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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)
Autoren: Marie Lu
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Hauptstadttruppen von Denver; aus seinen Hosentaschen lugen elegante weiße Neoprenhandschuhe, jeder mit einer feinen Goldkette verziert). Sein Haar, in dem zarte Schneeflocken glitzern, fällt ihm wie ein glänzender Vorhang bis auf die Schultern. Seine Augen sind hell, überwältigend blau und wunderschön; ein paar Schneekristalle schimmern auch in seinen langen Wimpern. Ich kann ihn kaum ansehen. Erst jetzt wird mir klar, dass ich ihn noch nie zuvor so förmlich gekleidet gesehen habe, schon gar nicht in der Ausgehuniform eines Soldaten. Auf so einen Anblick war ich nicht vorbereitet – ich habe nie darüber nachgedacht, wie sein gutes Aussehen wirken könnte, wenn es tatsächlich einmal darauf anlegt.
    Day bemerkt meinen Gesichtsausdruck und schenkt mir ein ironisches Grinsen. »Die habe ich nur schnell für ein Foto angezogen«, erklärt er und deutet auf seine Uniform, »Händeschütteln mit dem Elektor. War nicht meine Idee. Überraschenderweise. Ich hoffe, ich bereue es nicht eines Tages, mich bereit erklärt zu haben, diesen Typen zu unterstützen.«
    »Hast du dich an den Leuten vorbeigeschlichen, die sich vor deiner Wohnung versammelt haben?«, frage ich schließlich. Ich habe mich so weit gefasst, dass ich meine Lippen ebenfalls zu einem Lächeln verziehen kann. »Es heißt ja mittlerweile schon, dass sie dich als neuen Elektor wollen.«
    Day verdreht frustriert die Augen und gibt ein unwilliges Schnauben von sich. »Elektor Day? Ja, klar. Ich mag die Republik noch nicht mal. Das wird seine Zeit brauchen. Aber das mit dem Vorbeischleichen stimmt. Ich will mich lieber noch nicht direkt mit den Leuten auseinandersetzen.« In seiner Stimme liegt eine Spur von Traurigkeit, etwas, das mir sagt, dass er schon an Kaedes Grab gewesen sein muss. Als er meinen Blick bemerkt, räuspert er sich und reicht mir eine kleine Samtschachtel. Die distanzierte Höflichkeit seiner Geste verwirrt mich. »Ist mir auf dem Weg hierher ins Auge gefallen. Für dich, meine Süße.«
    Mir entweicht ein kleiner überraschter Laut. »Danke.« Ich nehme die Schachtel vorsichtig entgegen und betrachte sie einen Moment, dann blicke ich ihn mit schräg gelegtem Kopf an. »Gibt’s einen besonderen Anlass?«
    Day streicht sich das Haar hinters Ohr und gibt sich Mühe, gleichgültig zu wirken. »Dachte nur, es würde schön an dir aussehen.«
    Behutsam öffne ich die Schachtel und schnappe nach Luft, als ich sehe, was darin ist: eine silberne Kette mit einem kleinen, tropfenförmigen Rubinanhäger, der mit winzigen Diamanten besetzt ist. Drei dünne Silberdrähte winden sich um den Stein. »Der ist … wunderschön«, hauche ich. Meine Wangen glühen. »Das muss doch ein Vermögen gekostet haben.« Seit wann benutze ich so unverbindliche Floskeln, wenn ich mit Day rede?
    Er schüttelt den Kopf. »Die Republik überhäuft mich gerade nur so mit Geld, um mich bei Laune zu halten. Der Rubin ist doch dein Geburtsstein, oder? Na ja, ich dachte einfach, du solltest vielleicht ein etwas netteres Andenken an mich haben als einen Ring aus Büroklammern.« Er streichelt Ollie über den Kopf und sieht sich dann übertrieben interessiert in meiner Wohnung um. »Nette Bude. Sieht fast so aus wie meine.« Day hat eine ganz ähnliche, streng bewachte Wohnung ein paar Blocks weiter in derselben Straße bekommen.
    »Danke«, sage ich noch einmal und lege die Schachtel fürs Erste vorsichtig auf den Küchentisch. Dann zwinkere ich Day zu. »Aber der Büroklammerring hat mir trotzdem am besten gefallen.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde zuckt Freude über sein Gesicht. Ich will meine Arme um ihn schlingen und ihn an mich ziehen, aber seine gesamte Haltung strahlt eine Ernsthaftigkeit aus, die mir das Gefühl gibt, ich sollte lieber auf Abstand bleiben.
    Ich wage einen vorsichtigen Versuch, herauszufinden, was mit ihm los ist. »Wie geht es Eden?«
    »Ganz gut.« Day sieht sich abermals im Zimmer um und richtet seinen Blick dann wieder auf mich. »Den Umständen entsprechend, natürlich.«
    Ich senke den Kopf. »Das … das mit seinen Augen tut mir leid. Er ist –«
    »Er ist am Leben«, fällt Day mir sanft ins Wort. »Und darüber bin ich schon glücklich.«
    Ich nicke verkrampft und Schweigen breitet sich zwischen uns aus.
    Nach einer Weile sage ich: »Du wolltest mit mir reden.«
    »Ja.« Day blickt nach unten, zupft an seinen Handschuhen und schiebt dann die Hände in die Hosentaschen. »Ich habe von der Beförderung gehört, die Anden dir angeboten
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