Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
schon der Schakal nichts ausrichten konnte. Er war nur ein schwacher Mensch … Sein Blick wanderte zu dem Fläschchen mit dem Blutwein. Der Drache brüllte und kam auf ihn zu. Von Steinborn zog kurz entschlossen den Korken aus der Flasche, trank einen schnellen Schluck, rammte den Korken zurück in den Flaschenhals und sprang beiseite. Er konnte gerade noch den schlaffen Körper Halef Omars greifen und mit sich ziehen, dann krachte die Vorderpranke des Drachen auf die Stelle, an der er eben noch gekniet hatte. Von Steinborn fühlte die Veränderung. Er ließ Halef los und riss sich den Umhang und die Jacke vom Leib. Der Schmerz war so unglaublich intensiv wie bei seiner ersten Verwandlung, aber von Steinborn kam es vor, als ginge es diesmal schneller. Der schwarze Schleier hob sich und der Freiheer rannte los. Er starrte auf seine Hände. Schwarzes Fell. Von Steinborn breitete die Flügel aus. Sofort warf der Wind ihn nach vorn und der Schlag des Drachen ging ins Leere. Aber Fliegen war zu gefährlich, Der Sturm würde mit ihm spielen. So mächtig er in dieser Form auch sein mochte, das wusste der Deutsche, die Natur war mächtiger.
Aber er hatte noch den zweiten Armbrustbolzen! Von Steinborn schlug einen Haken und entwischte dem Zugriff des Drachen. Er sprang nach vorn und rollte sich zwischen den Hinterbeinen des Untiers ab, kam wieder auf die Füße und sprang hoch. Zwei kräftige Schläge mit den Flügeln und er war in Höhe des Brustkorbs des Drachen. Von Steinborn trat zu und traf den Bolzen, der in der Brust des Drachen stecken geblieben war. Das Monster brüllte auf und wich zurück. Der Drache versuchte, den Armbrustbolzen fortzuwischen, aber er kam nicht an ihn heran. Er versuchte, ihn mit dem Maul zu erreichen, aber die Stelle lag dort, wo er mit den Krallen und Zähnen nicht hinkam. Von Steinborn suchte nach einer Möglichkeit, erneut an das Monster heranzukommen. Aber das Ungeheuer war jetzt vorgewarnt und behielt das seltsame geflügelte Wesen im Auge, das es angegriffen hatte. Seine kleinen Augen funkelten bösartig.
Von Steinborn hielt den zweiten Bolzen wie einen Dolch vor sich gestreckt. Vor ihm pendelte der Kopf des Drachen und fixierte ihn. Der Freiherr machte einen Ausfallschritt zur Seite, aber der Drache fauchte und folgte seiner Bewegung. „Lenkt Ihn ab!“ Rebekka! Sie lebte! Von Steinborns Herz setzte für einen winzigen Moment aus, um dann umso heftiger zu schlagen. Die Vampirin stand zu seiner Linken und hielt sich bereit. „Nach oben!“ Rebekka deutete in den Himmel. „Fliegt!“ Von Steinborn sprang zurück, dann schnell einen Schritt nach vorn. Der Drache zog in Erwartung eines Angriffs seinen mächtigen Schädel zurück. Von Steinborn breitete seine Flügel aus und stieg in die Luft auf. Der Wind griff unter seine Schwingen und drückte ihn nach oben. Der Drache kreischte ohrenbetäubend und spreizte seinerseits die Flügel. Das Untier versuchte, den Bewegungen von Steinborns zu folgen, aber der Freiherr hatte selbst damit zu kämpfen, vom Sturm nicht davongeweht zu werden. Dazu kam, dass das Ungeheuer um einiges schwerer war und der Sturm von hinten blies, während von Steinborn den Wind von vorn abbekam. Gegen den Wind war es um ein Vielfaches schwieriger, sich in die Luft zu schwingen.
Rebekka wartete, bis der Drache sich zu seiner ganzen Größe aufgerichtet hatte. Sie sprang mit aller Kraft und schaffte es, den Bolzen zu fassen, den der Freiherr in den Panzer des Drachen geschossen hatte. Die Stacheln auf der Brust des Monstrums waren kürzer als die auf seinem Rücken, aber sie genügten, um Rebekka Halt zu geben. Sie holte aus und schlug mit der geballten Faust auf den Schaft des Armbrustbolzens. Nur unmerklich drang der spitze Bolzen tiefer in den unglaublich festen Panzer ein. Rebekka schlug erneut auf den Schaft, wieder und wieder, um den Bolzen in den Drachenleib hineinzutreiben. Das Untier brüllte auf.
Es warf sich in der Luft herum und versuchte, mit den Kiefern nach dem Plagegeist zu schnappen. Der Hals des Drachen war unglaublich beweglich und Rebekka schaffte es nur mit Mühe, den zuschnappenden Zähnen zu entgehen. Sie packte den Bolzen mit aller Kraft und riss ihn aus dem Loch, das er in die Panzerhaut gestanzt hatte. Wenn sie ihn nicht durch den Panzer stoßen konnte, war es ihr vielleicht möglich, mit seiner Hilfe ein Loch in die Panzerhaut zu schlagen, wenn sie ihn wie einen Meißel benutzte. Von Steinborn flog immer wieder Attacken gegen den Kopf, der
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