Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
Beutelratten, Stinktiere, Murmeltiere, Eichhörnchen, Katzen, Schlangen. Jetzt sind überhaupt keine da, nur dieses relativ frische Vieh.«
    »Vielleicht hat ja der Staat jemanden von der Straßenmeisterei hergeschickt, um aufzuräumen.«
    »Ja, vielleicht.«
    Obwohl die Jungen es nicht bemerken sollten, würde auch das tote Murmeltier, das sie gerade passiert hatten, am nächsten Tag verschwunden sein. Verwesend und verfaulend diente es als Nahrung für etwas. Als Futter.
    »Ich bin froh, dass uns mein Opa erlaubt hat, davonzuschleichen«, sagte Timmy.
    »Dein Opa ist so cool«, meinte Doug. »Ich wünschte, meiner wäre auch so.«
    »Ist er’s nicht?«
    Doug verzog das Gesicht. »Nein. Wenn wir ihn besuchen, predigt er nur über die Bibel und furzt viel. Mein Dad hat früher immer gesagt, das liegt daran, dass er voll mit heißer Luft ist.«
    Timmy lachte pflichtbewusst.
    Doug redete ständig von seinem Vater, was Timmy traurig stimmte. Sein Freund schien zu glauben, dass sein Vater jeden Tag zurückkommen könnte, um ihn zu sich nach Kalifornien zu holen. Doug behauptete, dass er ihn jede Woche anrief oder ihm schrieb, um ihm aus Hollywood zu berichtetn, darüber, wie er Stuntman geworden war, über die Filme, bei denen er mitgewirkt hatte, über die berühmten Schauspieler, die er kennengelernt hatte, über die Dinge, die er gesehen hatte; aber nichts davon stimmte. Im vergangenen Herbst hatten Barry und Timmy herausgefunden, dass ihr Freund log. Es war seiner Mutter im betrunkenen Zustand herausgerutscht. Sie hatte Doug damit aufgezogen. Es gab weder Briefe noch Ferngespräche. Sie hatten von Dougs Vater nie wieder etwas gehört, seit er aus der Stadt fortgegangen war. Aus Verlegenheit brachten Timmy und Barry es nie zur Sprache und ließen die Scharade einfach weiterlaufen. Es hatte keinen Sinn, Doug mit der Wahrheit zu konfrontieren. Wenn es ihm mit dem Glauben, sein Vater hätte eine Karriere als Stuntman und würde eines Tages zurückkommen, besser ging, dann war das okay für sie.
    Timmy wollte Doug gerade fragen, ob er neue Briefe bekommen hatte, als etwas auf dem Friedhof seine Aufmerksamkeit erregte. In der Nähe einer der rissigen, von Moos überwucherten Gruften waren zwei der älteren Grabsteine in die Erde eingesunken. Nur noch die flechtenbedeckten Oberkanten ragten daraus hervor. Auch der Boden rings um sie herum war abgesackt, als hätte sich ein riesiges Murmeltier unter dem Gras hindurchgegraben.
    Merkwürdig, dachte er. War das am Vortag schon so gewesen? Er glaubte, nicht.
    »Ich weiß nicht«, flüsterte Doug. »Manchmal denke ich darüber nach, wie es wohl wäre, wenn mein Opa stirbt, und dann fühle ich mich nicht traurig.«
    »Was fühlst du dann?«
    Doug zuckte mit den Schultern. »Nichts. Ich fühle überhaupt nichts. Ist das schräg?«
    »Ja, aber das macht nichts, weil sowieso jeder weiß, dass du schräg bist.«
    Mit finsterer Miene knuffte Doug seinen Freund in den Arm. Timmy lachte.
    Als die Straße flacher wurde, sprangen sie wieder auf die Räder. Die Golgotha Church befand sich zu ihrer Linken, Barrys Haus zu ihrer Rechten – ein einstöckiges Ziegelsteingebäude mit angrenzender weißer Garage und einer rostigen Schaukel im Hinterhof, von wo aus man Timmys Haus weiter unten am Hang sah. Als Zufahrt diente der Parkplatz der Kirche. Barrys Vater, Clark Smeltzer, arbeitete dort als Hausmeister und Friedhofsverwalter.
    »Außerdem«, fuhr Timmy fort, als sein Gelächter verebbte, »ist dein Opa wenigstens nicht so schlimm wie ...«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern nickte stattdessen in Richtung von Barrys Haus.
    »Ja«, gab Doug ihm recht. »Niemand ist so schlimm.«
    Sie rollten auf den Parkplatz, stiegen ab und lehnten ihre Räder an die Seite der weißen Garage der Smeltzers. Doug umklammerte immer noch das Plastikrohr. Die beiden Jungen näherten sich dem Haus und achteten darauf, die Seite der Garage zu meiden, die sich Timmys Grundstück am nächsten befand. Das Risiko, dass sein wohl nach wie vor im Garten arbeitender Vater den Hang heraufschauen und sie sehen könnte, wollten sie nicht eingehen.
    Als sie an die Tür klopften, fragte sich Timmy, wer sie an diesem Morgen begrüßen würde – ihr Freund, dessen Mutter oder das Monster, das mit ihnen zusammenlebte.
    Die Tür öffnete sich und Barrys Mutter Rhonda lächelte sie durch das Insektenschutzgitter an. Die Jungen traten verlegen von einem Bein aufs andere, wie sie es immer taten, wenn die Frau lächelte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher