Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legion der Morgenroete

Legion der Morgenroete

Titel: Legion der Morgenroete
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
Ornithopterkundschafter melden, daß Hawkmoon und sein Trupp die Silberbrücke bald überschritten haben werden."
    Meliadus kicherte. „Sollen sie nur kommen. Wir werden sie auf halbem Weg treffen und ausradieren. Baron Kalan, wie steht es mit Eurer Maschine?"
    „Sie ist schon in Kürze einsatzbereit, mein Lord."
    „Gut. Und nun wollen wir aufbrechen, um Hawkmoon und seinen Freunden ein würdiges Willkommen zu entbieten. Machen wir uns auf den Weg, meine Herren."
    Kalan führte Meliadus die Stufen wieder hinunter und den Saal entlang, bis sie zu der riesigen Flügeltür kamen, die nun nicht mehr von Heuschreckenkriegern bewacht wurde, sondern von der neuen Garde in Wolfs- und Geiermasken. Meliadus bedauerte, daß er sie nicht sehen und so seinen Triumph noch mehr genießen konnte.
    Nachdem die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, saß Flana wie erstarrt auf dem Thron und dachte an d'Averc. Sie hatte versucht, mit Meliadus über ihn zu sprechen, aber er hatte sie nicht einmal gehört. Sie fragte sich, ob er wohl getötet werden würde.
    Sie dachte auch darüber nach, welches Erbe sie angetreten hatte. Als einzige der Edlen Granbretaniens, abgesehen von Shenegar Trott, der ja nun tot war, hatte sie viele alte Texte gelesen, von denen manche die Geschichte der Zeit vor dem Tragischen Jahrtausend behandelten. Sie war der festen Überzeugung, daß, was immer auch aus ihr und Meliadus wurde, sie nun über eine Nation herrschte, die sich in ihrem letzten Stadium der Dekadenz befand. Die Eroberungskriege, die inneren Unruhen - all das verriet ein Volk, das im Sterben lag. Obgleich der Tod selbst vielleicht in den nächsten zweihundert, fünfhundert oder tausend Jahren erst kommen mochte, wußte sie doch, daß das Dunkle Imperium dem Untergang geweiht war.
    Sie hoffte von Herzen, daß etwas Menschlicheres aus seiner Asche auferstehen würde.

13. WAS SIEHST DU?
    Meliadus hielt die Zügel des Pferdes seines Herolds. „Du darfst mich nicht verlassen, Junge. Du mußt mir sagen, was du siehst, damit ich die Schlacht entsprechend planen kann."
    „Ich werde es Euch sagen, mein Lord."
    „Gut. Haben sich die Truppen gesammelt?"
    „Ja, mein Lord. Sie warten auf Euer Signal."
    „Und ist dieser Hawkmoon bereits in Sicht?"
    „Ein Trupp wurde auf der Silberbrücke gemeldet. Er reitet geradewegs in unsere Reihen, falls er nicht vorher flieht."
    Meliadus brummte: „Sie werden nicht fliehen -nicht Hawkmoon - nicht jetzt. Kannst du sie schon sehen?"
    „Ich sehe etwas Blitzendes - wie ein Heliographensignal - eins - zwei - drei, vier - fünf - sechs. Die Sonne läßt sie so aufleuchten. Sechs Silberspiegel. Was das wohl bedeutet?"
    „Die Sonne auf hochpolierten Lanzen?"
    „Das glaube ich nicht, mein Lord."
    „Nun, wir werden es bald wissen."
    „Ja, mein Lord."
    „Was jetzt?"
    „Ich sehe sechs Reiter an der Spitze einer Kavallerietruppe. Jeder der sechs glitzert, als hätte er eine Krone auf dem Kopf. Ah, es sind Helme, die so leuchten, mein Lord. Ihre Helme!"
    „Sie glänzen so stark?"
    „Sie bedecken den ganzen Kopf, auch das Gesicht. Ich kann sie kaum ansehen, so grell funkeln sie."
    „Eigenartig. Doch zweifellos werden wir diese Helme bald schon zerschmettern. Du hast Anweisung gegeben, Hawkmoon lebend zu fassen, aber die anderen zu töten?"
    „Das habe ich, mein Lord."
    „Gut."
    „Und ich habe sie auch darauf aufmerksam gemacht, daß sie Euch gleich Bescheid geben, wenn Hawkmoon nach seinem Kopf greift und anfängt, sich seltsam zu benehmen."
    „Ausgezeichnet." Meliadus lachte. „Ausgezeichnet. Die Rache wird mein sein - so oder so."
    „Sie haben nun fast das Ende der Brücke erreicht, mein Lord. Sie sehen uns, aber sie halten nicht an."
    „Dann gib das Signal zum Angriff", befahl Meliadus. „Stoß ins Horn, Junge."
    Der Herold tat wie geheißen.
    „Greifen sie an?"
    „Ja, mein Lord."
    „Und jetzt? Sind die Armeen schon aufeinandergetroffen?"
    „Das sind sie, mein Lord."
    „Und was tut sich?"
    „Ich - ich weiß nicht recht, mein Lord - mit diesen blitzenden Helmen und - und - es breitet sich ein merkwürdiges rotes Licht über die ganze Szene. Es scheinen viel mehr Männer in Hawkmoons Armee zu sein, als wir zuerst annahmen. Infanterie -und Kavallerie. Bei Huons Zähnen - verzeiht mein Lord - bei Flanas Brüsten! Das sind die fremdartigsten Krieger, die ich je gesehen habe!"
    „Wie sehen sie denn aus?"
    „Barbarisch - primitiv - von ungeheurer Wildheit. Sie schneiden durch unsere Truppen wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher