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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz
Autoren: Thomas Gordon
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haben.
    Lehrerin : Du kannst immer wiederkommen.
    Diese Lehrerin bietet der bedrückten Schülerin keine Lösung ihres Konflikts an, indem sie ihr ein Thema vorschlägt oder einen Rat gibt, sondern hört ihr nur aktiv zu. Dadurch dringt diese zum tiefer liegenden Problem (elterlicher Druck) vor und findet schließlich ihre eigene Taktik.
    In diesem kurzen Gespräch hat die Pädagogin ihrer Schülerin sehr viel mehr geholfen, als es der Fall gewesen wäre, wenn sie auf das aktive Zuhören verzichtet hätte.
    In Kapitel 5 zeigen wir, wie Lehrer lernen können, Ich-Botschaften zu senden, wenn Schüler durch ihr Verhalten ihre Lehrfunktion einschränken. Diese Ich-Botschaften übertragen dem Lernenden die Verantwortung dafür, sein Verhalten zu modifizieren– sie geben ihm die Chance, sein Verhalten eigenständig zu ändern, um den Bedürfnissen des Lehrers gerecht zu werden. Dem Schüler wird durch sie ermöglicht, mit einem Verhalten zu reagieren, das selbstgewählt und selbstbestimmt ist– was zur Folge hat, dass er innerlich wächst und den Zielen der Eigenverantwortlichkeit und Reife wieder ein Stück näher kommt.
    Dies waren nur zwei Beispiele der Fähigkeiten, die Lehrer und andere Erwachsene sich aneignen können, um zum Wachstum und zur Entwicklung von jungen Menschen beizutragen und ihnen dabei zu helfen, selbst unabhängige Erwachsene zu werden. Es ist an der Zeit, dass Erwachsene aufhören zu wünschen, unsere Jugend solle verantwortungsbewusster handeln. Sie sollten stattdessen lernen, die Jugendlichen, die sie unterrichten, zu Eigenverantwortlichkeit zu ermutigen und diese zu fördern. Die entsprechenden Methoden sind uns bereits bekannt; Eltern, Lehrer und Schulleiter müssen lediglich die Gelegenheit erhalten, diese Alternativen zu Macht und Autorität zu erlernen. Solange im Leben der Kinder Strafe oder Strafandrohung, Belohnung oder das Versprechen auf Belohnung eine so entscheidende Rolle spielen, werden sie wenig Aussicht haben, Verantwortungsbewusstsein zu lernen– sie werden einfach nicht erwachsen.
    Das » Wenn du durch den Reifen springst, bekommst du einen Keks « -Spiel
    In den Augen der Schüler ähnelt die Schule einem Spiel, das John Holt in seinem provokativen Buch Freiheit ist mehr das » Wenn du durch den Reifen springst, bekommst du einen Keks«-Spiel nennt. Die Lehrer halten einen Reifen hoch und sagen: » Spring!« Gelingt den Schülern der Sprung, bekommen sie einen Keks. Dann halten die Lehrkräfte den Reifen höher und fordern wieder zum Sprung auf. Wieder einen Keks, wenn es gelingt. Der Reifen wird noch höher gehalten usw. Das ist nicht nur die Art und Weise, in der die meisten Pädagogen versuchen, Kinder und Jugendliche zur Erfüllung ihrer Aufgaben zu zwingen, sondern es wird auch in unserer Gesellschaft allgemein akzeptiert. Die Schulen übernehmen einfach die traditionelle Denkungsart unserer Gesellschaft. Belohnungen als Anreiz zum Lernen ist bei Lehrern oder anderen Erwachsenen unserer Gesellschaft ein beliebtes Erziehungsmittel. Es ist schließlich dasselbe Spiel, das sie spielen mussten, und die Eltern ihrer Eltern. Welchen anderen Weg gibt es? Warum etwas ändern? Tatsache ist, dass in den letzten Jahren immer bessere Methoden zur Leistungssteigerung entdeckt wurden. Sozialwissenschaftler haben eine recht fortschrittliche und komplizierte Wissenschaft der » Verhaltensmanipulation« oder der » Verhaltensmodifikation« entwickelt, die den Lehrern noch bessere Instrumente an die Hand gibt, Kinder durch das Versprechen und Gewähren unterschiedlicher Belohnungen dazu zu veranlassen, Lernaufgaben zu bewältigen oder sich nach ihren Vorstellungen zu benehmen. Obwohl die Regeln des » Wenn du durch den Reifen springst, bekommst du einen Keks«-Spiels ziemlich unkompliziert sind, reagieren Kinder auf das Spiel recht unterschiedlich und manchmal unerwartet. Ein Schüler mag plötzlich der Ansicht sein, das ganze Gehopse sei zu schwer; er weigert sich zu springen, trotz Aussicht auf Belohnung. Ein anderer klagt, er springe, so hoch er könne, und dabei macht er nur einen schwachen Versuch zu springen. Wieder ein anderer Schüler wird wütend und bezichtigt den Lehrer, den Reifen auf unfaire Art hochzuhalten. Und noch ein anderer zieht sich entmutigt von dem Spiel zurück, weil seine Freunde besser springen und ihn als Dummkopf oder
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