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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Autoren: Rachel Aaron
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»Ja, Meister Krigel, aber warum sind wir dann hier? Erwartet Ihr, dass sie kämpft?«
    »Meine Erwartungen haben damit nichts zu tun«, sagte Krigel. »Mir wurde befohlen, kein Risiko einzugehen und auf jeden Fall dafür zu sorgen, dass sie sich der Anklage stellt. Und dementsprechend riskiere ich nichts. Ich hoffe nur, dass ihr stark genug seid, um sie aufzuhalten, falls sie sich für eine Flucht entscheidet. Um ehrlich zu sein, würde ich eher auf den Hund setzen. Aber«, sagte er und lächelte in die ihm zugewandten, bleichen Gesichter, »man zieht mit der Armee in den Krieg, die man eben hat. Also versucht, kompetent auszusehen, und haltet eure Hände gesenkt. Ein Blick auf eure leeren Finger – und die ganze Sache fliegt auf.«
    In der Ferne begann eine Glocke zu läuten. Krigel warf einen kurzen Blick über die Schulter. »Das ist das Signal. Sie ist unterwegs. Auf die Plätze, sofort.«
    Alle stellten sich ordentlich auf, während Krigel auf der untersten Stufe schlecht gelaunt wie immer seinen Platz vor allen anderen einnahm. Und so wartete die Wand aus roten Roben und geballten Fäusten, während weit entfernt auf der langen, baumgesäumten Zufahrtsstraße eine große Gestalt auf einem langen, eleganten, nebelfarbenen Reittier sichtbar wurde. Sie durchquerte das schmale Tor, das den Bezirk des Geisterhofes vom Rest von Zarin abtrennte, und kam langsam auf sie zu.
    Als die Person näher kam, wurde klar, dass es sich um eine Frau handelte. Sie war groß, mit roten Haaren und saß in stolzer Haltung auf einem großen Etwas, das aussah, als hätte sich gefrorener Nebel mit einem Hund verbunden. Doch das war es nicht, was die jungen Spiritisten so nervös machte. In dem Moment, als die Frau den ersten der sorgfältig gepflegten Bäume erreichte, die den Turm umstanden, begann jeder Geist der Gruppe, inklusive der in Krigels Ringen, leise zu summen.
    »Beherrscht eure Geister«, zischte Krigel ihnen zu, bevor er seine eigenen mit einem bestimmten Wort zum Schweigen brachte.
    »Aber Meister«, quietschte eine der Spiritistinnen hinter ihm, während sie ihren zitternden Rubin umklammerte. »Hier stimmt etwas nicht. Mein Fackelgeist ist vollkommen verängstigt. Er sagt, dass die Frau ein Meer trägt.«
    Krigel warf dem Mädchen über die Schulter einen beißenden Blick zu. »Warum, glaubst du, habe ich zwei Dutzend von euch hier bei mir?« Er drehte sich wieder um. »Wappnet euch. Da kommt sie.«
    Hinter ihm drängten sich die Gestalten in roten Roben enger zusammen. Sie alle konzentrierten sich auf die Frau, die näher kam und jetzt beängstigender und verwirrender war als das Monster, das sie ritt.

    »Was jetzt?«, stöhnte Miranda und musterte erschöpft die Wand aus Rot auf den unteren Stufen vor dem Turm des Geisterhofes. »Vier Tage ständig unterwegs, und jetzt, da wir Zarin endlich erreichen, halten sie gerade irgendeine Zeremonie auf den Stufen ab. Sag mir nicht, dass wir an einem Paradetag angekommen sind.«
    »Sieht für mich nicht aus wie eine Parade«, sagte Gin und witterte die Luft. »Ich kann keine gebratenen Gänse riechen.«
    »Nun«, meinte Miranda lachend. »Mir ist egal, ob es eine Parade ist oder ob Meister Banage endlich den formellen Robenzwang durchgesetzt hat, mit dem er seit Jahren droht. Ich bin einfach froh, zu Hause zu sein.« Sie streckte sich auf Gins Rücken, um die Erschöpfung des langen Ritts aus den Knochen zu lösen. »Ich gehe jetzt einfach zu Banage und erstatte meinen Bericht.« Und gebe ihm Elis Brief, fügte sie im Stillen hinzu. Ihre Hand glitt unwillkürlich zu dem rechteckigen Papier in ihrer Brusttasche. Sie hatte den Brief nicht geöffnet, und heute konnte sie ihn endlich loswerden. »Danach«, fuhr sie mit einem breiten Grinsen fort, »werde ich ein schönes, langes Bad nehmen, bevor ich in meinem eigenen Bett richtig ausschlafe.«
    »Mir würde schon ein Schwein reichen«, sagte Gin und leckte sich die Lefzen.
    »Schön«, erwiderte Miranda. »Aber erst, nachdem ich mit dem Stallmeister gesprochen habe und jemand sich deinen Rücken angeschaut hat.« Sie pikte die verbundene Stelle, an der Nicos Hand vor nicht ganz einer Woche eingedrungen war. Gin wimmerte.
    »In Ordnung, ist ja gut«, knurrte er. »Tu das nur nicht noch mal.«
    Nachdem sie ihren Standpunkt dargelegt hatte, lehnte Miranda sich zurück und überließ es dem Hund, in seiner eigenen Geschwindigkeit auf den hohen Turm zuzulaufen, den sie seit ihrem dreizehnten Geburtstag ihr Zuhause nannte. Ihre
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