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Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat
Autoren: Linda Fairstein
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fiel mir die alte Glockenboje ein, die wir bei unserem ersten Besuch auf der Insel passiert hatten. Sie lag näher zum Gouverneurshaus als das Büro des Park Service. Ich konnte in wenigen Sekunden dort sein und die Insel aus ihrem Dornröschenschlaf wecken.
    Ich rannte die Verandastufen hinab und lief auf dem kopfsteingepflasterten Weg nach links.
    Die hellgrün und rot gestrichene Glockenboje war über sieben Meter hoch. Ich kletterte auf den hüfthohen Sockel, der einst im Wasser auf- und abgehüpft war, um vorbeifahrende Schiffe zu warnen, legte das blutige Messer auf den Boden und zwängte mich durch die Metallstreben ins Innere des Gehäuses.
    Die Messingglocke war fünf Mal so groß wie mein Kopf. Ich packte sie mit beiden Händen, trat einen Schritt zurück und ließ sie los. Der Klöppel schlug mit einem ohrenbetäubenden Lärm, den man wahrscheinlich noch drüben in Manhattan hören konnte, gegen die Glockenwand.
    Ich wiederholte das Ganze, dann sprang ich von der Boje und rannte zurück zum Rangerbüro, um nach Mercer zu sehen und Hilfe zu rufen.
    Jetzt hielt mich nur noch das Adrenalin aufrecht. Auf halber Strecke hörte ich Mikes Stimme, die meinen Namen rief. »Coop! Coop, wo bist du?«
    Der Richtung nach zu urteilen, aus der seine Stimme kam, stand er vor Leamers Büro.
    »Bleib, wo du bist!«, brüllte ich zurück. »Bleib stehen! Ich bin gleich da.«
    Ich wollte nicht, dass Mike sich auf das Gelände begab, das Troy Rasheed womöglich mit Fallen präpariert hatte. Ich wollte nicht, dass er diesem verwundeten, noch immer mit Mercers Pistole bewaffneten Monster in die Arme lief.
    Ich rannte, so schnell ich konnte. Ein schwarzer Bell-Helikopter senkte sich auf die Stelle hinab, wo Joe Galiano uns wenige Stunden zuvor abgesetzt hatte.
    Mike Chapman kam auf mich zugelaufen, und ich ließ mich in seine ausgebreiteten Arme fallen. Es bedurfte einiger Sekunden - und meiner beschwichtigenden Worte -, bis er verstanden hatte, dass das Blut auf meinem T-Shirt nicht von mir stammte.

58
    »Das steht dir gut, Mike«, sagte Mercer.
    Mike saß in Keith Scullys Ledersessel und rauchte eine Cohiba. »Danke. Falls du noch immer doppelt siehst, dann schau besser in meine Richtung. Blondie sieht furchtbar aus.«
    Es war Dienstagabend, und wir befanden uns in Scullys Büro im vierzehnten Stock des Polizeipräsidiums. Scully war wieder mal gemeinsam mit dem Bürgermeister auf einer Pressekonferenz, dieses Mal, um die Festnahme von Troy Rasheed auf Governors Island zu verkünden. Der Gefangene befand sich noch im OP des Bellevue Hospitals, wo man ihn wegen seiner kollabierten Lunge behandelte. Pam Lears Eltern waren von Upstate New York in die Stadt gekommen, um ihre Tochter nach Hause zu holen.
    Ich stand an einem der großen Fenster, die auf Lower Manhattan und die East Side hinauszeigten. Die Stadt schien nach dem Unwetter wieder zur Normalität zurückgekehrt zu sein. Der Strom war wieder da, der Verkehr floss rhythmisch dahin, und der Fährverkehr nach Staten Island hatte seinen Dienst wieder aufgenommen. Die Wasseroberfläche war spiegelglatt.
    Mercer war wegen seiner Verletzungen, die er durch die Detonation der Schockgranate erlitten hatte, verarztet worden. Er und Russell Leamer waren bewusstlos zu Boden gesunken, nachdem Rasheed das Büro betreten und eine der kleinen Eiergranaten zur Explosion gebracht hatte. Leamer war an der Sehrinde verletzt worden und musste zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus bleiben. Mercers Sehkraft hatte sich bereits am späten Nachmittag wieder gebessert.
    »Wo hat man ihn gefunden?«, fragte ich Mike, ohne den Blick von der friedlichen Szenerie draußen vor dem Fenster abzuwenden.
    Ich war ebenfalls im Krankenhaus behandelt worden und erfuhr zum ersten Mal die Einzelheiten der Verhaftung.
    »Dort, wo du ihn zurückgelassen hast, Kid. Du brauchst nicht nur Schießstunden, sondern auch ein paar Anatomielektionen. Weißt du denn nicht, wo ein Kerl sein Herz hat?«
    Warum musste ich bei dieser Frage an Luc denken?
    »Ich wollte ihn nicht umbringen. Ich wollte nur lebend davonkommen.«
    »Fast hättest du ihn erledigt, Alex«, sagte Mercer. »Du hast die linke Schlüsselbeinarterie durchtrennt. Rasheed wäre fast verblutet.«
    »Während ich Pam das Händchen hielt und dachte, er hätte die Insel bereits verlassen oder sich irgendwo versteckt«, sagte Mike. »Als ich sie allein lassen wollte, um nachzusehen, warum du so lange weg warst, wurde sie hysterisch.«
    Mike hatte sie
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