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Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat
Autoren: Linda Fairstein
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noch nicht benutzt. Da wäre ich nämlich sehr böse mit dir.«
    Schockgranaten, auch Hornissennester genannt, waren nicht-tödliche Eierhandgranaten, die aus zwei Hartgummihälften bestanden und mit kleinen Gummikugeln gefüllt waren. Die Polizei verwendete sie zur Niederschlagung von Häftlingsaufständen, und ich war schon mal Zeugin gewesen, wie ein SWAT-Team mit einigen dieser Granaten einen ganzen Raum voller Leute außer Gefecht gesetzt hatte, als diese durch die schiere Wucht der Projektile zu Boden sanken.
    »Kann ich mich kurz setzen? Ich, äh, mir ist schwindlig. Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
    Ich wusste von Fällen, in denen der Vergewaltiger das Weite gesucht hatte, weil den Frauen schlecht geworden war.
    Troy zupfte wieder an seiner Unterlippe. »Dagegen hilft am besten etwas frische Luft, Alex.«
    Ich stellte mir vor, wie Mercer und Leamer gefesselt und geknebelt, so wie Pam Lear, im Nebenraum lagen. Ich wollte mit diesem Irren nirgendwo hingehen.
    Er packte mich am Ellbogen und zerrte mich zur Tür. Ich sah, dass er eine Kette um den Hals trug, die unter seinem Baumwoll-T-Shirt wie eine Hundemarke aussah.
    Er blieb vor mir stehen und fing an, mir Anweisungen zu geben.
    »Wir gehen jetzt spazieren, Detective, das sagte ich ja bereits. Ich werde auch schön langsam gehen, weil ich weiß, dass du barfuß bist. Aber genau deshalb kannst du auch nicht schnell laufen. Also vergiss das nicht. Ach ja, und sagte ich schon, dass du aufpassen solltest, wo du hintrittst?« Er fuhr mir mit dem Handrücken über die Wange. »Du bist sicher gut darin, Befehle zu befolgen, habe ich recht?«
    Ich schwieg.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt, Mädchen, und ich erwarte eine Antwort. Und die richtige Antwort ist: ›Ja, Sir.‹«
    »Ja, Sir«, sagte ich zögerlich.
    »Denn wenn du versuchen würdest abzuhauen, dann ist mir die Vorstellung, dass dich etwas in tausend Stücke zerreißt und ich dadurch um meinen Spaß gebracht werde, wirklich zuwider.«
    Ich hatte mehr als genug Reportagen über Soldaten gesehen, die von Granaten zerfetzt worden waren. Rasheed hatte seine Zeit im Gefängnis gut genutzt. Er hatte von seinem Vater gelernt, wie man Fallen legt, und er wollte mich glauben machen, auf der Insel Splittergranaten versteckt zu haben.
    »Oder was sagst du? Du willst doch sicher auch deinen Spaß haben, stimmt’s?«
    Es gelang mir nicht, ein Frösteln zu unterdrücken.
    »Wie lautet die Antwort, die ich hören will? Was will ich?«
    Ich wusste, was ich wollte. Ich wollte, dass Mike mir zu Hilfe eilte. Ich wollte, dass Pam Lear ihn gehen ließ, damit er mir helfen konnte. Ich wollte, dass Mercer sich von den Fesseln befreite und wieder auf die Beine kam.
    »Ja«, sagte ich leise. »Ja, Sir.«
    Er fasste mich mit der rechten Hand am Ellbogen, öffnete mit der linken die Tür und zerrte mich die Stufen hinab auf die kopfsteingepflasterte Straße, wo sich die Kieselsteine in meine Fußsohlen gruben. Ich betete, dass er nach links abbiegen und den Weg zurück zum Gouverneurshaus nehmen würde. Stattdessen zeigte er geradeaus hinauf zu dem großen, sternförmigen Nationaldenkmal in der Mitte der Insel - zu Fort Jay, das wir uns am Samstag gerade näher ansehen wollten, wenn uns nicht die FBI-Agenten verjagt hätten.
    »Da hinauf, Mädchen. Ich will nicht, dass dir jemand zu nahe kommt, bevor wir uns besser kennengelernt haben.«
    Ich ging, so langsam ich konnte, und lauschte auf Boots- oder Hubschraubergeräusche. Ich tat so, als würde ich auf dem steinigen Weg nur unter Schmerzen laufen können.
    Er zerrte mich am Arm. »Das können Sie besser, Detective.«
    Der Donner hatte sich nach Osten verzogen, und bis auf das sanfte Geräusch des Regens herrschte jetzt gespenstische Stille.
    Troy Rasheed spielte mit seinem Silberkettchen, während ich mich bückte, um ein Steinchen zwischen meinen Zehen zu entfernen. Ich versuchte, Zeit zu schinden. Er hatte mich von der Nacht im Ruffles nicht erkannt - wenn überhaupt, hatte er mich dort wahrscheinlich nur von hinten gesehen. Er wusste nicht, dass ich seine kriminelle Vergangenheit kannte - sowie das Schicksal, das mich erwartete, falls es mir nicht gelang, ihm zu entkommen.
    »Aufstehen, Schätzchen! Wir müssen weiter.«
    Ich blickte über meine Schulter, und er zerrte mich am Arm, damit ich mit ihm kam. Wieder steckte er seine Militärmarke in den Mund und kaute nervös darauf herum.
    An seiner Kette hing noch etwas. Etwas Goldenes. Ein Goldring mit einem Zitrin und
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