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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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wurde blass. Ihr linker Unterschenkel war verschwunden, fort. Unter dem Knie war nur ein handbreiter Stumpf, den sie zwar bewegen konnte, aber der Unterschenkel samt Fuß war fort. Abgebissen. Sie erinnerte sich. Sie war unvorsichtig gewesen, nicht schnell genug.
    Aber sie hatte gesehen, wie sich Georgios aus einem Haufen zerdrückten Fleisches wieder zusammengesetzt hatte. Würde ihr Bein dann nicht auch nachwachsen? Nur fehlte ihr die Zeit, dies abzuwarten. Rebekka sah sich um, bis sie einen jungen Baum entdeckte, der die richtige Form hatte. Sie schob sich auf einen Schritt an den Stamm heran, zog ihr Schwert und schlug den Baum ab. Sie befreite den unterarmdicken Stamm von den Ästchen und Blättern, arbeitete mit ein paar Hieben die Astgabel heraus und kürzte ihn auf Augenmaß. Rebekka stemmte sich hoch, klemmte sich die Krücke unter die Achsel und versuchte ein paar Schritte. „Wird gehen.“, grollte sie. „Ist aber noch etwas zu lang.“ Sie kürzte den Stamm mit zwei Hieben um ein Zoll und stakste los.
    Die Sonne stand hoch am Himmel und Rebekka wusste, wohin sie wollte. Zum Meer. Nach Osten. Dann an der Küste entlang. Sie spürte den Ring. Er zog sie zu seinem Träger. Rebekka stakste eine geraume Weile durch den Wald, dann kreuzte ihr Weg eine schmale Straße, der sie folgte. Das Gehen mit Krücke war auf dem weichen Waldboden umständlich. Auf der Straße kam sie schneller voran. Der Wald lichtete sich. Rebekka folgte der Straße, die nach Osten führte.
    Der Mann saß auf einem der weiß getünchten Steine, die den Weg säumten. Er starrte mit ausdruckslosem Gesicht auf den Boden und zitterte am ganzen Körper. Rebekka blieb neben dem Kerl stehen. „Was ist mit Euch?“ Der Mann hob den Blick, blinzelte ins Licht und sah dann wieder beiseite. „Das würdet Ihr mir doch nicht glauben“, sagte er mit leiser Stimme. „Nun, versucht es“, erwiderte Rebekka. „Ihr wäret erstaunt, was ich alles zu glauben bereit bin.“ Der Mann hob wieder die Augen und sah Rebekka ins Gesicht. „Würdet Ihr mir glauben, wenn ich Euch erzählte, dass der Satan mein Haus zerstört hat? Ein Ungeheuer aus den Tiefen der Hölle? Riesenhaft und bösartig?“ Rebekka knurrte wütend. „Ich würde Euch glauben, wenn Ihr mir das erzählen würdet! Wo liegt Euer Haus? Könnt Ihr mich hinbringen?“
    Der Mann fuhr mit weit aufgerissenen Augen zurück und bekreuzigte sich dreimal. „Bei allen Heiligen, nein! Da gehe ich nicht hin! Nie wieder! Aber wenn Ihr hinwollt ... Mein Hof liegt eine halbe Stunde Weges die Straße hinunter. Ihr erkennt ihn sofort. Er ist zerstört und der Teufel hockt darin ...“ Der Mann bekreuzigte sich erneut. Rebekka seufzte und hinkte dann die Straße zu ihrer Rechten hinunter. Also war der verfluchte Drache noch immer nicht tot. Sie würde der Sache jetzt ein Ende machen.
    Sie brauchte eine gute Stunde, bis sie an dem Hof ankam. Der Mann hatte recht gehabt, er war nicht zu übersehen. Das Dach des Hauses war eingestürzt und die Wände nach außen gedrückt worden. Überall lagen Haushaltsgegenstände herum. Ein paar tote Tiere lagen im Hof. Der Drache wand sich hinter dem Haus am Boden und fauchte und knurrte. Er hatte Schmerzen, das war offensichtlich. Rebekka hinkte näher, versuchte dabei, in der Deckung der Haustrümmer zu bleiben. Der Drache rollte sich auf dem Boden. Ein Flügel schien gebrochen und aus seinem Maul troff schwarzes Blut. Sie hatte ihn schwer verletzt, aber das Ungeheuer war zäh.
    Rebekka wechselte auf die andere Seite der stehen gebliebenen Wand, hinter der sie Deckung genommen hatte. Nun sah sie, was sie vorher nicht hatte sehen können. Der Wanst des Drachen war auf der Seite aufgerissen und etwas wie grünlicher Eiter lief aus der Wunde. Dann schob sich etwas aus der Wunde heraus, ein Oval, das sich dehnte und streckte und dann herabfiel. Rebekka glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Ihr Bein! Es war ihr Bein, das der Drache abgestoßen hatte. Ein erleichtertes Schnauben drang aus der Kehle des Monstrums. Das war es also gewesen, was ihn gequält hatte! Natürlich! Sie war selbst ein Drache und kein Drache konnte leben, wenn ein anderer in ihm war!
    Wenn das die Lösung war, dann sollte es eben so sein! Rebekka nutzte das Überraschungsmoment. Der Drache rechnete nicht mit einem erneuten Angriff. Sie warf die Krücke beiseite und sprang mit der ganzen Kraft ihres verbliebenen Beins vorwärts. Sie landete auf dem Bauch. Noch vier oder fünf Fuß! Sie robbte auf dem
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