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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)
Autoren: Marie Lu
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suchen, »hätten damals ziemlich schnell sterben sollen, aber Sie haben überlebt. Nun ja, jedenfalls sieht es jetzt so aus, als würden die Folgen Sie nun doch langsam einholen.« Er senkt die Stimme zu einem Flüstern. »Niemand weiß davon – nicht mal der Elektor. Wir wollen nicht, dass das Land zurück ins Chaos gestürzt wird. Anfangs dachten wir noch, wir könnten Sie mit einer Kombination aus Operationen und Medikamenten behandeln, doch als wir den Bereich näher untersucht haben, hat sich herausgestellt, dass das betroffene Gewebe stark mit dem gesunden verwachsen ist. Wir können an dieser Stelle nicht eingreifen, ohne dass Ihre kognitiven Fähigkeiten erheblich beeinträchtigt würden.«
    Ich schlucke krampfhaft. »Und? Was heißt das alles?«
    Der Arzt nimmt seufzend seine Brille ab. »Es heißt, dass Sie sterben werden, Day.«

JUNE
    20:07 UHR
ZWEI TAGE NACH DER ENTLASSUNG
OXFORD-HOCHHAUS, LODO-SEKTOR, DENVER
22 °C INNENTEMPERATUR
    Gestern um sieben Uhr morgens ist Day entlassen worden. Seitdem habe ich ihn dreimal angerufen, aber er hat nicht reagiert. Erst vor ein paar Stunden habe ich seine Stimme dann über meinen Ohrhörer gehört.
    »Hast du heute Zeit, June?« Er klang so sanft, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. »Kann ich vorbeikommen? Ich möchte mit dir reden.«
    »Komm ruhig rüber«, erwiderte ich. Und das war so ziemlich das ganze Gespräch.
    Bald wird er hier sein. Seit einer Stunde versuche ich mich irgendwie zu beschäftigen, indem ich erst die Wohnung geputzt und dann Ollies Fell gebürstet habe – und ich gebe nur ungern zu, dass ich trotzdem die ganze Zeit darüber nachgrübeln muss, was Day wohl mit mir besprechen will.
    Es ist seltsam, wieder ein eigenes Zuhause zu haben, das mit Tausenden von neuen, ungewohnten Sachen eingerichtet ist. Weiche Sofas, teure Kronleuchter, Glastische, Holzfußböden. Luxus, mit dem ich mich nicht mehr richtig wohlfühle. Draußen vor dem Fenster fällt feiner Frühlingsschnee. Ollie schläft neben mir auf einem der beiden Sofas. Nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus haben mich ein paar Soldaten mit dem Jeep hierher zum Oxford-Hochhaus gefahren und das Erste, was ich sah, als ich hereinkam, war Ollie, der wie verrückt mit dem Schwanz wedelte und mir stürmisch seine Schnauze in die Hand stieß. Wie ich erfahren habe, hat der Elektor schon vor langer Zeit veranlasst, dass mein Hund nach Denver gebracht und gut versorgt wurde. Gleich nachdem Thomas mich verhaftet hatte. Jetzt habe ich ihn wieder – dieses kleine Stück von Metias.
    Ich frage mich, wie Thomas wohl über all das denkt. Wird er sich einfach weiterhin stur ans Protokoll halten und sich bei unserer nächsten Begegnung vor mir verbeugen, um dadurch seine ewige Treue zur Republik zu demonstrieren? Vielleicht hat Anden ihn ja auch zusammen mit Commander Jameson und Razor verhaften lassen. Ich kann mich nicht entscheiden, was ich bei dieser Vorstellung empfinden soll.
    Gestern war Kaedes Bestattung. Sie wollten sie einäschern und ihr eine kleine Plakette an der Wand eines Friedhofswolkenkratzers widmen, aber ich habe darauf bestanden, dass sie etwas Besseres bekommt. Eine eigene Grabparzelle. Ein halber Quadratmeter Platz für sie ganz allein. Anden war natürlich einverstanden. Wenn Kaede noch am Leben wäre, wo wäre sie dann wohl jetzt? Hätte die Republik sie irgendwann in die Air Force übernommen? Ob Day schon an ihrem Grab war? Ob er sich an ihrem Tod genauso schuldig fühlt wie ich? Ist das vielleicht der Grund, warum er so lange gewartet hat, bis er sich nach seiner Entlassung bei mir gemeldet hat?
    Was wird jetzt? Wie soll es mit uns weitergehen?
    20:12   Uhr. Day kommt zu spät. Ich halte meinen Blick fest auf die Tür gerichtet, ich kann nicht anders, aus Angst, ihn zu verpassen, wenn ich auch nur einmal blinzele.
    20:15   Uhr. Ein leises Klingeln hallt durch meine Wohnung. Ollie bewegt sich, stellt die Ohren auf und fängt an zu winseln. Er ist da . Ich springe regelrecht von der Couch. Days Gang ist so leichtfüßig, dass nicht mal mein Hund seine Schritte draußen im Flur gehört hat.
    Ich öffne die Tür – und erstarre. Die Begrüßung, die ich vorbereitet hatte, bleibt mir im Hals stecken.
    Day steht vor mir, die Hände in den Taschen, und sieht umwerfend aus in seiner nagelneuen Republikuniform (schwarz mit dunkelgrauen Streifen an den Außenseiten der Hosenbeine und um die Ärmelaufschläge; Militärmantel mit breitem, diagonalem Revers im Stil der
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