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Legion der Morgenroete

Legion der Morgenroete

Titel: Legion der Morgenroete
Autoren: Michael Moorcock
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Schrei aus, als die Klinge durch sein Schulterblatt ins Herz drang.
    Und das waren die letzten Worte, die kaum noch verständlich über seine Lippen kamen:
    „Dieses verfluchte Ding! Der verfluchte Runenstab! Er hat Granbretanien den Untergang gebracht!"
    Hawkmoon brach lautlos auf dem Boden zusammen. Er bezweifelte nicht, daß er nun sterben würde, daß Yisselda sterben würde, daß Orland Fank sterben würde, denn auf ihrer Seite waren nur noch wenige Krieger übrig - und das Dunkle Imperium verfügte noch über unzählige.

17. DIE TRAUERNDE KÖNIGIN
    Hawkmoon erwachte und starrte erschrocken auf die Schlangenmaske des Barons Kalan von Vitall. Er sprang auf und tastete nach einer Waffe.
    Kalan zuckte die Schultern und drehte sich den anderen zu, die im Schatten des Raumes standen. „Ich sagte Euch doch, daß ich es tun kann. Sein Gehirn ist wiederhergestellt, seine ganze törichte Persönlichkeit ist wie zuvor. Und jetzt, Königin Flana, erbitte ich Eure Erlaubnis, mit dem fortzufahren, worin Ihr mich gestört habt."
    Hawkmoon erkannte die Reihermaske. Sie nickte, und Kalan schlurfte in das Nebenzimmer, dessen Tür er sorgfältig hinter sich schloß. Die Gestalten traten aus dem Schatten. Hawkmoon sah nun voll Freude, daß eine von ihnen Yisselda war. Er schloß sie in die Arme und küßte sie.
    „Ich hatte solche Angst, daß Kalan uns irgendwie hereinlegen würde", murmelte sie. „Königin Flana hat dich gefunden, nachdem sie die Kampfeinstellung befohlen hatte. Wir waren die letzten Überlebenden, Orland Fank und ich. Und wir hielten dich für tot. Aber Kalan brachte dich zum Leben zurück. Er holte das Juwel aus deiner Stirn und zerstörte die Maschine, daß niemand mehr die Macht des Schwarzen Steins zu fürchten braucht."
    „Und worin habt Ihr ihn gestört, Königin Flana?" fragte Hawkmoon. „Weshalb war er so ungehalten?"
    „Er wollte gerade seinem Leben ein Ende machen", erwiderte Flana tonlos. „Ich drohte, ihn unsterblich zu machen, wenn er nicht tun würde, was ich von ihm verlangte."
    „D'Averc?" fragte Hawkmoon und blickte sich um. „Wo ist denn d'Averc?"
    „Tot", erwiderte die Königin mit derselben ausdruckslosen Stimme. „Im Thronsaal von einem übereifrigen Krieger mit einer Flammenlanze erschossen."
    Hawkmoons Freude wurde zur Trauer. „Sind sie denn alle tot? Graf Brass, Oladahn, Bowgentle?"
    „Alle", sagte Orland Fank leise. „Aber sie starben für eine große Sache und befreiten Millionen aus der Sklaverei. Bis zum heutigen Tag hat Europa nur Zwist und Krieg gekannt. Vielleicht werden die Menschen von nun an den Frieden suchen, jetzt, da sie wissen, wohin Zank und Hader führen."
    „Graf Brass ersehnte den Frieden für Europa mehr als alles andere", murmelte Hawkmoon. „Ich wollte, er hätte ihn noch erleben können."
    „Vielleicht wird sein Enkel es", flüsterte Yisselda.
    „Ihr habt von Granbretanien nichts mehr zu befürchten, solange ich Königin bin", versicherte ihnen Flana. „Ich werde Londra zerstören lassen und meine Heimatstadt Kanbery zur Hauptstadt erheben. Der Reichtum Londras - der mit Sicherheit größer ist als aller auf der ganzen Welt zusammen - soll zur Wiedergutmachung verwendet werden, um die Städte Europas neu aufzubauen, um die Bauern und Bürger zu entschädigen und ihnen einen Neuanfang zu ermöglichen. Sie sollen nicht länger unter dem leiden, was Granbretanien ihnen angetan hat." Sie zog die Reihermaske hoch und entblößte ihr von tiefer Trauer erfülltes, liebliches Gesicht. „Und ich werde auch dieses unsinnige Tragen der Masken abschaffen."
    Orland Fank schien skeptisch, aber er schwieg. „Die Macht Granbretaniens ist für immer gebrochen", sagte er. „Und die Arbeit des Runenstabs ist hier getan." Er tätschelte das Bündel unter seinem Arm. „Ich nehme das Schwert der Morgenröte, das Rote Amulett und den Runenstab zur Aufbewahrung an mich. Aber sollte je wieder eine Zeit kommen, Freund Hawkmoon, daß Ihr diese Dinge benötigt, dann werdet Ihr sie wiederbekommen, das verspreche ich Euch."
    „Ich hoffe, diese Zeit wird nie kommen, Orland Fank."
    Fank seufzte. „Die Welt ändert sich nicht, Dorian Hawkmoon. Es kommt lediglich hin und wieder vor, daß sie aus dem Gleichgewicht gerät, dann bemüht der Runenstab sich, es wiederherzustellen.
    Vielleicht sind die Tage der übertriebenen Schwankungen für ein Jahrhundert oder auch zwei vorbei? Ich weiß es nicht."
    Hawkmoon lachte. „Das solltet Ihr aber - Ihr seid doch schließlich
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