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Legion der Morgenroete

Legion der Morgenroete

Titel: Legion der Morgenroete
Autoren: Michael Moorcock
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glaubte, daß sie immer noch nicht richtig wach war und weiterträumte.
    Die Gestalt kam näher. Sie trug einen Helm, der wie hochpoliertes Silber, wie ein Spiegel glitzerte. Aber die Statur - die Statur.
    „Huillam?" rief sie unsicher. „Huillam d'Averc?"
    „Flana!" Die Gestalt riß den Helm vom Kopf und schleuderte ihn von sich, daß er klirrend über den Marmorboden rollte.
    „Huillam!" Sie erhob sich und stieg die Stufen zu ihm hinab. Er breitete die Arme aus und lächelte glücklich.
    Aber sie sollten einander nicht mehr lebend gehören, denn ein Flammenlanzenstrahl schoß von einer der hohen Galerien herab und verbrannte Huilams Gesicht, daß er vor unerträglichem Schmerz aufschrie und in die Knie sank. Da verzehrten die Flammen auch seinen Rücken. Er stürzte vor Flanas Füße und starb, während sie hilflos schluchzte.
    Und eine Stimme rief selbstzufrieden von der Galerie herunter: „Nun seid Ihr sicher, Madam."

16. DER ENDKAMPF
    Die Krieger des Dunklen Imperiums schwärmten immer noch aus sämtlichen Rattenlöchern in diesem Labyrinth von einer Stadt, und Hawkmoon bemerkte voll Verzweiflung, daß sich die Reihen seiner Legion der Morgenröte lichteten. Wenn nun ein Krieger getötet wurde, nahm nicht jedesmal wie bisher immer zuvor ein neuer seinen Platz ein. Um ihn herum war die Luft erfüllt von dem bittersüßen Duft des Runenstabs und den eigenartigen Lichtmustern.
    Dann entdeckte Hawkmoon Meliadus, doch genau in diesem Augenblick fraß der Schmerz so sehr an seinem Gehirn, daß er von seinem Pferd stürzte.
    Meliadus kletterte von seinem schwarzen Streitroß und schritt gemächlich auf Hawkmoon zu. Der Runenstab war seiner Hand entglitten, und das Schwert der Morgenröte ruhte nur noch locker in der anderen.
    Hawkmoon stöhnte. Um ihn herum wütete nach wie vor die Schlacht, aber es war ihm, als ginge es ihn überhaupt nichts an. Er spürte, wie ihn jegliche Kraft verließ und der Schmerz immer unerträglicher wurde. Als er mühsam die Augen öffnete, sah er Meliadus geradewegs auf ihn zukommen, und seine Maske wirkte noch höhnischer und triumphierender als sonst. Hawkmoons Kehle war völlig ausgedörrt, er brachte keinen Ton hervor. Er versuchte, den Runenstab zu erreichen, der neben ihm auf dem Kopfsteinpflaster lag.
    „Ah, Hawkmoon, endlich", murmelte Meliadus sanft. „Und Ihr habt Schmerzen, wie ich sehe. Ich bedaure, daß Ihr nicht lange genug mehr leben werdet, um Eure absolute Niederlage voll zu erfassen und Yisselda in meiner Hand zu sehen." Meliadus' Stimme klang fast mitleidig und besorgt. „Könnt Ihr denn nicht aufstehen, Hawkmoon? Verzehrt das Juwel" Euer Gehirn hinter diesem Silberhelm? Soll ich zusehen, wie es Euer Ende herbeiführt, oder soll ich mir dieses Vergnügen selbst gönnen? Seid Ihr imstande zu antworten, Hawkmoon? Möchtet Ihr nicht gern um Gnade bitten?"
    Hawkmoons zuckende Hand hatte nun den Runenstab erreicht und schloß sich um ihn. Fast unmittelbar durchströmte ihn neue Kraft - nicht viel, aber immerhin genug, ihn auf die Füße gelangen zu lassen. Er blieb schwankend stehen. Seine Haltung war schmerzgekrümmt. Sein Atem kam rasselnd. Mit verschleiertem Blick starrte er auf Meliadus, als der Baron das Schwert zückte, um ihm den Tod zu geben.
    Hawkmoon versuchte, seine Klinge zu heben. Vergeblich.
    Meliadus zögerte. „Ihr könnt also nicht kämpfen? Nein, Ihr könnt es nicht. Ihr tut mir leid, Hawkmoon." Er streckte die Hand aus. „Gebt mir diesen kleinen Stab. Auf ihn habe ich meinen Racheschwur geleistet, damals auf Burg Brass. Und nun ist meine Rache ihrer Vollendung nahe. Gebt her, laßt ihn mich halten."
    Hawkmoon tat zwei taumelnde Schritte rückwärts. Er war vor Schwäche unfähig, auch nur einen Ton herauszubringen. Mühsam schüttelte er den Kopf.
    „Hawkmoon - gebt ihn her!"
    „Ihr - werdet - ihn - nicht - bekommen.", krächzte der Herzog.
    „Dann muß ich Euch also zuerst töten." Wieder hob Meliadus sein Schwert. Da pulsierte der Runenstab plötzlich in grellem Licht, und Meliadus starrte voll in seine eigenen Augen in der Wolfsmaske, die Hawkmoons Helm widerspiegelte. Es verwirrte Meliadus. Er zögerte.
    Hawkmoon, der weitere Kraft aus dem Runenstab schöpfte, hob nun seine Klinge. Er wußte, er würde nur Kraft für einen einzigen Hieb haben, und dieser Hieb mußte den Mann töten, der wie gelähmt durch sein eigenes Spiegelbild vor ihm stand.
    Hawkmoon ließ das Schwert der Morgenröte herabsausen. Meliadus stieß einen grauenvollen
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