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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller
Autoren: Brian Keene
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Seit einem Jahr fehlte ihr ein Vorderzahn. Sie hörten leise einen Barbara-Mandrell-Song aus dem Radio in der Küche.
    »Hi, Mrs. Smeltzer.«
    »Guten Morgen, Ju...« Das Radio wurde ausgeschaltet.
    »Wer ist es?«, fragte Clark Smeltzer hinter ihr barsch.
    Rhondas Lächeln fiel schlagartig in sich zusammen und ihre Fröhlichkeit schmolz dahin wie ein Eis am Stiel auf heißem Asphalt an einem Sommertag. Timmy fiel etwas Eigenartiges auf: An ihren Ohren funkelten Diamantstecker. Die Smeltzers besaßen nicht viel Geld und Timmy hatte sie noch nie etwas Derartiges tragen sehen.
    Hastig ging sie aus dem Weg und Barrys Vater nahm ihren Platz an der Tür ein. Finster starrte er die Jungen an. Offensichtlich litt er an einem Kater. Seine Augen waren blutunterlaufen, in seinem Bart klebte etwas Getrocknetes und Verkrustetes. Er trug gelbfleckige Boxershorts und ein aufgeknöpftes olivgrünes Arbeitshemd. Schwarze Fussel lugten aus seinem vorstehenden Bauchnabel. Trotz seiner verlotterten Erscheinung zierte statt der üblichen Timex eine goldene Armbanduhr sein Handgelenk. Stirnrunzelnd wich Timmy einige Schritte zurück. Mr. Smeltzer stank nach schalem Schweiß, Alkohol und Verzweiflung. Timmy fragte sich, ob der Mann immer noch betrunken war.
    »Verdammt noch mal, was wollt ihr? Habt ihr diesen Sommer keine Jobs?«
    Timmy schüttelte den Kopf. Sein Mut schwand. Clark Smeltzers lallende Sprechweise beantwortete seine Frage.
    »Nein, Sir. Wir wollten nur zu Barry.«
    »Ihr habt mich geweckt. Bin erst vor ’ner Stunde ins Bett gekrochen.«
    »Tut uns leid«, entschuldigte sich Timmy. »Das wussten wir nicht.«
    »So früh am Morgen an die Tür zu klopfen – was zum Teufel ist los mit euch? Habt ihr nichts Besseres zu tun?«
    »Wir wollten Barry nur etwas zeigen«, erklärte Doug und hielt die schwarze Röhre hoch.
    Clark Smeltzer betrachtete sie und legte die Stirn in Falten. »Was ist das, ’n Poster?«
    »Eine Karte«, antwortete Doug. »Ich hab sie gemacht.«
    »Solltest lieber Baseball oder Football spielen, statt zu zeichnen. Das ist Schwuchtelscheiß. Bist du ’ne Schwuchtel? Kein Wunder, dass dein Alter abgehauen ist.«
    Hinter ihm ertönte ein entsetztes Keuchen. »Clark! Red nicht so mit dem Jungen.«
    »Rhonda, wenn du weißt, was gut für dich ist, verpisst du dich schleunigst zurück in die Küche!«
    Timmy setzte dazu an, wegzurennen. Doug sah aus, als könnte er jeden Moment zu weinen beginnen. Seine Unterlippe zitterte, seine Ohren und Wangen waren hochrot angelaufen, wodurch seine unzähligen Sommersprossen nur noch deutlicher zur Geltung kamen.
    »Wo wollt ihr hin?«
    »Tut uns leid, dass wir sie geweckt haben, Mr. Smeltzer«, entschuldigte sich Timmy erneut. »Können Sie Barry ausrichten, dass wir hier waren?«
    »Er is’ nicht da. Is’ drüben auf dem Friedhof und arbeitet. Was ihr auch tun solltet. Die Jugend von heut ist stinkfaul. Ihr wisst ja gar nicht, wie gut ihr’s habt. Solltet euch ’nen verfluchten Job suchen.«
    Timmy erstarrte.
    »Wenn wir so stinkfaul sind, wieso erledigt Barry dann Ihre Arbeit, während Sie Ihren Rausch von letzter Nacht ausschlafen?«
    Die Worte sprudelten aus Timmys Mund, bevor er sie aufhalten konnte. Clark Smeltzer starrte ihn zugleich wütend und verdutzt an. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Sowohl Doug als auch Barrys Mutter stöhnten.
    »Weißt du, was dein Problem is’, Graco? Du bist ’n verfickter Klugscheißer. Hast echt ’ne Scheiß-Einstellung.«
    Timmy erwiderte nichts.
    »Hätt’ nicht übel Lust, dir’s Fell über die Ohren zu ziehen.«
    Mr. Smeltzer schob die Insektenschutztür auf, trat auf die Veranda und ragte über den beiden Jungen auf. Seine Hand ballte sich zur Faust. Doug zog sich in den Vorgarten zurück. Timmy rührte sich nicht von der Stelle.
    »Nur zu«, forderte Timmy den Mann heraus. »Krümmen Sie mir nur ein Haar und ich verspreche Ihnen, Sie werden es bereuen.«
    Barrys Vater griff an. Immer noch rührte sich Timmy nicht.
    »Clark!«
    Barrys Mutter stürmte heraus, packte den Arm ihres Ehemanns und zog ihn von den Jungen weg. Er schüttelte sie ab und grinste ohne jeden Humor. Seine aufblitzenden grauen Zähne erinnerten Timmy an die eines Haifischs.
    »Ich wette, davon wird dein Alter unbedingt erfahren wollen, Graco. Wird wohl nicht allzu glücklich sein, wenn ich ihm sag, wie sein Bengel mit Erwachsenen redet.«
    »Gern doch, sagen Sie’s ihm. Er ist gleich da den Hügel runter und arbeitet. Ich begleite Sie
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