragen und den Toten dann in einem Ameisenhaufen begraben. Die Insekten würden nichts außer den blanken Knochen übrig lassen.
    Gern hätte er sich die Kugel geholt, aber er hätte nichts tun können. Es gab nichts auf dieser Welt, das der Kugel etwas hätte anhaben können. Kein Feuer war heiß genug, um sie zu verbrennen, kein Hammer
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