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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel
Autoren: Marie Lu
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Menge hören. Der Lärm wird lauter und wieder leiser, ein stetiges Auf und Ab menschlicher Stimmen. Meine Augen schweifen im Gehen über die Flachbildschirme an den Wänden des Flurs - die Leute unten auf dem Platz wirken aufgepeitscht, wogen hin und her wie die See an einem stürmischen Tag, und ich sehe die Reihen von Soldaten, die sie zusammendrängen. Hin und wieder erblicke ich jemanden mit einer scharlachrot gefärbten Strähne im Haar. Soldaten kämpfen sich durch die Menge und kreisen die Leute ein, um sie zu verhaften, doch die scheint das nicht zu kümmern.
    Nach einer Weile stößt June wieder zu uns und läuft am Schluss unseres Trupps mit. Ich werfe einen Blick hinter mich, aber ich kann ihr Gesicht nicht sehen. Die Sekunden ziehen sich in die Länge. Was wird passieren, wenn wir den Hof erreichen?
    Schließlich betreten wir einen der Gänge, die direkt zum Exekutionshof führen.
    In dem Moment höre ich, wie Thomas, der junge Captain, sagt: »Ms Iparis.«
    »Was ist?«, erwidert June.
    Und dann - Worte, die sich wie Eis um mein Herz legen. Ich bezweifle, dass das zu ihrem Plan gehört.
    »Ms Iparis«, sagt er noch einmal, »Sie stehen unter Arrest. Bitte folgen Sie mir.«

JUNE
    Mein erster Impuls ist es, mich auf Thomas zu stürzen. Und das hätte ich auch getan, wenn wir nicht von so vielen Soldaten umringt gewesen wären. Ihn mit allem, was ich in die Finger bekomme, angreifen, ihn k. o. schlagen und mir anschließend Day schnappen und mit ihm zum Ausgang rennen. John habe ich bereits. In irgendeinem Flur auf dem Weg zurück zu seiner Zelle liegen zwei bewusstlose Soldaten. Ich habe John in einen Lüftungsschacht geschickt. Dort wartet er auf mein Zeichen. Ich wollte Day befreien, mein Signal rufen und dann sollte John wie ein Geist aus der Wand erscheinen und mit uns fliehen. Aber ohne dieses Überraschungsmoment und mit all den Soldaten um uns herum würde ich einen Kampf gegen Thomas niemals gewinnen.
    Also beschließe ich zu tun, was er sagt. »Unter Arrest?«, frage ich ihn mit gerunzelter Stirn. Er tippt sich höflich an die Mütze, so als wollte er sich entschuldigen, dann nimmt er mich beim Arm und beginnt, mich von Day und den Soldaten wegzuführen.
    »Commander Jameson hat mir den Befehl erteilt, Sie festzunehmen«, sagt er. Wir biegen um eine Ecke und gehen in Richtung Treppenhaus. Zwei weitere Soldaten schließen sich uns an. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Ich setze ein ärgerliches Gesicht auf. »Das ist doch lächerlich. Hätte der Commander sich nicht einen etwas weniger dramatischen Moment für diesen Unsinn aussuchen können?«
    Thomas antwortet nicht.
    Er führt mich die Treppe hinunter - zwei Etagen bis wir das Kellergeschoss erreichen, wo der Gang von Hinrichtungskammern, Schaltkästen und Lagerräumen gesäumt wird. (Ich weiß, warum wir hier unten sind. Sie haben die fehlende Elektrobombe bemerkt, die ich Kaede gegeben habe. Normalerweise hätte der Bestand erst wieder Ende des Monats geprüft werden sollen. Aber Thomas muss die Prüfung heute Morgen veranlasst haben.) Ich verdränge die wachsende Panik aus meinem Gesicht. Konzentrier dich, ermahne ich mich grimmig. Ein Mensch, der in Panik gerät, ist ein toter Mensch.
    Am unteren Ende der Treppe bleibt Thomas stehen. Er legt eine Hand auf seinen Gürtel und ich sehe den glänzenden Griff seiner Pistole. »Eine Elektrobombe ist verschwunden.« Die Hängelampen über uns werfen bösartige Schatten auf sein Gesicht. »Ich habe ihr Fehlen heute am frühen Morgen bemerkt, nachdem ich an Ihre Wohnungstür geklopft habe. Sie haben gesagt, Sie wären heute Nacht auf dem Dach gewesen. Wissen Sie etwas über die Bombe?«
    Ich blicke ihm fest ins Gesicht und verschränke die Arme. »Sie glauben, ich war das?«
    »Ich beschuldige Sie nicht, June.« Sein Gesichtsausdruck verändert sich, traurig, beinahe flehend blickt er mich an. Doch er lässt die Hand auf seiner Waffe liegen. »Aber das müsste schon ein großer Zufall sein, finden Sie nicht? Es haben nur sehr wenige Leute Zutritt zu diesen Räumen hier unten und die haben alle ein mehr oder weniger überzeugendes Alibi für gestern Nacht.«
    »Mehr oder weniger überzeugend?«, wiederhole ich mit so beißendem Spott, dass er errötet. »Das klingt aber ziemlich vage. Bin ich vielleicht auf den Bändern der Überwachungskameras zu sehen? Hat Commander Jameson Ihnen das alles eingetrichtert?«
    »Beantworten Sie meine Frage, June.«
    Ich starre ihn an. Er blinzelt, doch er
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