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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz
Autoren: Thomas Gordon
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Versager verspotten.
    Für Eltern, Lehrer und Schuldirektoren, die von dieser erzieherischen Einstellung vielleicht desillusioniert sind oder sie ablehnen, ist unser Kurs möglicherweise eine vielversprechende Alternative. Denn er führt zu einer Einstellung, die den jungen Menschen mehr Freiheit, aber keine ungehemmte Freiheit bietet: mehr Verantwortlichkeit, Selbstbestimmung und Mitspracherecht in ihrem schulischen Leben und mehr demokratische Beziehungen zu ihren Lehrern und Altersgenossen.
    Eine Philosophie für jedes Alter und jeden Schülertyp
    Die meisten Bücher über Pädagogik setzen voraus, dass für jedes Alter der zu Unterrichtenden unterschiedliche Fähigkeiten, Strategien und Methoden erforderlich sind– als ob für jede Altersgruppe eine andere Pädagogik von den Lehrern verlangt würde. Der Unterricht von Vorschülern, so wird behauptet, unterscheide sich sehr von dem für Oberschüler oder Abiturienten usw. Obwohl es zutrifft, dass in vielen Bereichen verschiedene kindliche Entwicklungsstufen berücksichtigt werden müssen, bleibt die grundlegende menschliche Beziehung zwischen Lehrer und Schüler die gleiche.
    Unsere Methoden sind für den effektiven Unterricht von Schülern jeglichen Alters, bis zu und einschließlich von Studenten, gleichermaßen geeignet und anwendbar. Die Lehrkräfte brauchen nicht ein Konzept für Vorschüler, ein anderes für Grundschüler, ein weiteres für Schüler der Unterstufe des Gymnasiums zu lernen. Unsere Philosophie besagt, dass Schüler, egal welchen Alters, in erster Linie Menschen sind und mit ihren Lehrern gute oder schlechte Beziehungen entwickeln werden, je nachdem, wie ihre Lehrer sie behandeln. Ebenso glauben wir, dass anderen Unterschieden zwischen Schülern viel zu viel Bedeutung beigemessen worden ist– ihrer Hautfarbe, ihrer Volksabstammung, ihrem Intelligenzquotienten, ihrer Veranlagung und dem sozialen und wirtschaftlichen Status ihrer Familien. Die allgemeine Gepflogenheit, Kinder und Jugendliche zu klassifizieren und in Schablonen zu pressen, ist unnötig und schädlich. Zu oft sehen Pädagogen ihre Schüler nicht als Menschen, sondern bewerten sie lediglich nach bestimmten Normen: leistungsschwach, begabt, wirtschaftlich benachteiligt, hoher oder niedriger Intelligenzquotient, emotional gestört, zurückgeblieben usw. Die schädliche Wirkung solcher Diagnosen wird gerade erst durch wissenschaftliche Untersuchungen aufgedeckt. Sie zeigen deutlich, dass derartiges Einordnen nicht nur das Selbstverständnis des Schülers herabsetzt, sondern auch die Erwartungen des Lehrers beeinflusst und dadurch die Lehrqualität mindert.
    Wir glauben, dass es bedeutend mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede gibt. Alle Schüler haben menschliche Eigenschaften, menschliche Gefühle, menschliche Reaktionen, so wie Lehrer auch. Alle Kinder können zum Lernen angeregt werden. Alle fühlen sich durch Herabsetzung entmutigt, wenn sie nicht gut gearbeitet oder versagt haben. Alle gehen in Opposition, wenn der Lehrer sich durch Macht behauptet. Alle haben eine Tendenz, abhängig sein zu wollen, und kämpfen dennoch verzweifelt um Autonomie; alle werden wütend und rachsüchtig; alle entwickeln Selbstachtung, wenn sie etwas erreichen, und verlieren sie, wenn man sie wissen lässt, dass sie nicht genug erreicht haben; alle fordern die Befriedigung ihrer Bedürfnisse und schützen ihre Rechte.
    Unsere Methoden sind auf diese Homogenität der Schüler zugeschnitten. Darum finden Pädagogen sie ebenso nützlich für ein Kind, das als » zurückgeblieben« bezeichnet wird, wie für ein Kind, das als » begabt« gilt, für einen Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus einer Familie mit niedrigem Einkommen wie für einen aus wohlhabender Familie. Die in den Kapiteln 3 und 4 beschriebene Fähigkeit des aktiven Zuhörens bewirkt Wunder bei Kindern jeder Art, denn Kinder müssen gehört, verstanden und akzeptiert werden. Die Technik der Ich-Botschaft wirkt besonders bei Schülern, die den Lehrer (oder andere Schüler) stören; sie werden ihr defensives Verhalten erheblich reduzieren, wenn sie nicht mehr angegriffen oder herabgesetzt werden.
    Für Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, die wiederum eigenständige Wertesysteme aufweisen, sind die in Kapitel 10 ausgeführten Methoden besonders
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