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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)
Autoren: Marie Lu
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Stimme, als könne sie jeden Moment brechen. »Das mit uns wird niemals funktionieren.«
    Und da ist er, der wahre Grund. Ich schüttele den Kopf, denn ich will den Rest nicht hören. Nicht das. Bitte sag es nicht, Day, bitte sag es nicht.
    »Wir können einen Weg finden«, beginne ich und im nächsten Moment sprudeln auch schon die Details aus mir heraus. »Ich könnte eine Weile bei der Stadtstreife arbeiten. Das wäre sowieso eine ziemlich praktische Lösung. Und die Assistentin eines Senators werden, wenn ich wirklich in die Politik gehen will. Zwölf von den Senatoren –«
    Day kann mir nicht einmal in die Augen sehen. »Es sollte nun mal nicht sein. Es ist … zu viel passiert.« Seine Stimme wird noch leiser. »Einfach zu viel.«
    Das Gewicht seiner Worte trifft mich wie ein Schlag. Das hier hat nichts mit dem Princeps-Amt zu tun, sondern mit allem anderen. Day würde mir genau dasselbe sagen, selbst wenn Anden mir niemals dieses Angebot gemacht hätte. Unser Streit in dem unterirdischen Bunker . Ich will ihm erklären, dass er sich irrt, doch nicht einmal das kann ich. Weil er recht hat. Wie konnte ich nur jemals denken, dass das, was ich ihm angetan habe, nicht irgendwann Konsequenzen haben würde? Wie konnte ich nur so arrogant sein zu glauben, dass am Ende schon alles gut werden würde, dass meine wenigen guten Taten all den Schmerz, den ich ihm zugefügt habe, aufwiegen würden? An der Wahrheit wird sich niemals etwas ändern. Egal, wie viel Mühe er sich gibt, er wird jedes Mal, wenn er mich ansieht, daran denken, was seiner Familie zugestoßen ist. Daran, was ich getan habe. Es wird ihn immer verfolgen, wird für alle Zeiten zwischen uns stehen.
    Ich muss ihn loslassen.
    Ich spüre Tränen in meinen Augen brennen, aber ich wage nicht, sie fließen zu lassen. »Also«, flüstere ich und meine Stimme zittert vor Anstrengung. »Das war es jetzt? Nach allem, was passiert ist?« Doch noch während ich es ausspreche, weiß ich, dass es keinen Zweck hat. Der Schaden ist längst angerichtet. Es gibt kein Zurück mehr.
    Day beugt sich vor und presst sich beide Hände auf die Augen. »Es tut mir so leid«, flüstert er.
    Die Sekunden ziehen sich dahin.
    Nach einer Ewigkeit schlucke ich krampfhaft. Ich werde nicht weinen. Liebe ist irrational, Liebe hat Konsequenzen – ich habe mir das alles selbst eingebrockt, also muss ich jetzt auch damit klarkommen. Komm damit klar, June. Ich bin diejenige, der es leidtun sollte. Schließlich, statt auszusprechen, was ich wirklich sagen will, gelingt es mir, das Zittern in meiner Stimme niederzukämpfen und eine angemessenere Antwort zu geben. Das was ich sagen sollte .
    »Ich werde Anden Bescheid geben.«
    Day fährt sich mit der Hand durchs Haar, öffnet den Mund, um etwas zu sagen, und schließt ihn dann wieder. Ich sehe ihm an, dass zu dieser Geschichte mehr gehört, als er mir erzählt hat, aber ich dränge ihn nicht. Es würde sowieso nichts ändern – es gibt auch so genug Gründe, warum wir nicht füreinander bestimmt sind.
    In seinen Augen spiegelt sich das Mondlicht, das durchs Fenster hereinfällt. Ein weiterer Moment vergeht, erfüllt allein vom Flüstern unseres Atems. »Tja, ich –« Seine Stimme bricht und er ballt die Hände zu Fäusten. Er bleibt noch eine Sekunde sitzen, als wollte er seine Kräfte sammeln. »Ich sollte dich jetzt schlafen lassen. Du musst müde sein.« Dann steht er auf und zieht seinen Mantel zurecht. Wir nicken einander ein letztes Mal zu. Er verbeugt sich förmlich, dreht sich um und geht davon. »Gute Nacht, June.«
    Mein Herz ist zerschmettert, in Fetzen gerissen, Blut strömt heraus. Ich kann ihn nicht einfach so gehen lassen. Wir haben zu viel zusammen durchgemacht, um uns jetzt wieder in Fremde zu verwandeln. Unser Abschied sollte nicht aus einer höflichen Verbeugung bestehen .
    Plötzlich bin ich auf den Beinen und stürze auf ihn zu, gerade als er die Tür erreicht. »Day, warte –«
    Er fährt zu mir herum. Bevor ich irgendetwas sagen kann, macht er einen Schritt auf mich zu und nimmt mein Gesicht in beide Hände. Er küsst mich ein letztes Mal, überwältigt mich mit seiner Wärme, haucht Leben und Liebe und sengende Trauer in mich hinein. Ich schließe meine Arme um seinen Hals, während seine Hände meine Taille umfassen. Meine Mund öffnet sich und seine Lippen bewegen sich verzweifelt an meinen, als wollte er mich verschlingen, jeden meiner Atemzüge in sich aufnehmen. Geh nicht , flehe ich lautlos. Aber ich spüre
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