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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Autoren: Rachel Aaron
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Irritation über die Masse von Spiritisten in roten Roben, die ihr den einfachsten Weg in den Turm versperrten, verpuffte etwas, als sie an ihrer Spitze Krigel erkannte, Banages Assistenten und Freund. Vielleicht probte er etwas mit den jüngeren Spiritisten? Schließlich war er der Zeremonienmeister des Hofes. Doch als sie seine Miene sah, wurde ihr kalt. Krigel war nie besonders freundlich, aber der Blick, den er ihr jetzt zuwarf, sorgte dafür, dass sich ihr Magen verkrampfte. Es half auch nicht, dass keiner der Spiritisten hinter ihm ihr in die Augen sah, obwohl sie die einzige Person auf der Straße war.
    Sie achtete sorgfältig darauf, ihre Unruhe nicht zu zeigen. Stattdessen schenkte sie Krigel ein warmes Lächeln, während sie Gin am Fuße der Treppe anhielt.
    »Spiritist Krigel«, sagte sie und verbeugte sich. »Was bedeutet das hier?«
    Krigel erwiderte ihr Lächeln nicht. »Spiritistin Lyonette«, sagte er und trat einen Schritt vor. »Würde es Euch etwas ausmachen, abzusteigen?«
    Seine Stimme war kalt und abweisend, aber Miranda tat trotzdem, worum er gebeten hatte. Mit protestierenden Muskeln glitt sie von Gins Rücken. Sobald sie auf dem Boden stand, schwärmten wie auf Befehl die jungen Spiritisten aus und bildeten einen Kreis um sie. Miranda trat einen kleinen Schritt zurück; Gin knurrte tief.
    »Krigel«, sagte Miranda und lachte ein wenig, »was ist hier los?«
    Der alte Mann sah ihr direkt in die Augen. »Spiritistin Miranda Lyonette, auf Befehl der Turmwächter und des Rektor Spiritualis seid Ihr verhaftet. Ihr werdet aufgefordert, alle Waffen, Rechte und Privilegien abzugeben und Euch der Gerichtsbarkeit des Geisterhofes zu unterwerfen, bis Ihr Euch den Anklagen gegen Euch stellen müsst. Ihr werdet nun mit ausgestreckten Händen vortreten, bitte.«
    Miranda blinzelte ihn vollkommen verständnislos an. »Verhaftet? Weswegen?«
    »Das ist vertraulich und wird erst vom Hof beantwortet werden«, antwortete Krigel.
    »Mächte, Krigel«, sagte Miranda mit fast brechender Stimme. »Was ist hier los? Wo ist Banage? Das ist doch sicherlich ein Irrtum.«
    »Es ist kein Irrtum.« Krigel wirkte strenger als je zuvor. »Es war Meister Banage, der Eure Verhaftung angeordnet hat. Also, kommt Ihr freiwillig, oder müssen wir Euch davonschleifen?«
    Der Ring der Spiritisten trat drohend einen kleinen Schritt vor, und Gin knurrte lauter. Miranda stoppte ihn mit einem scharfen Blick.
    »Natürlich werde ich dem Rektor Spiritualis gehorchen«, sagte sie laut und streckte ihre Hände aus, die Handflächen kapitulierend nach oben gerichtet. »Drohungen sind nicht nötig, obwohl ich gerne eine Erklärung hätte.«
    »Alles zu seiner Zeit«, sagte Krigel. Er klang erleichtert. »Kommt mit mir.«
    »Ich brauche jemanden, der meinen Geisterhund versorgt«, sagte Miranda, ohne sich zu bewegen. »Er ist verletzt und müde. Er braucht Nahrung und jemanden, der sich um ihn kümmert.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass er in die Ställe gebracht wird«, antwortete Krigel. »Aber nun kommt, bitte. Ihr könnt Eure Sachen mitnehmen.«
    Miranda erkannte, dass es keine weiteren Zugeständnisse geben würde, also drehte sie sich um und löste ihr Bündel von Gins Seite.
    »Mir gefällt das überhaupt nicht«, knurrte der Geisterhund.
    »Glaubst du wirklich, ich bin begeistert?«, knurrte Miranda zurück. »Es muss ein Missverständnis sein, oder Meister Banage hat einen Plan. Was auch immer es ist, es wird sich schon bald aufklären. Lauf einfach, und ich melde mich, sobald ich etwas weiß.«
    Sie tätschelte ihn ein letztes Mal, bevor sie zu Krigel ging. Sofort wurde sie von fünf Spiritisten umringt, die sie in einem Kreis aus roten Roben und blitzenden Ringen einschlossen, während Krigel sie die Stufen nach oben und durch das große rote Tor führte.
    Krigel geleitete sie durch die gewaltige Empfangshalle, eine breite Treppe nach oben und dann durch eine Seitentür zu einer sehr viel bescheideneren Treppe. Schweigend stiegen sie über die Stufen höher und höher. Es lag an dem seltsamen Turm, dass sie viel schneller oben ankamen, als es hätte möglich sein sollen. Sie waren schon fast an der Spitze des Turms, als sie in einen langen Flur einbogen.
    Krigel hielt an. »Wartet hier«, sagte er und verschwand durch eine schwere Holztür am Flurende, sodass Miranda allein mit ihrer Eskorte zurückblieb.
    Die jungen Spiritisten standen regungslos um sie herum, die Fäuste um ihre Ringe geballt. Miranda konnte ihre Angst spüren,
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